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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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Steinschuhe trug, ging ihn nichts an, er wollte sich nicht in weitere Geschichten verzetteln, sondern sich ausschließlich auf seine Aufgabe konzentrieren. Allerdings konnte er die Frau nicht einfach so zurücklassen, sie schien schon zu lange hier oben zu stehen, war deswegen wahrscheinlich nicht mehr ganz bei Sinnen. »Wenn Ihr Euch so festhalten könnt, dass Ihr mich nicht erwürgt, nehme ich Euch auf meinem Rücken mit hinunter.«
    Die betrübte Miene der Frau hellte sich schlagartig auf. »Das würdet Ihr tun? Wirklich?«
    »Ja. Versuchen wir es.« Die Frau war um mehr als einen Kopf kleiner als er und sah nicht schwer aus. Lediglich die Steinschuhe könnten ein Problem sein. Aber Rowarn war jung und trotz seiner schmalen Statur kräftig. Seine dämonische Hälfte verlieh ihm eine ungewöhnliche Stärke. Er band sich den Reisebeutel vor den Bauch, ging leicht in die Knie, und die Frau klammerte sich an ihn. Er stützte sie nach hinten mit den Armen, richtete sich auf und machte sich an den Abstieg.
    Zunächst ging es gut voran. Die Frau hielt sich fest, ohne Rowarn in der Bewegung zu beeinträchtigen, und gab ihm Hinweise, wo er gut auftreten konnte.
    »Ihr habt Glück, dass Ihr mich getroffen habt, junger Mann«, gackerte sie. »Ohne mich hättet Ihr den Pfad nach unten niemals gefunden. Er verbirgt sich vor den Suchenden, wisst Ihr? Zum Dank, dass Ihr mich nach Hause bringt, führe ich Euch.«
    »Gibt es nur diesen einen Weg nach Ganduria?«
    »Allerdings. Schon so manches Heer versuchte es außenherum, doch gelangt es am Ende stets an einen breiten und tiefen Graben, über den man nur gelangt, wenn man fliegen kann. Und ich kenne nur wenige, die das können, etwa wie die Daranil, doch diese gehören zu den Alten Völkern. Sie hegen kein Interesse am Raub von Zwergenschätzen.«
    »Ich auch nicht«, versicherte Rowarn.
    »Dessen bin ich mir sicher«, antwortete die Frau. »Euch fehlt das hungrige Glitzern in den Augen.«
    Der Pfad war sehr schmal und abschüssig, stellenweise rutschig mit Sand und Geröll. Rowarn geriet bald ins Schwitzen und war dankbar, dass der Himmel bedeckt war.
    »Kommt hier jemals die Sonne zum Vorschein?«, fragte er.
    »Durchaus«, kicherte die Frau. »Herrliche Tage erwarten uns.«
    Die Steinschuhe waren schwer. Die Beine der Frau hingen steif herab. Rowarns gekrümmter Rücken begann zu schmerzen, und die Armmuskeln verkrampften sich. Zudem wurde der Pfad steiler und glatter. Immer wieder musste Rowarn seine Hände zu Hilfe nehmen, und dann rutschte die Frau seinen Rücken hinunter. Mehrmals musste er ums Gleichgewicht kämpfen, und sein Atem ging keuchend.
    »Habt Ihr eine Freundin, junger Herr?«, fragte die Frau, wohl, um ihn abzulenken.
    Jetzt musste Rowarn vorsichtig sein. Er entschloss sich zur halben Wahrheit. »Es gibt eine edle Dame, die ich verehre.«
    »Und seid Ihr ihretwegen hier?«
    »Ja, sie gab mir den Auftrag.«
    Die Frau gackerte. »Und wenn Ihr ihn erfüllt, wird sie Euch erhören?«
    »Das und mehr«, lachte Rowarn. »So habe ich es zumindest geplant.«
    »Aber was könnte sie von König Jokim wollen?«
    »Ich hörte, er würde den besten Ushkany brennen.«
    Beinahe hätten sie das Gleichgewicht verloren, als die Frau zu schaukeln anfing. Fassungslos rief sie: »Eure Angebetete schickt Euch wegen Ushkany auf diese Reise?«
    »Nein, es ist ein bisschen komplizierter, gute Frau«, erwiderte Rowarn.
    »Ja, scheint mir auch so. Aber achtet darauf, dass Ihr wegen Eurer Liebe nicht Euch selbst verliert! Das bringt nur Unheil.«
    »Ihr glaubt nicht an die wahre Liebe?«
    »Bah, ein Lügengespinst! Es gibt keine Liebe, nur Begehrlichkeiten und Gier. Ihr werdet es noch merken, bevor Ihr so alt seid wie ich, junger Mann.«
    Rowarn kämpfte sich einige steile Felsstufen hinunter und war schweißgebadet, aber erleichtert, als sie heil wieder auf dem Weg ankamen. Es war jetzt ein wenig leichter zu gehen, und er konnte durchatmen. »Dann seid Ihr wohl tief verletzt worden«, sagte er nachsichtig. »Haben Eure Steinschuhe damit zu tun?«
    »Das ist eine ungehörige Frage.«
    »Schon gut, schon gut! Bitte schaukelt nicht so, sonst stürzen wir beide doch noch ab.«
    Rowarn hätte gern einmal eine Pause eingelegt und die Frau abgesetzt, aber er musste erschrocken feststellen, dass das nicht ging. Es war, als wäre sie inzwischen fest mit seinem Rücken verwachsen, ihre Hände vorn an seinem Hals unauflöslich ineinander verschränkt. Wie lange würde er diese Last tragen müssen?

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