Die Clans von Stratos
entschieden den Kopf schüttelte, seufzte er. »Dann sollte ich mich wohl besser an die Arbeit machen, damit ich heute abend wenigstens mit einer Taktik aufwarten kann.« Er stand auf. »Können wir uns später weiter unterhalten?«
»Hmm«, brummte sie unverbindlich, während sie ihren Sextanten zusammenpackte, um ihren Händen und Augen etwas zu tun zu geben. Renna verabschiedete sich fröhlich. Maia horchte seinen leiser werdenden Schritten nach. Sie war verwirrt und ärgerlich, und zwar ebenso darüber, daß Renna so hartnäckig darauf bestand weiterzuspielen, wie darüber, daß er ihre Absage so einfach hinnahm.
Wahrscheinlich sollte ich froh sein, überhaupt einen Freund zu haben. Sie seufzte. Ich werde bestimmt nie für jemanden unersetzlich sein.
Wie sich herausstellte, brauchte er Maia noch viel weniger, als sie gedacht hatte. Als zum Mittagessen gerufen wurde, brachte sie ihm wie üblich seinen Teller – und fand ihn in einem Kreis äußerst aufmerksamer junger Radis, auf dem Schoß die elektronische Ausführung des Spiels.
»Also, seht ihr«, erklärte er und gestikulierte vom einen Spielrand zum anderen. »Wenn ihr also ein Ökosystem erschaffen wollt, das beides kann – einer Invasion von außen widerstehen und gleichzeitig sich selbst erhalten – müßt ihr sicherstellen, daß die Elemente so aufeinander einwirken, daß… Ah, Maia!« Erfreut blickte Renna auf. »Schön, daß du es dir anders überlegt hast. Ich habe nämlich eine Idee. Du mußt mir sagen, ob sie idiotisch ist.«
Führ mich nicht in Versuchung, dachte sie, und die Eifersucht kochte in ihr hoch. Was natürlich albern war. Allem Anschein nach war Renna viel zu vertieft, um zu merken, daß diese Vars nicht aus Liebe zur Abstraktion um ihn herumscharwenzelten.
»Ich habe dir das Spezialgericht des Küchenchefs gebracht«, sagte sie und versuchte, ihren Ton so beiläufig wie möglich zu halten. »Natürlich, wenn sonst jemand Hunger hat…«
Die anderen Frauen durchbohrten Maia mit ihren Blicken. In stummer Übereinkunft standen zwei von ihnen auf, um Essen zu holen, der Rest blieb, um Renna im Auge zu behalten.
Die hier sind idiotisch, dachte Maia, der jetzt plötzlich auffiel, daß jeder Schiffsoffizier, der sich aus dem Tabu-Bereich des Quarterdecks herauswagte, sofort eine Schar Frauen auf den Fersen hatte. Und das alles wegen des Glorienfrosts von heute morgen. Maia bezweifelte, daß die Varfrauen tatsächlich hier und jetzt schwanger werden wollten. Nicht ohne eine Nische und genügend Geld, um ein Kind einigermaßen gesichert großziehen zu können. Maia hatte schon gesehen, daß Frauen sich als Empfängnisschutz Ovop in den Mund steckten.
Doch selbst wenn es ihnen nur ums Vergnügen ging, konnten sie sich keine allzu großen Hoffnungen machen. Große Clans gaben ein Vermögen dafür aus, um die Männer im Winter zu unterhalten und in die richtige Stimmung zu bringen. Ohne entsprechenden Anreiz würden sich die meisten Männer lieber mit ihren Schnitzereien oder Spielen beschäftigen, statt gratis strapaziöse Dienstleistungen zu erbringen. Na ja… es gibt auch Ausnahmen, räumte Maia ein. Aber Tizbe Bellers Droge konnten sich die Radis bestimmt nicht leisten, selbst wenn sie über die richtigen Kontakte verfügten.
»Mach weiter, Renna«, drängte eine der jungen Frauen. Es war die schlanke Blonde, deren Gespräch Maia vorhin belauscht hatte und die sich jetzt an Rennas Schulter lehnte, um aufs Spielbrett sehen zu können – und in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit wieder von Maia abzulenken. »Du warst gerade beim Ökosystem«, schnurrte sie an seinem Ohr. »Erklär noch mal, was das mit den Mustern und den Punkten zu tun hat.«
Sie stellt sich absichtlich dumm. Maia sah, wie Renna unbehaglich herumrutschte. Aber das wird sich rächen.
Tatsächlich hob Renna mit einem leisen Seufzer die Augen und warf Maia einen entschuldigenden Blick zu, bevor er antwortete. »Ich meinte, daß jeder Einzelorganismus in einem Ökosystem vor allem mit seinem Nachbarn in einem gegenseitigen Austausch steht, genau wie im Spiel, obwohl die Regeln natürlich wesentlich komplexer sind…«
Maia triumphierte innerlich. Sein Blick bedeutete, daß ihm das Gespräch mit ihr lieber war als die geballte Zuwendung, mit der diese Frauen ihn überhäuften, gleichgültig, daß sie älter und körperlich reifer waren. Sicher wäre seine Reaktion im Sommer anders gewesen, wenn die Brunst alle Männer verwandelte…
Moment mal. Maia hielt
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