Die Comtessa
Alfons schien an solche Frechheiten gewöhnt zu sein und beachtete ihn nicht weiter.
»Sie ist ja auch wirklich eine seltene Augenweide«, sagte er. »Deshalb will ich dir verzeihen, auch wenn sie immer noch mein angetrautes Weib ist.« Dabei zuckte es um seine Mundwinkel. »Ich will dir also, wie sagt man, mildernde … Umstände zubilligen.« Jetzt musste er lachen. Dabei klopfte er Arnaut freundlich aufs Knie. »Mildernde Umstände.«
Arnaut wagte ein vorsichtiges Lächeln. »Wir wollten sie nur beschützen. Man konnte sie doch nicht alleine gehen lassen. Und sie war sehr entschlossen,
Mossenher,
das müsst Ihr mir glauben.«
Alfons nickte. »In der Tat. Was für eine Wildkatze,
mon Dieu.
«
»Es tut mir leid,
Mossenher,
Euch in diese unangenehme Lage gebracht zu haben.«
»Wird mich in jedem Fall einen Haufen … Gold kosten. Sieh also zu, dass du deinen gerechten Anteil am Lösegeld bekommst. Du hast es dir verdient.«
»Ihr scheint es nicht allzu schwerzunehmen, wenn ich das sagen darf.«
Alfons nahm einen Schluck Wein und schmatzte wieder genüsslich mit den Lippen.
»Nun«, sagte er, »die Politik ist der Zeitvertreib der Fürsten, mein Junge. Dabei geht es oft um hohen Einsatz. Land, Geld, Macht, Frauen. Ja, Frauen gehören immer dazu. Schönheit, wie die deiner
Domna
Ermengarda«, er hob lächelnd den Kelch und neigte kurz den Kopf wie zu einer Verbeugung, »Schönheit spielt dabei kaum eine Rolle. Eher die einträglichen Verbindungen, die die hohen Damen mitbringen, Erbansprüche oder Mitgift. Tja, und manchmal gibt es auch Krieg.«
Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Man gewinnt und man verliert. Das gehört dazu. Der Graf von Tolosa ist mächtig genug, diesen Verlust wegzustecken. Oder, wer weiß …«, er zwinkerte Arnaut zu, »… vielleicht sogar in einen Vorteil zu verwandeln.«
Arnaut war erleichtert, dass der Graf seine eigene Beteiligung so gleichmütig, ja fast wohlwollend hinzunehmen schien. Gleichzeitig stieß ihn die Kaltschnäuzigkeit ab, die aus seinen Worten sprach, als sei dies nur ein unterhaltsames Spiel. Zerstörte Leben, geplatzte Träume und Schicksale in Trümmern, verheerte Landschaften, das Volk ausgeplündert und geschändet. Fast wurde ihm übel bei dem Gedanken.
»Ich sehe deiner Miene an, du bist nicht einverstanden«, sagte der Fürst und lächelte gütig. »In der Jugend sieht man die Dinge immer so ausschließlich. Kein Mittelweg zwischen edler Gesinnung und nützlichem Handeln, was?« Er lachte etwas gönnerhaft. »Manchmal setzen sich solche jugendlichen Vorstellungen durch, meistens aber nicht. Das Leben lehrt uns anderes.«
Arnaut konnte sich nicht zurückhalten. »In diesem Fall,
Mossenher
«, sagte er, »hat das Leben wohl eher auf der Seite der Jugend gestanden.«
Der Fürst runzelte die Stirn, als habe ihn die Bemerkung verärgert. Aber dann wurde er nachdenklich. »Junge Menschen haben manchmal so eine verwegene Dreistigkeit. Sie tun Dinge, die gegen jede Vernunft sind und gegen jede Regel verstoßen. Aber vielleicht ist das gerade ihre Stärke.« Er zuckte mit den Schultern und seufzte. »In jedem Fall haben wir euch unterschätzt, mein Junge. Und auch wenn es zu meinem Schaden ist, kann ich euren Mut nur bewundern.«
Er winkte Ferran, ihm nachzuschenken. Dann leerte er in einem Zug den Kelch, als habe ihn all das Gerede durstig gemacht. »Genug davon«, sagte er. »Ich will dich nicht mit meinem Geschwätz langweilen. Sag mir lieber, wie ist sie so, deine neue Herrin? Ich kenne sie ja kaum.«
Was sollte er wohl darauf antworten, fragte sich Arnaut.
»Sie ist ein guter Mensch«, sagte er einfallslos.
»Zweifellos. Aber warum besucht sie mich nicht?«
»Soll ich ihr das ausrichten?«
»Ich bitte darum. Sag ihr, ich würde mir ein gutes Einvernehmen wünschen. Das lästige Verhandeln können wir anderen überlassen.«
Arnaut erhob sich. »Ich danke Euch,
Mossenher.
«
Er war schon an der Tür und klopfte, um die Wachen zu rufen, da hörte er den Grafen sagen: »Noch etwas, Arnaut. Sollte es dir irgendwann noch einmal einfallen, in meine Dienste zu treten«, er grinste breit, »dann werde ich es dir diesmal gewiss nicht abschlagen, ich verspreche es.«
»Werde es mir merken,
Mossenher.
«
***
»Musst du immer gewinnen?«
Gereizt schob Severin das Brett von sich und zuckte zusammen, als ihm dabei ein Stich durch die Schulter fuhr. Auch nach zwei Wochen schmerzte es noch. »
Putan!
Langsam hab ich genug von dieser Verwundung. Und von
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