Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Goldstaub ... es ist alles nichts Besonderes, aber ich arbeite gern damit.«
»Es ist alles wunderschön und kostbar. In einer Menschenstadt oder wahrscheinlich auch in Ennishgar würdest du mit der Arbeit nicht hinterherkommen. Mag sein, dass die Zwerge hier anderen Luxus gewöhnt sind, aber ich könnte mir nichts Feineres wünschen.«
Mirella hatte dasselbe verschmitzte Grinsen wie ihr Bruder. »Was für ein artiger Bursche! Jetzt verstehe ich, warum meine Mutter die ganze Zeit von dir geschwärmt hat.«
»Oh ...« Rowarn bekam glühende Wangen und drehte sich hastig einem Tisch mit Auslagen zu.
Mirella verschwand und kehrte aus dem hinteren Teil des Raums zurück, mit einem in verschiedenen Blautönen gehaltenen, seidig glänzenden Schultertuch, an dem lange, mit Goldfäden durchwirkte Fransen hingen. Genau passend zu Arlyns außergewöhnlichen Augen und ihrer Lieblingsfarbe für Kleidung. »Das bringst du ihr mit, aber es ist nur die Beigabe für etwas anderes.« Sie hielt die geöffnete linke Hand hoch, und darin lag ein wunderhübsches Paar Ohrgehänge mit glitzernden Kristallkörnchen, die in ein zartes Goldgeflecht eingearbeitet waren. Genau diese hatte Rowarn bei seiner Ankunft sehnsüchtig durch das Fenster betrachtet.
»Woher weißt du ...«, begann er verdattert, doch Mirella winkte ab.
»Ich wäre keine gute Geschäftsfrau, wenn ich nicht wüsste, was meine Kunden wollen. Nimm es für Arlyn, Rowarn. Sie wird sich darüber freuen.«
»Aber ... ist das nicht zu viel?«
»Was denkst du, wie viel mein Leben wert ist? Oder auch meine Jungfräulichkeit?«
»Wie ... wie ...«
»Kein Grund, schon wieder zu erröten. Ich bin Ehrenjungfrau, und zwar freiwillig. Zu den Festen der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernten zelebriere ich die Rituale. Ich liebe es, das zu tun, denn es gibt mir das Gefühl, am Kreis des Lebens teilzuhaben und der Erde verbunden zu sein. Ich lebe enthaltsam und beobachte jedes Zeichen am Himmel, jedes neue Korn, das reift, jedes Tier, das geboren wird. Ich bin mit diesem Tal verbunden, und ich höre seinen Herzschlag. Gomwei hat ganz genau gewusst, warum er gerade mich entführt hat, aber so funktioniert das eben nicht.« Mirella drückte Rowarn das Geschenk in die Hand und schob ihn Richtung Tür. »So. Und jetzt gehst du.«
Rowarn war schon halb auf der Schwelle, da stemmte er die Füße in den Boden und sah sie verzagt an. »Ich ... ich weiß nicht, wohin«, gestand er verlegen. »Ich habe keine Ahnung, wie ich das Freie Haus finden soll ...«
Sie stützte die Arme in die Seiten und schüttelte den Kopf, als wollte sie sagen: Und so einen schicken sie auf diese Reise? »Wie bist du wohl hierher gekommen?«
»Durch eine Tür.«
»Na, dann such dir eine Tür.«
Rowarn schluckte. Unwillkürlich ließ er seinen Blick schweifen. Der hintere Bereich des Raumes hatte bisher im Dunkeln gelegen. Aber nun schaute die Sonne durchs Fenster herein und warf einen schmalen Streifen Licht dorthin. »Ich sehe eine Tür.«
»Also dann«, sagte Mirella, wandte sich ab und verschwand hinter einem Kleiderhaufen.
Was hatte er schon zu verlieren. Vielleicht landete er im Hinterhof oder in einer Jauchegrube, was auch immer. Er musste es wissen. Forsch schritt Rowarn aus, drückte den Griff herunter, schob die Tür auf, die sich widerstandslos öffnen ließ, und trat hindurch.
Mattes Dämmerlicht empfing ihn, alles wirkte genauso, wie er es verlassen hatte. Es war immer noch oder schon wieder dunkel. Staunend schloss Rowarn die Tür hinter sich und fand sich in derselben Nische wieder, die der Wirt für ihn und Arlyn reserviert hatte.
Lauschend sah er sich um. Niemand war in der Nähe. Leise öffnete er die Tür zum Gastzimmer und trat ein. Arlyn lag im Bett und schlief. Ein Nachtlicht brannte matt in einer Glasschale, und Rowarn stand einige Augenblicke still und betrachtete seine Königin. Sie lag auf dem Rücken, die Decke war leicht verrutscht und offenbarte eine nackte Brust und einen schimmernden glatten Schenkel. Arlyns Gesicht lag im Halbdunkel, das ihre Züge weich nachzeichnete, friedlich und entspannt.
Rowarn schluckte schwer. Am liebsten hätte er alles von sich geworfen und sich auf sie gestürzt, sie mit Küssen bedeckt, ihre Lust mit seinen Händen geweckt, sie verschlungen und ganz in sich aufgenommen. Doch er bewahrte seine Fassung. Leise legte er den Reisebeutel ab. Er hatte keine Vorräte und kein Wasser mehr, also war es nutzlos, ihn weiter mit sich zu tragen. Die
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