Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Company

Die Company

Titel: Die Company Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Littell
Vom Netzwerk:
einer kleinen CIA-Unterabteilung, zuständig für das Abfangen von Funksprüchen und dergleichen.«
    »Ich will nicht, dass dieser blöde Angleton mir im Nacken sitzt.«
    »Wenn es Probleme mit ihm gibt, kommen Sie zu mir. Und wenn ich sie nicht lösen kann, wende ich mich an den Director. Wir beide werden Ihnen Angleton vom Leib halten.«
    »Sie wollen, dass ich Fidel die Lampe ausblase, gut. Aber ich will nicht, dass sonst irgendwelche Regierungsbehörden mitmischen. Und innerhalb der Company darf alles nur mündlich ablaufen.«
    »Keine Papierspur«, pflichtete Bissell ihm bei.
    »Die Ausführenden von ZR/RIFLE müssen ausländische Staatsbürger sein, die niemals in Amerika gewohnt haben o der im Besitz eines US-Visums waren. Die Akten im Zentralregister müssen gefälscht und rückdatiert werden, damit es so aussieht, als wären die Leute, die ich rekrutiere, seit ewigen Zeiten Agenten der Sowjets oder Tschechen.«
    Bissell nickte; ihm wurde klar, dass es ein genialer Einfall gewesen war, Torriti aus Berlin zurückzuholen.
    Der Zauberer zählte den fünften Finger ab, konnte sich aber nicht an den fünften Punkt auf seiner Liste erinnern.
    »Was noch, Harvey?«, fragte Bissell aufmunternd.
    »Was noch?« Er zermarterte sich das Gehirn. »Noch so einiges. Zum Beispiel, ich will ein Kellerbüro. Ich bin wie ein Maulwurf und fühle mich wohler unter der Erde. Aber es muss groß sein. Ich will, dass es morgens und nachmittags nach Wanzen abgesucht wird. Ich will einen unerschöpflichen Nachschub an billigem Whiskey und abgesicherte Telefonanschlüsse und einen Plattenspieler, damit ich Opern abspielen kann, wenn ich rede, für den Fall, dass irgendwelche Wanzen übersehen wurden. Ich will meine Berliner Sekretärin Miss Sipp. Ich will ein Auto in egal welcher Farbe, bloß nicht in Fuhrpark-Khaki. Ich will meine rumänischen Zigeuner, die beiden Silvans, als Leibwächter. Was noch? Ach ja. Ich brauche so einen blöden eingeschweißten Ausweis mit Foto, damit ich an den Witzbolden am Eingang vorbeikomme.«
    »Kriegen Sie, Harvey. Kriegen Sie alles.«
    Der Zauberer schnaufte, als hätte er einen Hundert-Meter-Lauf hinter sich, und nickte bedächtig. »Ich denke, Sie und ich, wir werden gut miteinander klarkommen, Dick.«
     
    »Ich kenne nicht viele Leute, die sich eine Gartenschaufel über den Kamin hängen«, bemerkte Philip Swett. »Als wär’s ein Familienerbstück.«
    »Ist es auch irgendwie, Daddy«, erklärte Adelle. »Das ist die Schaufel, die Leo an dem Tag gekauft hat, an dem wir uns kennen gelernt und seinen Hund und meine Katze beerdigt haben. Er hat sie neulich beim Aufräumen im Keller gefunden.«
    Die Zwillinge, Tessa und Vanessa, die inzwischen sechseinhalb waren, hatten sich gerade mit Küsschen auf die kratzige Wange ihres Großvaters verabschiedet und waren losgesaust, um den Schulbus zu erwischen. Adelle stellte ihrem Vater seine Lieblingsmarmelade hin.
    »Und, wo ist dein erster Mann?«, knurrte Swett.
    »Der Erste und Einzige, Daddy«, stöhnte Adelle, weil sie den Witz leid war. Ihr Vater würde es zwar nie zugeben, aber im Laufe der Jahre hatte er Leo doch ins Herz geschlossen. »Leo telefoniert, wie immer.« Ihre Stimme klang stolz. »Er ist nämlich befördert worden, zu Bissells Stellvertreter. Das bedeutet Gehaltserhöhung. Das bedeutet eine eigene Sekretärin.« Sie seufzte. »Das bedeutet auch noch mehr nächtliche Telefonate. Dieser Bissell schläft nie …«
    Die Katze, ein Hochzeitsgeschenk von Lyndon B. Johnson, kam in die Küche, und Adelle stellte ihr gerade ein Schälchen Milch hin, als Leo Kritzky die Tür aufstieß, die Krawatte noch locker um den Hals gebunden. Er schüttelte seinem Schwiegervater die Hand und setzte sich ihm gegenüber.
    »Wie geht’s dir, Phil?«, fragte Leo.
    »Ich bin hundemüde. Glaub bloß nicht, dass es ein Kinderspiel ist, den Leuten Geld für einen katholischen Präsidentschaftskandidaten aus der Tasche zu ziehen.«
    »Ich dachte, sein Vater finanziert ihn«, sagte Leo.
    »Joe Kennedy hat ihm durch die Vorwahlen geholfen. Jetzt müssen die dicken Demokraten mal was springen lassen. Oder Nixon spaziert ins Weiße Haus.«
    Adelle stellte zwei riesige Kaffeetassen vor ihnen auf den Tisch. »Wo ist Kennedy denn heute?«, fragte sie ihren Vater.
    Swett löffelte großzügig Marmelade auf seinen Toast. »Wieder auf Wahlkampfreise durch den Mittleren Westen.« Er beäugte seinen Schwiegersohn über den Frühstückstisch hinweg. »Was ist eigentlich mit

Weitere Kostenlose Bücher