Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
Vom Netzwerk:
davon größer als zwei Handbreit. Sie waren zu klein, um hineinzuklettern, aber das nächste stand offen und war in Reichweite. Maia klammerte sich mit den Händen fest, ließ die Beine los, und schwang sie zu der winzigen Öffnung. Beim zweiten Versuch gelang es ihr, einen Fuß innen festzuhaken, und sie verlagerte ihren Schwerpunkt entsprechend. Jetzt ruhte fast ihr ganzes Gewicht auf dem Festerrahmen, und sie konnte sich ein wenig ausruhen und ihren Händen, die das Tau noch immer festhielten, etwas Ruhe gönnen. In Wellen wanderte die Erschöpfung aus ihren Armen und Beinen und wieder zurück, bis ihr Puls und ihr Atem sich schließlich zu einem dumpfen Dröhnen einpendelten.
    So weit, so gut. Jetzt mußt du nur noch ein paar Meter weiterklettern.
    Da berührte etwas ihren Fuß, umspannte ihren Knöchel und drückte zu. Fast hätte Maia aufgeschrien. Doch in letzter Sekunde biß sie die Zähne zusammen, drängte die Panik zurück und öffnete die Augen wieder. Glücklicherweise war der einzige Dämon, gegen den sie kämpfen mußte, ihre eigene Überraschung, denn das, was sie da unten festhielt, tat ihr nicht weh. Noch nicht. Momentan schien es damit zufrieden zu sein, ihren Fuß zu streicheln.
    Maia holte Luft und ließ sie mit einem Schaudern entweichen. Dann drehte sie den Kopf und sah eine Hand, aus dem Bullauge ragen, eine Frauenhand, die Maia zu sich winkte.
    Was, keine Alarmrufe? wunderte sich Maia.
    Warte, das ist der obere Ladebereich. Würden sich die Freibeuter hier einquartieren? Nicht sehr wahrscheinlich.
    Die Stelle eignet sich viel besser für Gefangene.
    Sie mußte sich verrenken, um das hängende Tau so zurechtzuzerren, daß sie sich mit einer Hand festhalten konnte, während sie näher an das Bullauge herankroch. Wenn sie sich vorbeugte, bohrte sich der Knüppel in ihren Bauch. Ihr rechter Fuß begann unter ihrem Gewicht immer mehr zu schmerzen.
    Mit der freien Hand griff sie nach unten, um das Handgelenk zu berühren, das sie zu sich gewinkt hatte. Einen Augenblick wurde es ganz steif, dann zog es sich zurück. Neben der Öffnung sah Maia jetzt eine verschwommene Silhouette näherkommen… ein menschliches Gesicht. Und ein kaum vernehmbares Flüstern drang an ihr Ohr.
    »Ich dachte mir doch, daß ich meine Ersatzschuhe erkannt habe. Wie geht’s dir, Fräuleinchen?«
    Das Flüstern hatte keinerlei Intonation, dennoch erkannte Maia die Sprecherin. »Thalia!« zischte sie. Hier also wurden die radikalen Varpartisaninnen festgehalten! Ein leises Klirren von Ketten war zu hören, als sich Thalia noch näher ans Fenster preßte.
    »Ich bin es, stimmt genau. Hier drin, mit Kau und den anderen.«
    »Und Kiel?«
    Eine Pause trat ein. »Kiel geht es ganz schlecht. Erst wegen des Kampfes, dann hatte sie Streit mit unseren Gastgeberinnen.«
    Maia blinzelte. »Oh, das tut mir leid.«
    »Schon gut. Schön, dich zu sehen, Varling, was machst du hier?«
    Überraschung und Freude über ihre Entdeckung wichen rasch dem Schmerz, sowohl wegen ihrer unbequemen Lage als auch, weil sie Angst hatte, daß selbst ihr Flüstern belauscht werden könnte. Sie wußte nichts über die Bedingungen, unter denen Thalia festgehalten wurde, und wollte es auch nicht unbedingt am eigenen Leibe erfahren.
    »Ich suche Renna. Dann hole ich Hilfe.«
    Wieder eine lange Pause. »Wenn wir hier rauskämen, könnten wir helfen.«
    Ja, wie ein Lugar im Porzellanladen, dachte Maia. Die idealistischen Radis waren den Freibeutern nicht gewachsen. Das hatte sich bereits gezeigt, und diesmal wären sie noch weniger und schwächer. Außerdem schulde ich euch nichts.
    Dennoch zögerte Maia. Hatte sie einen besseren Plan? Wenn ein Ausbruch der Radis es auch nur schaffte, die beiden Schiffe loszuschlagen, würde sich sogar eine abgebrochene Rebellion lohnen. »Würdet ihr tun, was ich euch sage?« fragte sie.
    Hätte Thalia sofort geantwortet, hätte Maia gewußt, daß sie log. Aber sie antwortete erst nach reiflichem Nachdenken: »In Ordnung, Maia. Du bist der Boss.«
    »Wie viele Wachen sind hier?«
    »Zwei, manchmal drei, vor der Tür. Eine davon schnarcht immer ganz entsetzlich.«
    Es gab noch weitere Fragen, aber Maias rechtes Bein zitterte immer schlimmer. Wenn sie noch länger hängenblieb, lief sie Gefahr, in die Lagune zu stürzen, dorthin, wo sie hergekommen war. Sie seufzte. »Ich werde mein Bestes tun. Aber ich kann nichts versprechen.«
    Thalia drückte ihr ein wenig unstet die Hand, und Maia verlagerte wieder das Gewicht, um

Weitere Kostenlose Bücher