Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
war mal kurz die seine gewesen, aber er war ihrer müde geworden, nachdem sie ihm zwei Kinder geboren hatte – und schrie aufgebracht einen großen weißen Ziegenbock an, der in ihren Gemüsegarten eingedrungen war. Der Ziegenbock fraß genüßlich weiter. Als die Frau ihn fast erreicht hatte, bockte er, trat mit den Hinterläufen aus und machte sich davon, wobei die Salatblätter noch immer aus seinem Maul hingen. Eine von seinen Aktivitäten aufgeschreckte Entenschar quakte in verschiedenen Stadien der Panik und zerstreute sich schnell. Ignatz lachte. Enten nahmen immer alles so ernst.
Nachdem er ein Brett für das Feuer zerkleinert hatte, kehrte er in die Hütte zurück. Die Katzen folgten ihm auf dem Fuße. Ignatz schlug ihnen die Tür vor der Nase zu, doch einem Kätzchen gelang es, sich an ihm vorbei- und hineinzuschleichen. Ignatz kniete sich vor den eisernen Müllverbrenner und fing an, Feuer zu machen.
Elsie, seine gegenwärtige Gattin, lag unter einem Deckenstapel auf dem Küchentisch. Sie würde erst aufstehen, wenn das Feuer brannte und der Kaffee fertig war. Er nahm es ihr nicht übel.
An einem kalten Morgen wie diesem stand niemand gern auf: Es dauerte immer eine geraume Weile, bis Gandhitown sich rührte – wenn man von jenen Hebs absah, die die ganze Nacht herumgewandert waren.
Ein kleines, nacktes Kind tauchte aus dem einzigen Schlafraum der Hütte auf. Es blieb daumenlutschend stehen und schaute Ignatz stumm beim Feuermachen zu.
Hinter dem Kind quäkte der Lärm eines Fernsehers. Der Ton war da, nicht aber das Bild. Die Kinder konnten nichts sehen, sondern nur hören. Ich sollte es reparieren, dachte Ignatz. Aber er verspürte kein Gefühl der Eile. Bevor der Sendeturm in Da Vinci Heights den Betrieb aufgenommen hatte, war das Leben einfacher gewesen.
Als er Kaffee machen wollte, stellte er fest, daß er den Kessel nicht finden konnte. Um keine Zeit zum Suchen zu verschwenden, erhitzte er eine Pfanne voll Wasser über dem Propankocher, und als es kochte, schüttete er eine große, unabgemessene Handvoll Bohnen hinein. Der warme, aromatische Duft breitete sich gerade in der Hütte aus, als er bemerkte, daß ihn eine Vision überkam.
Ignatz blieb starr stehen. Dem Kätzchen, das sich in die Hütte hatte schleichen können, war es inzwischen gelungen, ins Spülbecken zu klettern, wo es einen Essensrest vom Vorabend fand. Es fraß voller Gier, und die Geräusche, die es dabei erzeugte, mischten sich ebenso wie sein Anblick mit anderen Geräuschen und Anblicken. Und die Vision wurde stärker.
»Ich möchte Haferflocken zum Frühstück«, sagte das nackte Kind an der Schlafzimmertür.
Ignatz Ledebur antwortete nicht. Die Vision hielt ihn jetzt in einem anderen Land fest. Oder vielmehr in einem Land, das so real war, daß es keinen Platz hatte; es radierte die räumliche Dimension aus, war weder hier noch dort. Und in zeitlichen Begriffen…
Es schien immer schon existiert zu haben, wenn er dafür auch keine Gewißheit hatte. Vielleicht existierte das, was er sah, zeitlich überhaupt nicht. Vielleicht hatte es keinen Beginn, und was er auch tat – es würde niemals enden, weil es einfach zu groß war. Es hatte sich möglicherweise völlig von der Zeit losgerissen.
»He«, murmelte Elsie schlaftrunken. »Wo bleibt mein Kaffee?«
»Warte«, sagte Ignatz.
»Warte? Ich kann ihn doch riechen, verflucht noch mal. Wo ist er also?« Sie rappelte sich in eine sitzende Stellung auf und warf die Decken beiseite. Ihr Körper war unbedeckt, ihre Brüste hingen herunter. »Ich fühle mich scheußlich. Ich glaube, ich muß mich übergeben. Ich nehme an, deine Rotznasen sind im Bad?« Sie rutschte vom Tisch herunter und ging unsicher durch den Raum. »Warum stehst du so da rum?« fragte sie und blieb mit einem mißtrauischen Blick vor der Badezimmertür stehen.
»Laß mich allein«, sagte Ignatz.
»Laß mich allein? Du hast sie wohl nicht alle! Es war doch deine Idee, daß ich zu dir ziehe. Ich habe Frank nie verlassen wollen.« Sie ging ins Bad und knallte die Tür hinter sich zu. Die Tür sprang wieder auf, und sie drückte sie erneut zu; diesmal hielt sie sie mit einem Fuß geschlossen.
Die Vision hatte nun geendet. Ignatz wandte sich enttäuscht um, ging mit der Kaffeepfanne zum Tisch, schubste die Decken auf den Boden, stellte zwei Becher hin, die vom letzten Abendessen übriggeblieben waren, und füllte sie mit dem heißen Kaffee aus der Pfanne. Gequollene Bohnen trieben an der Oberfläche jedes
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