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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Welten, die Renna kannte. All das, was Lysos und auch Maias eigene Ahnmütter freiwillig hinter sich gelassen hatten.
    Es war euer gutes Recht, dachte Maia. Aber was ist mit euren Nachkommen? Wieviel Loyalität schulden wir dem Traum unserer Schöpferin? Wann dürfen wir endlich unsere eigenen Träume träumen?
    Als sie das nächste Mal hinunterblickte, um den Abstand zur Wasseroberfläche abzuschätzen, sah sie ein Flackern. So schwach wie ein einzelner Stern flimmerte es dort, wo eigentlich kein Stern sein konnte – mitten in der pechschwarzen Finsternis von Jellicoes innerer Felsflanke, deren dunkles Gestein jedes Licht ebenso verschlucken mußte wie die Klaue. Maia blinzelte, während der gedämpfte, rötliche Funken aufschimmerte und gleich wieder verschwand.
    Habe ich es mir nur eingebildet? überlegte sie. Es war von jenseits der Lagune gekommen, weit entfernt von dem Gipfel, der die Verteidigungsbasis des Rates verbarg, weit entfernt von dem alten Reservat. Während sie weiter in die undurchdringliche Dunkelheit starrte, konnte sie sich leicht einreden, daß sie einer optischen Täuschung erlegen war.
    Viel näher bei ihr war die Klippe, gegen die Maia gelegentlich mit dem Fuß oder dem Knie stieß. Allmählich taten ihr vom langen Festhalten die Arme weh, ihre Beine kribbelten, weil trotz Brods improvisierter Polsterung die Durchblutung beeinträchtigt war. Aber sie konnte ihre Haltung nur ganz vorsichtig verändern, damit der behelfsmäßige Gurt sich nicht löste und sie ins Wasser stürzte.
    Salzwassergeruch stieg zu ihr empor. Die unverständlichen Rufe ergaben inzwischen Worte, von denen Maia jetzt immerhin Bruchstücke verstand, während ein Teil vom hallenden Echo der Felswände verschluckt wurde.
    »…alle gerufen…«
    »… dann komm und hilf mir! Ich hob dir doch gesagt, da ist kein…«
    »…war nicht meine Schuld, verdammt!…«
    Maia fand, das die Brocken nicht gerade nach Festtagsstimmung klangen – ganz gewiß nicht nach der üblichen freudigen Erregung des Farsun-Tags. Vielleicht waren ihre Berechnungen doch falsch gewesen. Oder die Piratinnen waren schlechter Stimmung, weil es keinen Glorienfrost gab und die verfügbaren Männer ihnen feindlich gesinnt waren.
    Wenn es so war, hatte diese nächtliche Aktivität etwas Beunruhigendes. Packten die Freibeuter zusammen, um abzureisen? Von ihrem Standpunkt aus ein vernünftiger Entschluß, aber für Maia verflucht ärgerlich – wenn nicht gar das Ende ihres Plans.
    Weitere Geräusche drangen an ihr Ohr. Ein sanftes Plätschern – Wellen, die an die Felsen schlugen. Ich muß gleich unten sein. Sie blickte hinab und versuchte, die Entfernung zu der vagen Grenze zwischen den beiden verschiedenen Schwarzschattierungen einzuschätzen.
    Dann berührten ihre Füße plötzlich die eiskalte Flüssigkeit, und mit einem Gluckern, das in ihren Ohren entsetzlich laut klang, tauchten sie in das sich kräuselnde, ölige Wasser. Maia zog die Knie an und ruckte zweimal heftig an dem gespannten Seil, um Brod mitzuteilen, daß er anhalten sollte. Keine Reaktion – das Seil spulte sich weiter von der Rolle hoch dort oben ab. Wieder trafen Maias Füße aufs Wasser, und jetzt ließ sie sich in die eiskalte Umarmung hineinsinken. Kälteschauer zogen ihre Wirbelsäule empor. Schenkel, Hintern und Unterkörper glitten ins Wasser; die Eiseskälte sog jede Körperwärme blitzschnell aus den Gliedern, und Maia konnte kaum atmen. Mit aller Kraft überwand sie die einsetzenden Muskelkrämpfe und wand sich aus der Gurtkonstruktion heraus. Unbeholfen, aber mit einem Gefühl großer Erleichterung befreite sie sich, und erst nachdem sie alles Beengende abgeschüttelt hatte, machte sie sich auf die Suche nach dem Seil, um Brod noch einmal das vereinbarte Signal zum Anhalten zu geben.
    Zu ihrer Überraschung hing es bereits still. Brod hat bestimmt gemerkt, daß mein Gewicht weg war. Das hätten wir erwarten können. Jedenfalls hat es funktioniert.
    Mit beiden Händen umfaßte sie das Seil und zog viermal daran, um sich zu vergewissern, daß sie sich nicht geirrt hatte. Ihr Freund nahm die Vibrationen offenbar auf, denn die Winde begann sich wieder zu drehen und machte zwei ruckartige Bewegungen nach oben. Doch dann stand sie plötzlich still.
    Maia hielt sich noch eine Weile fest und schüttelte den Schlaf aus ihren müden Beinen. Der erste Schock ließ nach. Mit einer Hand zog sie an dem schwimmenden Ende des Seils, bis ihr Sitzgurt wieder auftauchte. Pappstücke hatten

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