Die Clans von Stratos
Lastwagenfahrerin hörte, daß der andere Ausleger noch einen Schubs brauchte, um den Ladeverschlag gleichmäßig zu füllen. Während sie die vorderen Keile entfernte, dachte Maia mit Freuden an den Moment, wenn der Ladevorgang endlich abgeschlossen war und sie mit einem Freudenschrei über Bord springen konnte. Sogar das schaumige Dockwasser schien jetzt enorm einladend.
Der letzte Keil rührte sich nicht. Seufzend krabbelte Maia unter das Band, um ihm mit ihrem schon reichlich zerschundenen Handballen einen Schlag zu versetzen. »Komm schon, du blöder perverser Klotz!« schimpfte sie. Ihre Hand pochte vor Schmerz. »Beweg dich! Du lugarproduziertes Stück Brennholz…«
Sie spürte einen kneifenden Schmerz in der Pobacke und sprang auf, wobei sie mit dem Kopf so heftig gegen einen Eimer stieß, daß dieser mit einem tiefen dröhnenden Glockenschlag antwortete.
»Au! Was, zum Teufel…?«
Mühsam kroch sie unter dem Band hervor, rieb sich mit der einen Hand den Kopf, mit der anderen die Pobacke, und blinzelte verwirrt drei Matrosen an, die grinsend vor ihr standen, gerade außerhalb von Maias Reichweite. Sie erkannte die drei Besatzungsmitglieder, die offenbar frei hatten und so betont lässig zu dem schicken Mann aus der Stadt hinübergeschlendert waren. Zwei von ihnen feixten, der dritte stieß ein hohes Kichern aus.
»Hat…« Maia brachte die Frage kaum über die Lippen. »Hat einer von euch mich gezwickt?«
Der Mann, der am nächsten stand, ein großer, schlaksiger Kerl mit einem Stoppelbart, lachte wieder. »Und von dort, wo’s herkam, kannste gern noch mehr kriegen!«
Maia legte den Kopf schief. Bestimmt hatte sie sich verhört. »Wieso sollte ich mir mehr Schmerzen wünschen, als ich schon habe?«
Der eine, der zwar klein, aber muskulös und breitschultrig war, begann wieder zu kichern. »Weh tut’s nur beim ersten Mal, Süße… dann vergißt du’s!«
»Vergißt alles, bis auf das Vergnügen!« fügte der schlaksige Kerl hinzu. Maia wurde immer konfuser, aber auch immer wütender. Der dritte Mann, der mittelgroß und dunkel war, stieß seine Kumpel in die Seite. »Kommt schon. Man riecht doch, daß sie bloß ’n Fräuleinchen ist. Räumen wir lieber auf und gehn in die Glocke.«
Doch die Augen des Kleinen funkelten begierig. »Na, wie wär’s, kleine Var? Wir holen noch deine Schwester von unsrem Schiff. Ziehn euch beide schick an. Dann seht ihr aus wie’n netter kleiner Clan, der ’ne Frostparty für uns gibt. Guter Vorschlag? Eure eigene kleine Freudenhalle, gleich hier an Bord!«
So nahe stand er bei ihr, daß Maia ein seltsamer, süßlicher Geruch in die Nase stieg und sie einen mehligen Fleck in seinem Mundwinkel sah. Außerdem erkannte sie jetzt in seiner Haltung und seinem Benehmen einige der Zeichen, auf die zu achten man den Mädchen schon in jungem Alter beibrachte. Sein Blick glitt lüstern über ihren Körper. Er atmete schwer, und sein Grinsen entblößte spuckeglänzende Zähne.
Unverkennbar die Vorboten männlicher Brunst.
Aber es war doch gar nicht mehr Sommer! All die vielen hinweisenden Reize, die bei den Männern den Aurora-Zustand hervorriefen, waren seit Monaten verschwunden. Sicher, bei manchen Männern blieb der Geschlechtstrieb den ganzen Herbst über erhalten, aber so eindeutige Annäherungsversuche… bei einer Var? Und dazu einer von Kopf bis Fuß verdreckten? Einer, die nicht eine Spur der Fruchtbarkeitsdüfte vorangegangener Geburten verströmte?
Es war einfach unglaublich. Maia hatte keine Ahnung, wie sie darauf reagieren sollte.
»Was ist denn hier los?« mischte sich eine strenge Stimme ein.
Der schlaksige Matrose glotzte weiter, aber die beiden anderen traten einen Schritt zurück, um für Naroin Platz zu machen. »Ah, Bootsfrau« – der dunkle Mann nickte ihr grüßend zu –, »wir haben frei, deshalb wollten wir…«
»Gerade gehen, damit meine Arbeitskolonne hier auch irgendwann frei kriegen kann, ja?« fragte Naroin, die Fäuste in die Hüften gestemmt, zwar ausgesucht freundlich, aber mit einem scharfen Unterton, den man nicht überhören konnte.
»Genau. Komm schon, Eth. Eth!« Der dunkle Matrose packte seinen Gefährten, der Maia noch immer anstarrte, und zerrte ihn weg. Erst jetzt versuchte Maia, ihren Adrenalinspiegel unter Kontrolle zu bekommen. Ihr Mund war trocken, und das nicht nur vom Kohlenstaub. Langsam ließ das Pochen in ihrer Brust nach.
»Was sollte das denn alles?« fragte sie Naroin.
Die Bootsfrau sah den drei Matrosen
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