Die Clans des Alpha-Mondes: Roman
aussieht, ohne wirklich etwas zu tun«, sagte Patty. »Ich möchte nicht nur in einem engen, brustfreien Kleid hereinkommen und eine Beigabe sein. Ich bin Schauspielerin, ich möchte Text sprechen.« Sie gab ihm das Skript zurück. »Bitte, Mr. Rittersdorf«, sagte sie, »machen Sie doch etwas mehr aus meiner Rolle. Bunny hat die Szene doch noch nicht gesehen, oder? Nur Sie und ich kennen sie. Vielleicht können wir uns etwas ausdenken. Wie wäre es mit einer Restaurantszene? Siggi trifft das Mädchen – Sharon – in einem kleinen, abseits gelegenen Restaurant, und dann taucht seine Frau auf… Wenn sie ihn statt zu Hause an Ort und Stelle fertigmacht, könnte Sharon, also ich, auch in dieser Szene auftauchen.«
»Hmm«, machte Chuck. Er nippte an seinem Drink. Es war ein komisches, süßes Zeug, fast so wie Honigwein. Er verspürte das Verlangen, Patty zu fragen, was er enthielt. Patty, die ihm gegenübersaß, hatte ihr Glas bereits geleert; nun kehrte sie zum Sideboard zurück, um sich einen neuen Drink zu machen.
Chuck stand ebenfalls auf, ging zu ihr und blieb neben ihr stehen. Ihre kleine Schulter berührte die seine, und er konnte das besonders eigenartige Aroma des Getränks riechen, das sie zubereitete. Eine Zutat, bemerkte er, kam einwandfrei aus einer Nicht-T-Flasche; dem Etikett nach aus einer alphanischen.
»Sie kommt von Alpha I«, sagte Patty. »Ich habe sie von Bunny geschenkt bekommen; er hat sie von einem befreundeten Alphaner. Bunny kennt wirklich jedes Lebewesen im bewohnten Universum. Wußten Sie, daß er eine Zeitlang im Alpha-System gelebt hat?« Sie hob ihr Glas, drehte sich zu Chuck um und nahm nachdenklich einen Schluck. »Ich würde auch mal gern ein anderes Sonnensystem besuchen. Ich glaube, danach fühlt man sich irgendwie – übermenschlich.«
Chuck stellte sein Glas hin und legte die Hände auf Patty Weavers schmächtige und ziemlich harte Schultern. Ihr Kleid knisterte. »Ich kann deine Rolle etwas erweitern«, sagte er.
»Okay«, sagte Patty. Sie lehnte sich an ihn und legte seufzend den Kopf gegen seine Brust. »Es bedeutet mir eine Menge«, sagte sie. Ihr langes, kastanienbraunes Haar rieb über sein Gesicht und kitzelte seine Nase. Chuck nahm ihr das Glas aus der Hand, trank einen Schluck daraus und stellte es ebenfalls auf das Sideboard. Als er wieder zu sich kam, waren sie im Schlafzimmer. Der Drink, dachte er, enthält eine Ladung des illegalen, stimulierenden GB-40, mit dem Lord Flieh-den-Geiz mich versorgt hat. Das Schlafzimmer war fast dunkel, doch er konnte Patty Weaver neben seinem rechten Arm auf der Bettkante sitzen sehen. Sie knöpfte gerade einen verwickelten Teil ihres Kleides auf. Endlich hatte sie es ausgezogen und trug es sorgsam zum Schrank, um es aufzuhängen. Sie kehrte zurück und tat dabei etwas Seltsames mit ihren Brüsten. Chuck sah ihr einen Augenblick zu, dann erkannte er, daß sie ihren Brustkorb massierte. Das Kleid hatte sie eingeschnürt, jetzt konnte sie sich entspannen und ungehindert bewegen. Er sah, daß ihre Brüste zwar Idealgröße aufwiesen, aber zum größten Teil synthetisch waren. Als sie ging, hüpften sie nicht im geringsten. Ihre linke Brust war – ebenso wie die schon zuvor entblößte Rechte – überraschend straff.
Als Patty sich wie ein gutgeölter Stein direkt neben ihn auf das Bett warf, klingelte das Bildfon.
»–«, fluchte Patty. Chuck zuckte zusammen. Sie stand auf, tastete nach ihrem Negligé, fand es und ging barfüßig aus dem Zimmer, wobei sie einen Gürtel um ihre Hüften schlang. »Ich bin gleich wieder da, Süßer«, sagte sie geschäftsmäßig. »Bleib nur liegen.«
Chuck lag da und starrte an die Decke. Er spürte die Weiche des Bettes und den Wohlgeruch, den es ausströmte. Eine ziemlich lange Zeit verstrich. Er fühlte sich sehr glücklich. Diese Art des Wartens war ein großartiger, friedlicher Genuß.
Und dann stand Patty Weaver ganz plötzlich in ihrem Neglige in der Schlafzimmertür, und ihr Haar wallte in einer weichen, losen Wolke auf ihre Schultern. Chuck wartete, aber sie machte keine Anstalten, sich dem Bett zu nähern. Ihm wurde sofort klar, daß sie es auch nicht mehr tun würde; sie würde nicht einmal weitergehen. Er setzte sich ruckartig aufrecht hin; seine entspannte Stimmung nahm ab und löste sich auf.
»Wer war es?« fragte er.
»Bunny.«
»Und?«
»Die Sache ist abgeblasen worden.« Jetzt trat sie näher, aber nur, um zum Schrank zu gehen. Sie entnahm ihm einen einfachen Rock und
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