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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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war immer noch besser als Gemüseputzen oder andere ›leichte Arbeiten‹, für die man sie eingeteilt hatte, seit sie wieder draußen war. Die Aussicht auf ihr erstes richtiges Spiel des Lebens war interessant, aber nicht gerade atemberaubend.
    Pflichtschuldig überwachte Maia, wie Rennas Essen auf seinen Teller geschöpft wurde, und vergewisserte sich, daß es aus dem allgemeinen Topf kam und das Besteck sauber war. Nicht daß jemand hier draußen auf hoher See wirklich mit einem Attentatsversuch rechnete. Wahrscheinlicher wäre gewesen, daß ein Mannschaftsmitglied versuchte, ihm ein Betäubungsmittel zu verabreichen, damit die Fragerei endlich aufhörte. Wenn man wissen wollte, wo Renna sich aufhielt, brauchte man nur danach Ausschau zu halten, wo es in der täglichen Routine der Matrosen gerade eine Störung gab. Auf dem Quarterdeck beispielsweise, wo Kapitän Poulandres und seine Offiziere nach endlosen Sitzungen seine Fragen nur noch mit leicht gequälter Miene beantworteten. Oder er kletterte halsbrecherisch in der Takelage herum und schaute den arbeitenden Matrosen über die Schulter, was natürlich seine Beschützerinnen Thalia und Kiel, die von unten besorgt zusahen, fast zum Wahnsinn brachte.
    Als Renna erwähnte, daß es ihn brennend interessierte, wie das Spiel des Lebens auf hoher See gespielt wurde, ergriff Poulandres die Chance, den fremden Passagier mit etwas anderem zu beschäftigen. Noch am selben Abend wurde ein Wettbewerb angesetzt. Renna und Maia gegen den ersten Kabinenjungen und den Juniorkoch.
    He, dachte Maia, hat irgend jemand gehört, daß ich mich freiwillig gemeldet habe?
    Natürlich machte es ihr nichts aus, obwohl ihr von der ganzen Aufzieherei die Hände weh taten. Ein frischer Ostwind füllte den Generator der Manitou und blähte die Segel, daß die Masten vor Anstrengung knarzten. Und er füllte auch Maias Lungen mit wachsender Hoffnung. Vielleicht läuft es diesmal gut für mich.
    Ich werde den Landungskontinent kennenlernen.
    Wenn doch nur Leie da wäre, damit wir ihn uns zusammen anschauen könnten.
    Anders als die alte Wotan war die Manitou ein schnelles Boot, gebaut für leichte Frachtgüter und Passagiere. Die Mannschaft bestand aus gut ausgerüsteten Mitgliedern einer angesehenen Gilde. Die Kabinenjungen, die erst vor kurzem aus ihren Mutterclans ausgewählt worden waren, erledigten ihre Aufträge mit Schwung und Begeisterung. Maia fand die prächtige Uniform der Offiziere zwar beeindruckend, aber ziemlich pompös.
    Nach ihrem Aufenthalt in Long Valley, wo es weniger Männer als rote Lugars gab, kam es ihr jetzt komisch vor, so viele um sich zu haben. Ihre Erfahrungen mit der Beller-Droge hatte Maias Vertrauen in die winterliche Sanftheit der Männer untergraben. Wie war es, bevor Lysos kam? fragte sie sich. Man konnte doch nie wissen, welche Männer gefährlich waren oder wann.
    Heimlich beobachtete sie die Männer und verglich sie mit Renna, dem Fremdling aus dem Weltraum. Selbst die offensichtlichen Dinge waren verblüffend. Beispielsweise waren seine Augen dunkelbraun, was in Stratos äußerst selten vorkam, und standen ungewöhnlich weit auseinander. Und mit seiner langen Nase erinnerte er an einen neugierigen Vogel. Natürlich waren das Nebensächlichkeiten. Aber wenn Renna nicht von einem anderen Stern kommt, dachte Maia, dann bestimmt von einem ähnlich seltsamen Ort.
    Andere Unterschiede gingen tiefer. Renna spähte ununterbrochen. Mit seinen Augen war eigentlich alles in Ordnung, aber er hungerte stets nach mehr Licht, als wäre der Tag auf Stratos weniger hell, als er es gewohnt war. Dies war ein Gegengewicht zu seiner enormen Geräuschempfindlichkeit. Immer wieder bekam Maia mit, wie sich die Besatzung über ihn lustig machte.
    Über seinen Bart, der inzwischen voll und dunkel und gelockt war, spottete niemand, denn nur wenige stratoinische Männer konnten um diese Jahreszeit mit einem Bart prahlen. Aber seine Ernährung forderte gelegentlich Scherze heraus. An der normalen Schiffskost – Getreide und Gemüsebrei, gelegentlich ergänzt mit einem Fischeintopf – hatte er nichts auszusetzen. Aber rotes Fleisch aus dem Kühlraum des Schiffs lehnte er höflich ab und gab als Grund ›Protein-Allergien‹ an; auch Meerwasser trank er nicht, unter keinen Umständen. Der Koch grummelte zwar über ›pingelige Landjungs‹, zapfte aber eigens für Renna ein Faß mit Frischwasser an. Kiel zuckte die Achseln und bezahlte.
    Maia hatte das Gefühl, längst über die

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