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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Mikrofilm.«
    »›Ich wünschte bei Gott, ich könnte ihnen helfen, aber ich kann es nicht.‹«
    »Starik löchert mich mit Anfragen, seit diese Geschichte in Budapest losgegangen ist. Hier ist die Antwort: Die Amerikaner werden keinen einzigen Panzer und keine einzige Einheit in Bewegung setzen, um den Ungarn zu helfen, falls Chruschtschow Schukow von der Leine lässt.«
    Eugene fischte eine Erdnuss aus der Tüte, knackte sie und schob sich die Kerne in den Mund. Dann nahm er die Tüte entgegen. »Ich sorge dafür, dass Eisenhowers Bemerkung innerhalb von zwei Stunden bei Starik ist.«
    »Wie kann ich wissen, dass sie angekommen ist?«, wollte SASHA wissen.
    »Lies die Schlagzeilen in der Washington Post «, empfahl Eugene.
     
    Tief über einen kleinen Tisch in der Bibliothek der Abakumow-Villa außerhalb Moskaus gebeugt, entschlüsselte Starik die Meldung von seinem Agenten in Rom; er wollte nicht, dass Nachrichten, die mit CHOLSTOMER zu tun hatten, durch die Hände der Dechiffrierleute gingen. Etliche hohe Summen US-Dollar, die in den letzten sechs Monaten von »SovGaz« und der Sowjetischen Import-Export-Kooperative auf Schweizer Konten überwiesen, dann diskret an verschiedene Mantelfirmen in Luxemburg ausgezahlt worden waren, um von dort an die größte italienische Privatbank, die Banco Ambrosiano, und schließlich an die Vatikanbank weitergeleitet zu werden, waren angekommen.
    Starik verbrannte die verschlüsselte Nachricht zusammen mit dem Dechiffriercode in einem Kohleneimer und schob den entschlüsselten Text in einen altmodischen Karteikasten mit einem eisernen Verschluss. Auf dem Eichenholzdeckel stand in schöner kyrillischer Schrift Soverscheno Sekretno (»streng geheim«) und CHOLSTOMER. Er schob den Karteikasten in den großen Safe, der hinter dem Lenin-Porträt in die Wand eingelassen war, aktivierte den Selbstzerstörungsmechanismus, machte die schwere Tür zu und schloss sie oben und unten mit dem einzigen existierenden Schlüssel ab, den er immer an einer schön gearbeiteten Silberkette um den Hals trug.
    Dann wandte er sich der nächsten Meldung zu, die soeben von den Dechiffrierleuten im obersten Stock entschlüsselt worden war. Sie war mit höchstem Dringlichkeitsvermerk vierzehn Minuten zuvor eingegangen, und der Mitarbeiter, der Starik die Meldung überbrachte, hatte darauf hingewiesen, dass die Washingtoner Residentur außerplanmäßig gesendet hatte, was unterstrich, wie wichtig die Angelegenheit war.
    Als Starik SASHAs kurze Nachricht durchlas, leuchteten seine Augen auf. »Ich wünschte bei Gott, ich könnte ihnen helfen, aber ich kann es nicht.« Er griff nach dem Telefon und wählte die Nummer des Wachhauses am Tor. »Sofort einen Wagen vorfahren lassen«, befahl er.
     
    Starik angelte die letzte bulgarische Zigarette aus der Packung und klemmte sie sich zwischen die Lippen. Er zerknüllte die leere Packung und warf sie bei seinem nächsten Rundgang durch das Vorzimmer in den verrosteten Papierkorb. Einer der schwergewichtigen KGB-Gorillas, die auf Holzbänken herumsaßen und in Illustrierten blätterten, bemerkte, dass Starik seine Taschen abklopfte, und bot ihm Feuer an. Pascha Semjonowitsch Shilow beugte sich vor und inhalierte tief den ersten Zug.
    »Wie lange sind die schon dran?«, rief er dem Sekretär zu, einem jungen Mann mit dicker Brille, der an dem Schreibtisch neben der Tür saß.
    »Seit neun Uhr heute Morgen«, bekam er zur Antwort.
    »Sieben Stunden«, brummte einer von den Leibwächtern.
    Durch die Tür zum Sitzungssaal des Politbüros drang der gedämpfte Klang hitziger Diskussionen. Dann und wann hob jemand die Stimme so laut, dass man Bruchstücke verstehen konnte. »Einfach nicht möglich, eine schriftliche Garantie zu bekommen.«, »Keine andere Wahl, als uns zu unterstützen.«, »Höchstens eine Frage von Tagen.«
    »Die Folgen abwägen.«
    »Wenn Sie sich weigern, tragen Sie die Verantwortung.«
    Starik blieb vor dem Sekretär stehen. »Sind Sie sicher, dass er weiß, dass ich hier bin?«
    »Ich habe ihm Ihre Nachricht vorgelegt. Was kann ich noch tun?«
    »Ich muss ihn unbedingt sprechen, bevor eine Entscheidung gefällt wird«, sagte Starik. »Rufen Sie an.«
    »Ich habe die strikte Anweisung, ihn nicht zu stören –«
    »Und ich erteile Ihnen die strikte Anweisung, ihn zu stören. Falls Sie sich weigern, wird das schlimme Folgen für Sie haben.«
    Der junge Mann wand sich unentschlossen. »Wenn Sie mir noch eine weitere schriftliche Nachricht geben,

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