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Die Clans von Stratos

Die Clans von Stratos

Titel: Die Clans von Stratos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Farmerinnen, ergänzte Maia im stillen. Die Sekte zog vor allem kleinere Clans an, solche, die noch nicht lange vom Status bescheidener Vars aufgestiegen waren. Selbst die wohlhabendsten Clans von Long Valley waren nach Küstenmaßstäben bescheiden, ausgenommen natürlich die Ableger von berühmteren Stämmen anderer Regionen.
    Maias Wohltäterin kam aus einem solchen Clan. Sie war eine Lerner. Maia kannte die Familie, deren verstreute Zweige sich auf dem Östlichen Kontinent in Festen und kleinen Gemeinschaften überall dort niedergelassen hatten, wo die Metallvorkommen für die großen Bergwerkskonzerne zu geringfügig waren. Bittere Erfahrungen hatten dem Lerner-Clan die Grenzen seines Talents aufgezeigt. Sobald eines ihrer Projekte so groß wurde, daß es Konkurrenz anlockte, verkauften sie und zogen weiter.
    Aber es ist trotzdem eine Nische, grübelte Maia. Nur wenigen Vars gelang es, eine eigene Namenslinie zu gründen, vor allem eine so zahlreiche. Maia hatte kein Recht, sich ein Urteil anzumaßen.
    Calma Lerner war eine recht freundliche Person. Sie hatte Hände, so groß wie die eines Mannes und fast so hart wie die rötlichen Barren, bei deren Verladung Maia geholfen hatte und die heute mit dem Zug aus dem fernen Grange Head angekommen waren. Diese Legierungen würden mit dem Eisen aus der Gegend gemischt werden, und so entstand nach Rezepten, die seit Generation von Mutter zu Tochter weitergegeben wurden, der einfache, robuste Lerner-Stahl.
    Die in Port Sanger ansässigen Lerners waren nicht der Präriesonne ausgesetzt und deshalb wesentlich hellhäutiger. Dennoch kam Calma Maia irgendwie vertraut vor, als könnte sie mit ihr über gemeinsame Bekannte plaudern. Natürlich hatten sie keine, die Vertrautheit war einseitig und Calma würde Maia wahrscheinlich nicht einmal wiedererkennen, wenn sie sich je wieder begegneten. Meistens erinnerten sich die Leute nicht an ein Gesicht, das es nur einmal gab – sofern sie es überhaupt wahrnahmen.
    Doch während die gelbbraune Landschaft an ihnen vorüberzog, zeigte Calma durchaus etwas von der Leutseligkeit, für die ihr Clan bekannt war, und ließ sich nach dem Leben auf der endlosen Prärie ausfragen. Calma und ihre Familie bearbeiteten die Erde nördlich von Holly Lock; dort hatte eine Verwerfung ein äußerst seltenes Muttergestein zutage gefördert, das eine vielversprechende Mischung von Elementen enthielt. Als dieser Teil des Tals gerade erst besiedelt wurde, waren drei junge Töchter einer etablierten Lerner-Feste von der Küste hier eingetroffen, um in diesen kargen Flözen Metall zu schürfen und Schmieden aufzubauen. Über vier Generationen hinweg hatte es harte Zeiten gegeben und auch ein paar fette Jahre. In dem winzigen Ablegerclan gab es jetzt sechs Erwachsene und vier Klontöchter unterschiedlichen Alters. Dazu noch einen Sommerjungen sowie etwa ein Dutzend durchreisende Vararbeiterinnen.
    Als Calma entdeckte, daß Maia über einige Chemiekenntnisse verfügte, wurde sie noch offenherziger und erzählte überschwenglich von den Freuden und Herausforderungen der Metallurgie hier im Grenzland – wie man den Rohstoff des Planeten so formte und veränderte, daß er den menschlichen Bedürfnissen diente.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön das ist«, schwärmte sie und gestikulierte mit ihren kräftigen Armen zum Horizont, wo die Sonne ein Getreidemeer in Brand zu setzen schien. »Für junge Leute mit der richtigen Arbeitseinstellung gibt es hier draußen hervorragende Startbedingungen. Ja. Echt gute Bedingungen.«
    Aus Höflichkeit und weil sie ihre Gefährtin sympathisch fand, verkniff sich Maia ein Lachen. Manche Sackgassen waren schwer auszumachen, aber die arme Calma beschrieb eine eindeutige Verliererstraße. »Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen«, antwortete sie vorsichtig und ohne zu zeigen, wie sehr der Vorschlag sie amüsierte.
    Plötzlich wurde ihr bewußt, wie sorgfältig sie die Worte der Lerner-Klonfrau speicherte. Ganz gewohnheitsmäßig versuchte sie, sich alles einzuprägen, um es später wiederholen zu können… für Leie. Sie war machtlos dagegen. Verhaltensmuster, die man das ganze Leben beibehalten hat, sind schwer totzukriegen. Manchmal schwerer als ein Mensch.
    »Man sollte meinen, sie hätten schon genug Wein intus für ein Begräbnis«, hatte sie sich in dem Winter, als sie vier waren, einmal bei ihrer Schwester beschwert, während sie sich mit dem Sperrad der Kurbel abmühten, um den Speiseaufzug in den

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