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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wendete schon, er schien zu wissen, was sein Herr von ihm wollte. Severin war als Erster bei ihm, dann sah er Raimons schmerzverzerrtes, bleiches Gesicht neben sich. Sie nahmen Ermengarda in die Mitte. Schreck stand in ihren weit aufgerissenen Augen.
    »Mir nach«, schrie Arnaut und stieß dem Gaul die Fersen in die Flanken. Amirs Muskeln ballten sich, und der Hengst schnellte vorwärts, wie von einer Sehne abgefeuert, mitten unter die Männer, die ihren Rückzug zu vereiteln suchten. Einer sprang mit einem Aufschrei zur Seite, hob den Schild, behinderte einen zweiten. Arnauts Schwert traf, er wusste nicht, wen oder was, dann waren sie durch und galoppierten den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Ein Blick über die Schulter versicherte ihm, dass Ermengarda knapp hinter ihm war, auch Severin mit blutigem Schwert in der Faust. Dahinter Raimon und der kleine Jori auf seinem zähen Maultier. Sogar ihr Packtier, im Getümmel vergessen, war ihnen nachgelaufen. Aber was war mit den anderen, Felipe und Aimar? Hatten sie es nicht geschafft? Doch Arnaut durfte sich jetzt nur um Ermengarda kümmern. Das allein war seine Aufgabe.
    Severin griff die Zügel des Maultiers, und so galoppierten sie gegen den Wind an, der an ihnen zerrte, sie behinderte und zu verlangsamen suchte. Es ging eine lange Strecke bergauf, bis die Pferde vor Mühe keuchten. Da hob Arnaut die Hand, und sie verweilten kurz auf einer Anhöhe, um nach Verfolgern Ausschau zu halten, denn die würden bald kommen, auch wenn sich noch niemand zeigte.
    »Irgendeiner verletzt?«, fragte er atemlos.
    Die anderen schüttelten die Köpfe. Auch Severin atmete heftig und bekreuzigte sich. Raimon wankte im Sattel, sein Gesicht grau wie Asche, und er zitterte.
    »Was ist dir?«, rief Ermengarda. »Bist du verwundet?«
    »Nicht mehr als vorher«, presste er zwischen den Zähnen hervor. »Und mir ist kalt.«
    »So viel zu deinem
oriflamme
«, rief sie Arnaut wütend zu. Mit Tränen in den Augen ergriff sie Raimons Hand. »Halt durch, Raimon. Wir finden einen sicheren Ort für dich. Halt durch, ich bitte dich!«
    »Oriflamme?«,
fragte Severin.
    »Nichts«, brummte Arnaut. »Ein blöder Scherz von mir.«
    Warum ist sie zornig auf mich? Es musste der Schreck sein, der ihr in den Gliedern steckte, so unerwartet hatten die Wegelagerer zugeschlagen. Hatten sie etwa von ihrem Kommen gewusst? Aber bevor er darüber nachdenken konnte, tauchte in einiger Entfernung ein einzelner Reiter auf, der gegen den Sturm ankämpfte. War dies der Erste der Verfolger? Er packte sein Schwert fester, aber dann erkannte er Felipe.
    Als der bald darauf sein Pferd zum Stehen brachte, rief er: »Ich dachte schon, ich finde euch nicht mehr. Hab versucht, Aimar und den Spielmann rauszuhauen, aber es war nichts zu machen. Es waren zu viele.« Er musste wieder Atem schöpfen. »Wie ich da noch rausgekommen bin, weiß ich selbst nicht. Wenigstens zwei von den Kerlen hab ich erschlagen …«
    »Du bist ja verwundet«, rief Severin. Erst jetzt merkte Arnaut, dass Blut von Felipes Schenkel tropfte.
    »Ein Speerstich. Kann nicht tief sein. Ich spür’s kaum«, sagte er. »Wir müssen weiter. Die hatten ihre Pferde irgendwo im Wald versteckt und mussten sie erst holen, aber bald werden sie uns auf den Fersen sein.«
    »Ich sehe sie schon.« Severin starrte ins Tal hinunter, aus dem sie gekommen waren. Er deutete mit der Hand. »Da ganz hinten, zwischen den Bäumen, da ist Bewegung.«
    »Dann schnell zurück nach Castel Nou«, rief Ermengarda. Die Angst in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Zu weit«, erwiderte Arnaut sofort. »Das schaffen wir nicht. Nicht mit Raimon.«
    »Die Räuber sind doch selbst von Castel Nou«, meldete sich Jori.
    »Was sagst du da?«
    »Ich habe zwei von ihnen erkannt. Die haben sich mit
Senher
Artaud besprochen, als wir im Wald waren.«
    »Bist du sicher?«
    Der Junge nickte heftig.
    »Jetzt, da du es sagst …«, rief Severin aufgeregt. »Es stimmt, einige kamen auch mir bekannt vor.«
    »Teufel noch eins!«, schwor Felipe. »Was machen wir jetzt?«
    Arnaut dachte fieberhaft nach. Sie hatten verdammt keine Zeit zu verlieren. Wohin konnten sie fliehen? »Erst mal weiter den Weg entlang«, rief er. »Unterwegs fällt uns was ein.«
    Er feuerte seinen Hengst an und preschte davon. Die anderen folgten, so schnell es der steinige Weg durch das bergige Gelände erlaubte. Sie mussten vermeiden, dass eines der Tiere zu lahmen begann.
    Unfassbar, dass Artauds Männer hinter dem

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