Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Lebenszeit, wie es aussieht. Doch wir Zwerge legen nicht allzu viel Wert auf höfisches Getue und strenge Etikette, das raubt uns zu viel von den Annehmlichkeiten des Lebens. In erster Linie sind wir Handwerker und wissen mit den Händen zu arbeiten; Müßiggang ist nicht unsere Art.«
Rowarn hustete und vermutete, dass er seine Schulter in den nächsten Tagen nicht allzu sehr in Anspruch nehmen konnte. »Ich danke Euch ...«, stieß er hervor. »Auf so einen offenen Empfang war ich nicht gefasst.«
»Warum? Ihr kennt doch wohl Kriegskönig Olrig?«
»Ja ... schon ...«
»Na, seht Ihr. Ein prächtiger Mann, der Stolz des ganzen Volkes und das beste Beispiel für Zwergenart. Nun, lasst mich Euch vorstellen: Ich bin Jokim, und diese unglaublich schöne Frau – die nur leider viel zu dünn geraten ist, was ich ihr aber immer noch nicht abgewöhnen kann – ist meine Königin Esdrella, die wahre Herrscherin des Reiches, klug und weise und die beste Geschäftsfrau, die man sich vorstellen kann. Ohne sie wäre mein Reich arm und heruntergekommen.«
»Du übertreibst, mein Lieber«, sagte die Königin mit ebenfalls völlig veränderter Miene, gefasst und freundlich.
Das Königspaar wollte ganz offensichtlich nicht, dass Rowarn erfuhr, was sie beschäftigte, und verstanden es meisterhaft, sich zu beherrschen. Esdrella reichte Rowarn die Hand, er beugte sich artig darüber und führte sie kurz an seine Lippen. Ihre Ausstrahlung und ihr sinnlicher Duft nach Bergrosen und Nachtglöckchen machten ihn schwindlig, und er merkte, wie ihm das Luftholen schwerer fiel. Nicht einmal die Witwe Larinda war so atemberaubend gewesen.
»Es ist mir eine Ehre, Euch kennenzulernen, ehrenwerte Königin, aber ich glaube, Euer Gatte hat maßlos untertrieben, und Ihr solltet ihn dafür rügen«, bemerkte Rowarn, am Rande seiner Fassung.
»Ein wohlerzogener und sehr hübscher junger König, der sich auf Galanterie versteht, man höre und staune«, schmunzelte Esdrella, und ihre meerblauen Augen blitzten auf. »Vielleicht sollten wir unsere Kinder auch zu den Velerii in die Lehre schicken?«
»Ein Gedanke, der Jahrzehnte zu spät kommt«, lachte König Jokim. Er bedeutete den wartenden Beratern mit einer Geste, sich zurückzuziehen. »Findet einen Weg! Ich bin bald wieder bei euch, doch die Gastfreundschaft geht vor.« Kurzzeitig fiel ein Schatten über sein Gesicht, doch dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Nun!«, sagte er munter zu Rowarn. »Kommt an unsere Tafel, lasst Euch bedienen, und ich will Euch ein wenig von unserem Land erzählen, während Ihr Euch erholt.«
Der Aufforderung kam Rowarn gerne nach, er war überaus hungrig (der Honigapfel war längst in den Untiefen seines leeren Magens verschollen) und freute sich auf eine bequeme Sitzgelegenheit. Das Königspaar führte ihn zu einer Tafel in der Nähe eines Kamins, die reichhaltig mit Schnitzereien verziert war, genauso wie die gepolsterten Stühle. Eine Großfamilie konnte daran Platz nehmen, doch in diesem Moment waren sie nur zu dritt.
»Nicht dahin!«, gebot Jokim Einhalt, als Rowarn auf den Platz gegenüber der am Kopfende befindlichen königlichen Lehnstühle zustrebte. »Sonst muss ich so schreien, und ich kann Euch kaum sehen.«
»An meine Seite, wenn ich bitten darf«, lächelte Esdrella und wies auf den Platz zu ihrer Rechten an der Längsseite der Tafel. Jede ihrer Bewegungen war pure Anmut, die Armreifen und Ohrgehänge klimperten und klingelten dazu leise in einer süßen Musik. Sie gab der Dienerschaft gleichzeitig einen Wink, und kurz darauf bog sich der schwere Tisch unter den reichhaltigsten Genüssen.
Rowarn stürzte sich als Erstes gierig auf einen Krug Wasser, den er innerhalb kurzer Zeit fast zur Gänze leerte. Erst dann konnte er sich wieder seiner Höflichkeit besinnen und lächelte das Königspaar verlegen an. »Verzeihung, ich war sehr durstig ...«
Jokim winkte ab. »Verständlich, der Weg hierher führt durch sehr trockenes Land. Was wollt Ihr nun trinken? Wein? Bier? Ah, natürlich zuallererst einen Ushkany, um den Magen freundlich zu stimmen.« Der König übernahm es mit Vergnügen selbst, das flüssige Gold in spezielle Gläser einzuschenken und zu verteilen. Mit funkelndem Blick beobachtete er Rowarn, als dieser vorsichtig schnupperte und dann kostete, und lachte über das Aufleuchten in den Augen des jungen Mannes. »Seht Ihr: Das ist der wahre Lebenssaft! Zum Wohl!«
Forsch griff Rowarn nun beim Essen zu, er wusste, dass er bei
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