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Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Die Clans des Alpha-Mondes: Roman

Titel: Die Clans des Alpha-Mondes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Zielsetzung; ihr Feind war der Tod.
    Doch beim Simulacrum Daniel Mageboom würde es das genaue Gegenteil sein; statt ihn zu bekämpfen, würde es den Tod herbeizwingen.
    Nach dem, was Chuck gerade gesehen hatte, konnte er Joan Trieste natürlich unmöglich sagen, was er plante. Bedeutete dieser Fall nicht auch, daß er sie praktisch nicht mehr sehen durfte? Es erschien ihm beinahe selbstzerstörerisch, einen Mord in Szene zu setzen, während er gleichzeitig mit der Angestellten einer Polizeiagentur verkehrte. Wollte er etwa geschnappt werden? War dies ein unterschwelliger selbstmörderischer Impuls?
    »Einen halben Lappen für Ihre Gedanken«, sagte Joan.
    »Pardon?« Er blinzelte.
    »Ich bin nicht Lord Flieh-den-Geiz; ich kann Ihre Gedanken nicht lesen. Sie wirken so ernsthaft. Ich nehme an, es liegt an den Schwierigkeiten in Ihrer Ehe. Ich fände es schön, wenn ich Sie aufheitern könnte.« Sie dachte nach. »Wenn wir mein Silo erreicht haben, kommen Sie mit rein, und dann…« Urplötzlich errötete sie; ihr fiel offenbar ein, was der Schimmelschleim gesagt hatte. »Nur auf einen Drink«, sagte sie steif.
    »Sehr gern«, sagte Chuck, dem ebenfalls einfiel, was Lord Flieh-den-Geiz vorhergesehen hatte.
    »Hören Sie«, sagte Joan. »Bloß weil dieser ganymedische Gschaftlhuber sein Pseudopodium – oder wie er es nennt – in unser Leben gesteckt hat, bedeutet das nicht…« Sie brach gereizt ab, und ihre Augen funkelten lebhaft. »Verflucht soll er sein. Wissen Sie, er könnte potentiell sehr gefährlich werden. Ganymeder sind so ehrgeizig… Wissen Sie noch, unter welchen Bedingungen sie in den terranisch-alphanischen Krieg eingetreten sind? Sie sind alle gleich – eine Million Eisen im Feuer, und ständig darauf aus, Möglichkeiten auszubaldowern.« Sie legte die Stirn in Falten. »Vielleicht sollten Sie aus dem Silo ausziehen, Chuck. Weg von ihm.«
    Dazu ist es ein bißchen zu spät, dachte Chuck ernüchtert.
    Sie erreichten Joans Silo. Chuck sah, daß es sich dabei um ein modernes, erfreuliches Gebäude handelte. Es war mit äußerst einfachen Mitteln gestaltet und lag – wie alle neuen Silos – zum größten Teil unter der Erde. Statt sich in die Lüfte zu erheben, drang es nach unten vor.
    »Ich wohne im sechzehnten Stock«, sagte Joan, als sie nach unten fuhren. »Man lebt dort ungefähr so wie in einem Bergwerk. – Pech, wenn man an Klaustrophobie leidet…« Einen Augenblick später, vor der Tür, holte sie ihren Schlüssel hervor, schob ihn ins Schloß und fügte philosophisch hinzu: »Allerdings ist es stark gepanzert, für den Fall, daß die Alphaner noch mal angreifen. Zwischen mir und der Atombombe liegen fünfzehn Ebenen.« Sie öffnete die Tür. Die Lampen gingen an und beleuchteten sie weich und nebelhaft.
    Ein heller Lichtstrahl zuckte plötzlich auf und erlosch wieder. Chuck war zunächst geblendet, doch dann sah er mitten im Zimmer einen Mann stehen, der eine Kamera in den Händen hielt; einen Mann, den er erkannte. Und verabscheute.
    »Hallo, Chuck«, sagte Bob Alfson.
    »Wer ist das?« fragte Joan. »Und warum hat er uns fotografiert?«
    »Immer die Ruhe bewahren, Miss Trieste«, sagte Alfson. »Ich bin der Anwalt der Gattin Ihres Geliebten. Wir brauchen einen Beweis für den Prozeß, der übrigens…« Er sah Chuck an. »Er ist für nächsten Montag zehn Uhr in Richter Brizzolaras Sitzungssaal anberaumt worden.« Er lächelte. »Wir haben die Sache beschleunigt; Ihre Gattin möchte alles so schnell wie möglich hinter sich haben.«
    »Verschwinden Sie aus dieser Wohnung«, sagte Chuck.
    Alfson ging zur Tür und sagte: »Aber gern. Der Film, den ich verwendet habe… Ich bin sicher, er ist Ihnen beim CIA schon mal begegnet. Er ist teuer, aber hilfreich.« Und er erklärte Chuck und Joan: »Ich habe nur eine Agfom-Zeitaufnahme gemacht. Bringt das in Ihnen was zum Klingen? In dieser Kamera habe ich nicht nur die Aufzeichnung dessen, was sie gerade getan haben, sondern auch das, was sich in der nächsten halben Stunde hier abspielen wird. Ich glaube, dafür wird sich Richter Brizzolara weitaus mehr interessieren.«
    »Hier wird sich während der nächsten halben Stunde gar nichts abspielen«, sagte Chuck, »weil ich nämlich gehen werde.« Er drückte sich an dem Anwalt vorbei in den Korridor. Er mußte so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    »Ich glaube, da irren Sie sich«, sagte Alfson. »Ich glaube, daß etwas von Wert auf diesem Film sein wird. Aber was sollte es Sie kümmern?

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