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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Wirtschaftswissenschaft, durch und durch Akademiker, ein Offizier und ein Gentleman von Haus aus, einer, der vom Instinkt her risikobereit war. Und Letzteres hatte Dulles’ Aufmerksamkeit erregt, als der Director (indem er Wisners Chief of Operations, Dick Helms, überging) nach einem Ersatz für Frank Wisner suchte, der als manisch-depressiv diagnostiziert worden war und sich angeblich auf seine Farm in Maryland zurückgezogen hatte, wo er den lieben langen Tag vor sich hin starrte.
    Bissell griff geistesabwesend nach einer Büroklammer und verbog sie mit seinen langen Fingern. »Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, Harvey.«
    »Und ich hetze hinterher und versuche nach besten Kräften, ihm gerecht zu werden.«
    »Hört sich an wie der Schwanz, der mit dem Hund wackelt«, bemerkte Bissell. Er steckte sich ein Ende der Büroklammer zwischen die Lippen und spielte damit herum. »Ich habe ein neues Projekt, Harvey. Deshalb habe ich Sie kommen lassen. Ich möchte Sie mit dabei haben. Es geht um viel. Sehr viel. Dreimal dürfen Sie raten.«
    »Kuba, Kuba und Kuba.«
    Bissell nickte zufrieden. »Vor kurzem hat Chruschtschow getönt, die Monroe-Doktrin sei eines natürlichen Todes gestorben. Präsident Eisenhower hat mich befugt, geheime Aktionen gegen das Castro-Regime einzuleiten. Der Plan sieht die Schaffung einer Exilregierung vor, eine intensive Propaganda-Offensive, den Aufbau von Widerstandsgruppen in Kuba und die Ausbildung paramilitärischer Kräfte außerhalb Kubas für eventuelle Guerilla-Aktionen. Das Ganze läuft unter dem Codenamen JMARC.«
    Der Zauberer nahm einen Zug aus seiner Zigarre. »Welche Rolle soll ich dabei spielen?«
    Der DD/O kam um den Schreibtisch herum und sprach unbewusst leiser. »Ich brauche Sie, um noch einen Pfeil mehr im Köcher zu haben, Harvey. Ich möchte innerhalb der Company ein Ressort zur Ausschaltung ausländischer Regierungschefs aufbauen. Diese Abteilung werden wir Executive Action nennen, und das interne Kryptonym lautet ZR/RIFLE. Die erste Aufgabe von ZR/RIFLE wird sein, Fidel Castro zu eliminieren. Falls ihnen das gelingt, würde die militärische Option überflüssig oder zumindest sehr viel einfacher.«
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie hätten nicht schon versucht, Castro zu ermorden.«
    Bissell begann wieder, auf und ab zu schreiten. »Wenn ich Ihnen erzählen würde, was sich einige Leute so ausgedacht haben –«
    »Erzählen Sie’s mir, damit ich nicht die gleichen Fehler mache.«
    »Wir haben eine Kiste von Castros geliebten Cohiba-Zigarren vergiftet und sie einem unserer Spione zugespielt, aber der hat bloß unser Geld genommen, die Zigarren weggeschmissen und ist untergetaucht. Wir haben mit der Idee gespielt, LSD in das Belüftungssystem von Castros Sendestudio zu leiten, damit er während einer seiner Marathonreden an das kubanische Volk anfängt, wirres Zeug zu erzählen. Es gab Überlegungen, seinen Tauchanzug mit Pilzsporen zu präparieren, die eine chronische Hautkrankheit ausgelöst hätten, seine Sauerstoffflaschen mit Tuberkulosebazillen anzureichern oder an der Stelle, wo er gerne taucht, eine exotische Muschel auf den Meeresboden zu legen, die explodiert wäre, wenn er sie aufgehoben hätte.«
    Eines der vier Telefone auf dem Schreibtisch klingelte. Bissell nahm ab, lauschte einen Moment und sagte dann: »Hör mal, Dave, das Problem ist, ihr seid zu perfekt. Das wirkt alles viel zu amerikanisch, und das bedeutet, es kann bis zur Company zurückverfolgt werden. Ich will Grammatikfehler, wenn eure Kubaner die Nachrichten sprechen, ich will, dass die Plattennadel hängen bleibt, wenn sie ihre Erkennungsmelodie spielen, ich will, dass die Sendungen mal zu früh und mal zu spät anfangen. Ecken und Kanten, Dave, darauf kommt’s an. Einfach kubanisch!«
    Bissell legte auf. »Schon mal was von Swan Island gehört, Harvey? Das ist ein Haufen Guano vor Honduras mit einem Mittelwellensender drauf, der Propaganda nach Kuba sendet.«
    Torriti sagte: »Hab ich Sie richtig verstanden, Dick? Sie bemängeln, dass die Propaganda zu professionell ist und die Executive Action zu amateurhaft.«
    Bissell musste lachen. »Sie haben mich richtig verstanden.« Er ließ sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder. »Sprechen Sie noch immer Sizilianisch?«
    »So was verlernt man nicht. Ich bin Halbsizilianer, mütterlicherseits.«
    »Während des Krieges haben Sie für den OSS Kontakte zur Mafia unterhalten.«
    Der Zauberer zuckte die Achseln. »Man darf einen Mann, der für einen

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