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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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nicht, daß mein Platz im Tempel ist.«
    Die Priesterin nahm diese Bemerkung gelassen hin. »Mein Kind, das sieht man dir an.«
    »Aber… aber was…?« Auf einmal hatte Maia ein Flugblatt in der Hand. Rasch las sie die ersten Zeilen.
     
    Die Outsider
Gefahr oder Chance?
Schwestern in Stratos! Inzwischen müßte uns allen klar sein, daß die Savanten und Ratsfrauen von Caria die Wahrheit über das Raumschiff an unserem Himmel vor uns verbergen. In diesem Schiff sollen sich angeblich Gesandte des Hominidenphylum befinden, das unsere Vorfahren vor so langer Zeit verlassen haben. Warum wird die Öffentlichkeit sowenig darüber informiert? Die Savanten und Staatsdienerinnen ergehen sich in Ausflüchten, sprechen von ›linguististischen Einflüssen‹ und langwierigen ›Quarantänemaßnahmen‹, aber es wird selbst für die untersten Schichten immer deutlicher, daß die Großen unserer Nation, jene, die die höchsten Positionen in Rat, Tempel und Universität einnehmen, tief im Herzen einfach feige sind…
     
    Die langatmige Tirade war schwer verständlich, aber daß es um den Widerstand gegen die traditionellen Autoritäten ging, wurde mehr als deutlich. Verwirrt blickte Maia die junge Frau an, und jetzt merkte sie, daß die vermeintlich religiösen Streifen ihres Gewands mit bunten Fäden durchwirkt waren. »Du bist eine Ketzerin«, hauchte sie erschrocken.
    »Gut erkannt. Wo du herkommst, gibt es wohl nicht viele von uns?«
    Unwillkürlich lächelte Maia. »Wir leben ein bißchen im Abseits, das stimmt. Wir hatten perkinitische Missionarinnen…«
    »Perkiniten gibt es überall. Vor allem seit das Outsider-Schiff ihnen den passenden Vorwand gegeben hat, um ihre Schauermärchen zu verbreiten. Du kennst sie ja… Jetzt, da Stratos ein zweites Mal entdeckt worden ist, wird das Phylum ganze Raumflotten voller sabbernder, haariger, unzivilisierter Männer schicken, und es wird noch schlimmer werden als in den alten Zeiten, als der Feind uns angegriffen hat.«
    »Tja« – Maia mußte grinsen –, »du stellst ihre Geschichten wahrscheinlich ein wenig überzogen dar, oder?«
    »Vielleicht sind eure Perkies ja zahmer als unsere, o Jungfrau aus dem frostigen Norden!« Die Ketzerin lachte sarkastisch. »Jedenfalls ist selbst die Tempelhierarchie ganz außer sich, weil fremde Menschen zu uns eindringen und Stratos womöglich für immer verändern. Es kommt den albernen, blasierten Weibern nicht mal in den Sinn, daß es auch anders herum sein könnte! Jetzt könnte der Augenblick gekommen sein, auf den Lysos von Anfang an hingearbeitet hat!«
    Das verwirrte Maia endgültig. »Du glaubst nicht, daß das Raumschiff eine Bedrohung ist?«
    »In meinem Orden, bei den Schwestern des Wagemuts, glaubt niemand daran. Ganz früher hätte ein erneuter Kontakt vielleicht schädlich sein könnten. Aber jetzt hat sich unser Lebensstil bewährt und gefestigt. Klar, wir haben Probleme, es gibt Ungerechtigkeit, aber hast du gelesen, was auf der Alten Erde los war, ehe die Gründerinnen weggegangen sind?«
    Maia nickte. Es war ein Lieblingsthema in Büchern und in zahlreichen Telesendungen.
    »Tierisches Chaos!« Die Frau wurde immer leidenschaftlicher. »Stell dir vor, wie unsicher und voller Gewalt das Leben damals gewesen sein muß, vor allem für Frauen und Kinder. Und dann mach dir klar, daß es dort wahrscheinlich immer noch so ist! Das heißt natürlich auf den Welten, die noch nicht zerstört worden sind, vom Feind oder von der Aggression unter den Männern.«
    »Aber der Outsider beweist, daß es ein paar Kolonien gibt, die noch…«
    »Genau! Möglicherweise gibt es Dutzende von überlebenden, aber hilfsbedürftigen Welten, die das suchen, was wir zu bieten haben – einen Weg der Rettung.«
    Maia war zurückgewichen, bis eine harte Steinmauer ihr den Rücken zerkratzte. Dennoch fühlte sie sich zwischen Flucht und Faszination hin- und hergerissen. »Du glaubst also, wir sollten einen Kontakt anstreben… und Missionarinnen aussenden?«
    Die junge Ketzerin, die sich vorgebeugt hatte, als wollte sie Maia auf keinen Fall entfliehen lassen, richtete sich wieder auf und lächelte. »Ich hatte doch recht mit meiner Vermutung, daß du ein kluges Köpfchen bist. Was mich wieder zu meiner ersten Bemerkung zurückbringt, daß es nämlich für alles einen Grund gibt, auch für den Anstieg der Sommergeburten, obwohl es doch so wenige Nischen für sie gibt.« Sie hob warnend den Finger. »Das Schicksal ruft, und nur die kleinmütigen Närrinnen

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