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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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wurde.
    Wieder schweifte ihr Blick zum Ende des Kais. Das Auto hatte geparkt, aber niemand stieg aus. Höchst seltsam.
    Maia wandte sich wieder ihrer Arbeit zu und paßte auf, daß die zurückkommenden leeren Eimer nicht vom Lukendeckel des Laderaums zu Fall gebracht wurden. Wenn das Fließband sich verklemmte, würden die schwitzenden Arbeiterinnen dort unten ganz selbstverständlich ihr die Schuld daran geben. »Halt!« schrie Maia, als der Platz für ihren Geschmack zu knapp wurde. Naroin antwortete mit einem Ruf, und die gezähnten Behälter kamen rumpelnd zum Stillstand. Mit gezielten Fußtritten machte Maia zwei Klampen los, schob einen Keil unter den Rahmen des Bandes und tarierte ihn so lange aus, bis ihr die neue Konstruktion genau richtig schien. Schließlich bückte sie sich, um die Klampen wieder festzumachen, und rief dann laut: »Kann weitergehen!« Naroin legte einen Hebel um, und schon strömte der kostbare elektrische Strom aus den Akkumulatoren des Schiffs, und die ramponierte Maschinerie setzte sich ächzend wieder in Gang.
    Es war harte Arbeit, aber Maia war froh, an Deck sein zu können. Unter Deck Kohlen in die unersättlichen Eimer zu schaufeln, war für sie die Hölle gewesen. Herumfliegende Dreckpartikel mischten sich mit dem Schweiß, der in rußigen Bächlein über Arme und Rücken floß. Das Zeug war überall, selbst im Mund und in der Unterwäsche. Irgendwann hatte sich Maia dann nach dem Vorbild ihrer Kolleginnen einfach gänzlich ausgezogen.
    Eigentlich konnte sie sich nicht beschweren, denn ihre Besatzung war besser dran als die meisten anderen. Die Hälfte der im Hafen liegenden Schiffe benutzten von Menschenkraft getriebene Winden zum Entladen, oder die Schauerleute mußten zusammengekrümmt und stöhnend ihre Jutesäcke aus dem Bauch des Schiffes schleppen und sie auf die Pferdewagen plumpsen lassen. Selbst die Frachtschiffe, die mit Strom oder Dampf betriebenes Gerät besaßen, benutzten diesen Antrieb nur sparsam und griffen lieber auf Muskelkraft zurück.
    »So schont man die Maschinen«, hatte Naroin erklärt. »Manchmal sind Vararbeitskräfte eben billiger als Ersatzteile.« Dieses Jahr schien dies ganz eindeutig der Fall zu sein.
    Nicht daß die Sommerfrauen allein schufteten. Klonfrauen überwachten das Löschen empfindlicher Waren, und Männer waren zur Stelle, sobald ihre speziellen Fähigkeiten benötigt wurden. Dennoch verbrachten die Matrosen die meiste freie Zeit damit, sich um ihre geliebten Schiffe zu kümmern, und etwas anderes hätte auch niemand von ihnen erwartet. Was Männer und Vars miteinander verband, war die Tatsache, daß sie Väter hatten – auch wenn sie selten deren Namen kannten. Beide waren in den Augen arroganter Klonfrauen eine niedrige Lebensform. Doch darüber hinaus gab es keine Gemeinsamkeiten.
    Da alles reibungslos zu laufen schien, floh Maia eine Weile vor dem Kohlenstaub und kehrte an die Backbordreling zurück. Sie rieb sich den schmerzenden Nacken, und als sie sich umdrehte, sah sie, daß inzwischen jemand aus dem Auto unten am Kai gestiegen war und auf ihr Schiff zustolzierte. Ein geckenhaft in Spitze gekleideter Mann schlenderte in Richtung Zeus und Wotan, wobei er immer wieder den schwarzen Staubwolken auswich, die von der Ladefläche des Lasters aufstiegen. Leise vor sich hin pfeifend machte er halt, vorgeblich um die abblätternde Farbe am hinteren Teil der Wotan in Augenschein zu nehmen. Dann polierte er mit Hingabe seine Schuhe und blickte mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel empor. So sieht jemand aus, der sich Mühe gibt, nicht verdächtig zu wirken, bemerkte Maia amüsiert. Dieser Typ war kein Matrose und sicher auch keiner, der es schätzte, wenn man ihn warten ließ.
    Tatsächlich erschienen sofort drei Besatzungsmitglieder – ein Mann von Maias, zwei von Leies Schiff –, die übertrieben lässig die Gangway hinunterschritten. Mit demonstrativer Höflichkeit führte der Fremde die Matrosen hinter den Motorlaster, wo noch immer ein Eimer nach dem anderen in den ächzenden Verschlag regnete.
    Na, was tun die denn da? überlegte Maia, als die Männer eine Weile außer Sichtweite blieben. Als würde mich das überhaupt etwas angehen!
    Ein lauter Ruf aus dem Laderaum des Schiffs ließ sie blitzschnell zum Fließband zurücklaufen; erneut mußte sie an ihm herumruckeln, damit die Eimer wieder glatt zu den Kohlebergen unter Deck liefen. Kaum war sie mit ihren Manipulationen am Innenbord einigermaßen fertig, als sie den Ruf der

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