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Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
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Geheimdienst arbeitet, nicht danach beurteilen, mit wem er Umgang pflegt.«
    »Ich möchte, dass Sie wieder mit der Mafia Umgang pflegen.«
    Torriti beugte sich vor. »Sie wollen, dass die von der Cosa Nostra Fidel erledigen!«
    Bissell lächelte. »Diese Leute sind bekannt für derlei Aktivitäten. Und sie sollen ziemlich gut darin sein. Gut und verschwiegen.«
    »Was ist für sie drin?«
    »Zunächst mal viel Geld. Der Mann, mit dem Sie anfangen sollen – Johnny Rosselli –, ist als Teenager illegal in die USA gekommen. Ihm droht die Ausweisung. Falls er mit uns kooperiert, könnten wir das verhindern. Vor Castros Machtübernahme hat Rosselli die Casinos der Cosa Nostra in Havanna kontrolliert. Jetzt hat er seine Finger im Glücksspiel in Las Vegas und vertritt die Chicago-Mafia an der Westküste.«
    »Gibt’s einen Zeitplan für JMARC?«
    »Vor den Wahlen im November soll gar nichts passieren. Wir mögen Nixon nicht besonders, und er soll nicht die Lorbeeren für Castros Sturz einheimsen und deswegen die Wahlen gewinnen.
    Ich verrate Ihnen jetzt ein Staatsgeheimnis, Harvey – der Vizepräsident ist nicht nach unserem Geschmack. Allen Dulles steht Jack Kennedy nahe. Er will, dass er der nächste Präsident wird und dass er dann der Company noch einen Gefallen schuldig ist.«
    »Und der wäre, dass wir seine Wahl abwarten, bevor wir Castro aufs Korn nehmen.«
    »Haargenau. Andererseits müssen wir vor dem kommenden Sommer aktiv werden. Castro hat fünfzig kubanische Piloten zur Ausbildung auf russischen MiGs in die Tschechoslowakei geschickt. Die Flugzeuge werden im Sommer ’61 geliefert.«
    »Weiß Kennedy von JMARC?«
    »Nur ganz vage.«
    »Welche Garantie haben Sie dann, dass er als Präsident sein Plazet dafür gibt?«
    »Sie stellen genau die richtigen Fragen, Harvey. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass der nächste Präsident vor einer paramilitärischen Aktion zurückschrecken wird, die von unserem großen amerikanischen Kriegshelden Dwight Eisenhower in die Wege geleitet wurde. Die Republikaner würden ihm vorwerfen, er habe keinen Mumm.«
    »Die Leute um Kennedy könnten ihm die Sache ausreden.«
    Bissell spitzte die Lippen. »Kennedy scheint clever zu sein, und ein harter Bursche. Seine Leute stehen mehr auf seine Härte als auf seine Cleverness.«
    »Weiß unser großer amerikanischer Kriegsheld Eisenhower von dem Plan?«
    Der DD/O schüttelte heftig den Kopf. »Das ist einfach kein Thema, das wir im Weißen Haus zur Sprache bringen würden.«
    Torriti zog ein zusammengeknülltes Taschentuch hervor und wischte sich über die Stirn. »Darf ich?« Er deutete mit dem Kopf hinüber zu der Ansammlung von Flaschen auf dem Sideboard.
    »Aber gern. Dafür ist es doch da, Harvey. Eis ist im Kühler.«
    Der Zauberer nahm eine Flasche mit einem unaussprechlichen gälischen Wort darauf und goss sich vier Fingerbreit Whiskey ein. Er gab einen Eiswürfel dazu und nahm dann einen tiefen Schluck.
    »Schön weich, nicht?«
    »Zu weich. Guter Whiskey braucht Ecken und Kanten, wie gute Propaganda.« Torriti schlenderte zum Fenster hinüber, teilte die Lamellen der Jalousie und starrte hinaus auf das, was er von Washington sehen konnte. Er fühlte sich nicht wohl in dieser Stadt mit ihren vielen Schnelldenkern und Schnellrednern, aber Bissell hatte ihm Respekt abgenötigt. Dieser DD/O hatte zwar seine Schwächen – Bissell hatte nie in seinem Leben auch nur einen Agenten oder eine Company -Dienststelle geführt. Andererseits stand er in dem Ruf, gute Arbeit zu leisten. Er hatte dafür gesorgt, dass das Aufklärungsflugzeug U-2 – ausgestattet mit Kameras, die aus zwanzig Kilometern Höhe noch Kreml-Nummernschilder lesen konnten – binnen achtzehn Monaten von den Zeichentischen in die Stratosphäre über Russland kam, etwas, wofür die Air Force acht Jahre gebraucht hätte. Und jetzt wollte dieser DD/O aus Yale mit einer Vorliebe für edlen Whiskey jemanden kaltmachen lassen, und er rückte einfach so mit der Sprache heraus, klipp und klar. Er redete wirklich nicht um den heißen Brei herum. Torriti drehte sich zu Bissell um. »Ich übernehme die Sache«, sagte er.
    Der DD/O sprang auf. »Ich bin so froh –«
    »Aber zu meinen Bedingungen.«
    »Heraus damit, Harvey.«
    Torriti tänzelte durch das Büro, stellte sein Glas auf einen Stapel Top-Secret-Unterlagen und zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab.
    »Erstens, ich will eine gute Tarnung.«
    »Offiziell übernehmen Sie die Leitung von Sektion D,

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