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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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sich niemand dort niederlassen wollen, wo es nur so eine kleine Sonne gibt. Lysos ist hier ein hohes Risiko eingegangen, und sie hat brillant gewonnen.«
    Fast so brillant, wie du eben das Thema gewechselt hast, dachte Maia. Aber das war in Ordnung. Im Grund freute sie sich, daß Renna inzwischen darauf aufpaßte, was er preisgab und was nicht. Wenn er so weitermachte, konnte er vielleicht in ein paar Jahreszeiten mit einer Vierjährigen Poker spielen.
    »Wir sind noch längst nicht fertig mit dem Aufziehen«, erinnerte sie ihn. Also gingen sie zurück zur Ladeluke, wo er seufzend einen der viereckigen Spielsteine aufhob. »Und ich habe diese kleinen Teufel genial genannt. Ich sehe immer noch nicht ganz ein, warum sie sich weigern, das Spielbrett zu benutzen, das ich von der Zitadelle mitgebracht habe.«
    »Es ist Tradition«, erklärte Maia, während sie behutsam einen Spielstein umdrehte, damit sie die vorstehenden Fühler nicht beschädigte. »Diese massenproduzierten Spielbretter sind zu einigem fähig… ich hab das auch erst begriffen, als ich mit einem gespielt habe. Aber ich weiß, daß sie längst nicht so geschätzt werden wie die von Hand gearbeiteten. Sie sind für den Sommer gemacht, wenn die meisten Männer in den Reservaten sitzen und nicht herumreisen können.«
    »Wegen des Wetters?«
    »Und wegen der Beschränkungen, die von den örtlichen Clans erlassen werden. Es ist eine schwere Zeit für die Männer. Vor allem, wenn einer Pech hat und keine Einladung in die Stadt bekommt. Wenn es nicht regnet, stehen die Aurorae und der Wengelstern am Himmel und rufen frustrierende Gefühle hervor. Viele Männer schließen einfach die Fensterläden und lenken sich mit Basteleien und Spielturnieren ab. Ich vermute, daß ein Computerspiel sie jetzt zu sehr an etwas erinnern würde, was sie lieber vergessen möchten.«
    Renna nickte. »Klingt einleuchtend. Trotzdem denke ich, es könnte noch einen anderen Grund geben, weshalb die Matrosen die mechanische Spielversion bevorzugen. Ich habe das Gefühl, man wird nicht als echter Mann anerkannt, wenn man seine Gerätschaften nicht selbst herstellen kann.«
    Maia nahm sich den nächsten Spielstein vor. »So muß es sein, Renna. Seeleute können sich nicht so spezialisieren wie die Frauen in den Clans.« Sie deutete auf das komplizierte Takelwerk, den Radarmasten, den surrenden Generator. »Auf einer Seereise kann man nie ganz sicher sein, ob man in einer Mannschaft gerade die richtige Mischung von Fertigkeiten zusammenbekommt, deshalb lernen die meisten Jungen nach und nach fast alles.«
    »Aha. Sie opfern die Perfektion auf einem Spezialgebiet einer eher umfassenden Kompetenz.« Einen Augenblick schwieg Renna nachdenklich, dann schüttelte er den Kopf. »Ich bin fest überzeugt, daß es noch tiefer reicht. Nimm deinen Miniatursextanten zum Beispiel, der soviel kunstvoller gearbeitet ist, als es rein praktisch gesehen notwendig wäre.«
    Maia legte den Aufziehschlüssel weg und drehte den Arm um, so daß sie die Messinghülle des Sextanten betrachten konnte, mit ihrer zierlichen, fast mythologischen Version eines riesigen Luftschiffs. Renna bedeutete ihr, die Hülle zu öffnen. Neben den zusammengeklappten Armen gab es Stecker für elektronische Anschlüsse, die jetzt verstopft und offensichtlich seit Jahren unbenutzt waren. Renna berührte ein winziges dunkles Skalenfenster. »Laß dich nicht von den Errungenschaften der Technik an der Nase herumführen, Maia. Es gibt nichts, was in einem privaten Werk nicht von Hand hergestellt werden könnte, mit Techniken, die seit Generationen von Lehrer zu Schüler weitergegeben werden. Gerade dieses Weitergeben von Fertigkeiten interessiert mich.«
    Kurz hatte Maia das Gefühl, Renna würde gerade einen Vortrag einstudieren, den er irgendwann in der Zukunft an einem anderen Ort zum besten geben wollte – um die Bräuche eines obskuren Stammes irgendwo in den Randgebieten der Zivilisation zu beschreiben. Sie holte tief Luft und spürte auf einmal ganz deutlich das Gewicht der Luft in ihren Lungen. War die Atmosphäre von Stratos im Vergleich mit der anderer Welten wirklich so schwer? Trotz Rennas Erklärungen kam ihr die runde rote Sonne ganz und gar nicht klein oder schwächlich vor. Man konnte sie höchstens ein paar Sekunden lang direkt anschauen, ohne daß einem die Augen tränten.
    Renna fuhr fort: »Ich finde es interessant, daß so ausgefeilte Fertigkeiten so detailliert weitergegeben werden, weit über das hinausgehend,

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