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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Arnaut«, sagte
Fraire
Aimar und zog ihn von den anderen fort. Sie schlenderten hinüber zum Torbogen, der in den Innenhof führte.
    »Ich sage jetzt etwas, das du vielleicht nicht hören willst.« Aimar sprach leise, so dass die anderen ihn nicht hören konnten. »Du weißt, ich liebe dich, und wie sehr mir Rocafort am Herzen liegt.«
    Arnaut nickte nur.
    »Ermengarda ist ein äußerst hübsches Kind. Und ich habe bemerkt, wie du sie ansiehst.«
    »Ist es so offensichtlich?« Arnaut war rot geworden.
    »Verlieb dich, um Gottes willen, nicht in sie! Es wird dir nur Unglück bringen. Sie ist die Sonne, du aber bist nur ein kleiner Stern. Kommst du ihr zu nah, verbrennst du.«
    Arnaut zog vor Unmut die Augenbrauen zusammen.
    »Sprich nicht so von ihr«, sagte er. »Sie ist ein guter Mensch.«
    »Das ist sie zweifellos. Und klug dazu. Aber sie ist eine Fürstin, vergiss das nicht. Den Grafen von Tolosa hast du dir schon zum Feind gemacht. Nun gut. Wir alle. Damit müssen wir leben. Falls es uns aber tatsächlich gelingt, mit Hilfe der Katalanen Alfons zu zwingen, die Vermählung aufzuheben, glaubst du, man wird sie dann alleine herrschen lassen? Eine Frau und so jung?
Non, mon gartz.
Man wird sie mit einem passenden Edelmann verheiraten, der den Katalanen genehm ist.«
    »Felipe etwa?«, flüsterte Arnaut trotzig.
    »Wer kann das sagen? Du jedenfalls wirst es nicht sein.«
    Arnaut senkte den Blick. »Ich weiß das«, sagte er tonlos.
    »Dann sei kein Tor und mach dich nicht zur Zielscheibe für weitere Anfeindungen.«
    »He«, rief Severin zu ihnen herüber. »Was tuschelt ihr da?«
    Aimar fasste Arnaut bei der Schulter. »Komm jetzt. Und lass dir nichts anmerken.«
    Sie schlossen sich wieder den anderen an.
    »Ich habe Arnaut erzählt«, sagte Aimar, »was mir der Priester der Dorfkirche gesagt hat. Da sträuben sich einem die Nackenhaare. Es wird Zeit, dass wir uns davonmachen.«
    ***
    Einen guten Teil des Tages hatten Felipe und Raimon damit zugebracht, sich die Narboner Güter und Besitzungen in Fourques anzusehen. Wobei Felipe solche Dinge wie Feldwirtschaft und Weinbau eher langweilten. Ihm ging es nur darum, bei diesem Handel so viel wie möglich für Ermengarda herauszuschlagen. Alles, um ihren Kampf zu unterstützen, wie er es nannte. Einen Kampf, bei dem es für ihn galt, den alten Adel der Stadt zu entmachten, um dem freien Willen der Bürger mehr Geltung zu verschaffen und Narbona zu ungeahnter Blüte zu führen. Stundenlang musste Raimon sich seine Vorstellungen von einer neuen Ordnung anhören.
    Raimons Familie, obwohl adelig, hatte die Finger schon seit Generationen in geschäftlichen Unternehmungen. Sie verliehen Geld, nahmen dafür Land und Güter als Pfand und bewirtschafteten diese gewinnbringend. Es war durchaus üblich, statt Zins die Erträge eines verpfändeten Besitzes zu beanspruchen. Das brachte oft mehr, vorausgesetzt man war bereit, sich um sorgfältige Verwaltung und Bewirtschaftung zu kümmern. Zahlte der Schuldner das Geld irgendwann zurück, so übergab man ihm seinen Besitz, oft in besserem Zustand als zuvor. Wenn nicht, einigte man sich auf einen endgültigen Kauf gegen eine kleine zusätzliche Zahlung. So hatten sie mit der Zeit große Ländereien an sich gebracht. Sie waren an Mühlen und Minen beteiligt, an riesigen Viehherden, die im Sommer auf die Almen des Pireneus getrieben wurden, sie steckten Geld in Handelsunternehmungen, besaßen Anteile an Warenladungen ebenso wie an Schiffen, die das westliche Mittelmeer befuhren.
    So selbstverständlich der Umgang mit Pferden, Waffen und Kriegsknechten für Felipe war, so vertraut war Raimon daher mit Geld und Verträgen. Schon als Kind hatte er am Mittagstisch den Gesprächen gelauscht, über Pachterträge, oder ob es sich lohnte, eine gewisse Bleimine weiter zu betreiben. Bei Vater und Onkel war er in die Lehre gegangen, und nun war endlich eine Gelegenheit, sich Ermengarda als nützlich zu erweisen. Daran würde ihn auch seine eiternde Wunde nicht hindern. Und so biss er die Zähne zusammen und begutachtete mit Eifer und Kennerblick die Felder, über die sie ritten, sprach mit den Pächtern, kostete vom Wein des Gutes und hörte dabei Felipe nur mit halbem Ohr zu.
    Felipe, in seinem Redeschwall kaum zu bremsen, sah Ermengarda als künftige, gütige Herrscherin über einem Rat von Bürgern walten, der zum erheblichen Teil die Geschicke der Stadt selbst bestimmte, so wie in Pisa oder Genua.
    Obwohl Raimon im Grunde solche Ziele billigte,

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