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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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vorhatten, dich zu übervorteilen, hatte ich mir schon gedacht«, raunte
Fraire
Aimar. Auch ihm hatte Ermengarda inzwischen die vertraute Anrede angeboten. »Ich war deshalb dagegen. Aber der Junge scheint zu wissen, was er tut.«
    Der Junge, wie Aimar ihn nannte, wusste dies in der Tat. Aus der Ferne beobachteten sie das Gerangel zwischen ihm und dem
secretarius,
der ab und zu empört die Arme in die Luft warf. Einmal wurde er laut, und mehrfach entfernte er sich vorübergehend, um mit dem Abt zu reden, der sich, ebenso wie Ermengarda, von dem Gefeilsche fernhielt. Schließlich reichten sie sich feierlich die Hände, und der
secretarius
ging, um die Urkunde aufzusetzen. Raimon erhob sich langsam und gesellte sich zu den anderen. Sein Gesicht war von Erschöpfung gezeichnet.
    »Das war’s. Mehr war nicht zu machen.«
    »Merda«,
fluchte Felipe. »Du siehst nicht zufrieden aus. Wie viel hast du denn rausschlagen können?«
    Da grinste Raimon, und es leuchtete in seinen Augen. »Zwölfhundert
solidi
«, flüsterte er ihnen zu, äußerst zufrieden mit sich selbst.
    »Zwölfhundert?« Ermengardas Augen weiteten sich.
    »Hundert in Gold, achthundert in Silbermünze, der Rest als Schuldschein. Den Schuldschein habe ich lange abgelehnt und gedroht, die Sache platzenzulassen. Aber mehr Münze haben sie nicht dabei. Wir müssen uns damit zufriedengeben.«
    »Keine Frage. Es ist unglaublich«, flüsterte Ermengarda. Auch Aimar klopfte ihm begeistert auf die Schulter.
    »Sie waren erpicht auf das Weingut und wollten unbedingt noch heute abschließen. Ich habe gesagt, sie bekommen das Weingut nur zusammen mit den Höfen. Es hätte eigentlich nicht besser laufen können.« Er wankte vor Erschöpfung. Schweiß stand ihm auf der Stirn.
    »Du wirst dich jetzt hinlegen«, befahl Aimar. »Ich begleite dich in deine Kammer. Später lassen wir dir etwas zu essen bringen.«
    »Fragt nach der Sklavin Jamila«, rief ihnen Ermengarda nach. »Sie wird sich um ihn kümmern.«
    Herr im Himmel!, dachte sie, jetzt sind wir reich.
    Noch vor dem abendlichen Gelage wurden die Urkunden unterzeichnet. Neben Ermengarda setzten der Abt und sein
secretarius
ihr Zeichen unter die Dokumente, ebenso der
Vescoms
Gausbert und sein Bruder Artaud, der inzwischen wieder anwesend war. Raimon, als Zeuge für die
vescomtessa,
ließ man in seiner Kammer zeichnen. Da auch Bischof Udalger der Ordnung halber unterschreiben sollte, wurde verabredet, Ermengardas Abschrift bei ihm zu verwahren, bis sie diese auf dem Rückweg in Elna abholen würde.
    Fraire
Aimar prüfte den Schuldschein und steckte ihn zur Verwahrung in sein Habit. Gold und Silber wurde ausgezählt und Severin dazu bestimmt, den Hort zu hüten. Er trug ihn zu Raimon in die Kammer und leistete ihm dort Gesellschaft. Die ganze Nacht über hielt er die Geldbeutel fest umschlungen und traute sich fast kein Auge zu schließen, aus Furcht, man könnte sie ihm stehlen.
    Für die anderen verlief der Rest des Abends ähnlich wie am Vortag. Der Wein und das vorzügliche Essen bildeten den Hauptgesprächsstoff der Runde. Der Abt musste gut geschlafen haben, denn er schien in großartiger Verfassung und bereit für eine weitere lange Nacht. Allerdings konnte er sich einige geringschätzige Bemerkungen über Raimon nicht verkneifen, murmelte etwas von Feilschen wie ein Jude und wie ein so junger Bursche nur eine solche Krämerseele besitzen konnte, ganz entschieden unchristlich so etwas. Doch es dauerte nicht lange, da war er wieder guter Dinge und hob sein Glas zu Ehren der jungen Fürstin. Kaum war das Essen beendet, erhoben sich Ermengarda und ihre Gefährten, um das allabendliche Scharmützel den Herren der Burg und ihrem hohen geistlichen Gast zu überlassen.
    »Wenn Ihr früh reiten wollt, meine Liebe«, sagte Gausbert, »ist es besser, wir verabschieden uns gleich jetzt, denn ich bin kein Mann fürs frühe Aufstehen.«
    Artaud erklärte ihnen, der kürzeste Weg nach Arles de Tec, ihrem nächsten Ziel, ginge auf Nebenwegen durch Berge und Wälder. Das würde ihnen einen ganzen Tag ersparen. Er begann, den Weg zu beschreiben, da fiel ihm etwas Besseres ein, und er ließ einen seiner Männer kommen, einen graubärtigen Waldmann und Fährtenleser.
    »Joan hier kennt sich aus. Er wird Euch führen.« Er klopfte dem Mann rauh auf die Schulter. »Ist seit meiner Jugend bei mir. Auf ihn könnt Ihr Euch blind verlassen.«
    Seltsam, dass er dieses Wort benutzte. Es klang wie ein grausiger Scherz, denn der Mann war in

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