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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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seine Gemächer, um zu packen und Narbona endlich den Rücken zu kehren.
     
    ***
    Doch wenn er geglaubt hatte, er könne sich so ohne weiteres davonstehlen, so hatte er sich geirrt. Als er Amir und seinen Wallach aus dem Stall führen wollte, stellten ihn die Wachen, gleich fünf an der Zahl, angeführt von Severin.
    »Tut mir leid, Arnaut. Ermengarda will dich sprechen.«
    »Geh mir aus dem Weg. Ich habe ihr nichts zu sagen.«
    »Ich versteh nicht. Sie beschenkt dich, und du bist beleidigt?«
    »Da ist nichts zu verstehen. Mach endlich den Weg frei.«
    »Sei vernünftig, Arnaut. Oder willst du, dass wir dich an den Haaren zu ihr schleifen? Ich meine es ernst.«
    »Schon ganz ihr Mann, was? Für ein bisschen Gold.«
    »Verdammt! Das muss ich mir nicht sagen lassen.«
    Lange starrte Arnaut seinen Freund an. Dann nickte er, reichte einem der Männer die Zügel und folgte Severin die Treppe hinauf bis in den Empfangssaal der
vescomtessa,
die jetzt Ermengarda hieß. Dort ließen sie ihn allein mit ihr zurück.
    Seit Tagen hatte er sie nicht gesehen und war erstaunt über die Verwandlung. Der Raum war der gleiche geblieben. Gewand und Aufmachung, wenn auch nicht aus der Kleiderkammer ihrer Stiefmutter, waren prächtig und ganz ähnlich ausgefallen. Es war offensichtlich, sie hatte viel Zeit auf ihr Äußeres verwendet. Die feinen Falten eines lachsfarbenen Seidenkleids umflossen ihre Beine, während sie würdevoll auf la Belas Thron saß. Die langen Ärmelschleppen des weinroten Übergewands hingen bis auf den Boden, ihr dunkles Haar verzierte ein Perlendiadem, und am Hals leuchtete der Rubin, den sie so liebte. Auch auf Schminke hatte sie nicht verzichtet. Sie war überirdisch schön, aber nichts erinnerte mehr an das lebensfrohe Mädchen in Männerkleidern, das er lieben gelernt hatte.
    »Gefällst du dir so?«, konnte er nicht umhin zu fragen. »Bald werden sie dich la Bela die Zweite nennen.«
    Sie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen, und ihr Gesicht wurde dunkelrot vor Zorn. Aber sie kniff die Lippen zusammen, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Du schlägst also mein Gold aus«, sagte sie.
    »So ist es.«
    »Und warum?«
    »Ich habe dir gern und aus freien Stücken geholfen. Denkst du, ich bin ein verdammter Söldner, den man bezahlt und wegschickt, wenn er nicht mehr gebraucht wird? Außerdem bin ich nicht so arm, als dass ich dein Gold brauchte.«
    »Wer sagt, dass ich dich wegschicke?«
    »Ich habe mein Leben für dich gewagt, bin dir in allem zur Seite gestanden. Bei meiner Familie hast du Unterschlupf gefunden, meinem Onkel hast du den Plan zu verdanken, der dich hierhergebracht hat. Wir haben den Zorn unseres Lehnsherrn auf uns gezogen, ihn sogar gefangen gesetzt, damit du dein Recht bekommst. Und jetzt willst du mich mit ein paar Münzen abspeisen?«
    Ermengarda schluckte. Die Worte trafen sie hart.
    »Was willst du also? Was forderst du von mir?«
    »Dass du aufhörst, mich mit deinem Gold zu beleidigen.«
    »Ich beleidige dich?«
    »Seit wir diesen Palast gestürmt haben, hast du kein Wort mehr mit mir gesprochen, hast mich wie Luft behandelt. Und jetzt schickst du mir deinen verdammten
secretarius,
um mich auszuzahlen. Das ist wirklich zu viel.«
    »Das ist dir zu viel?«, rief sie scharf. »Hast du dich schon mal gefragt, warum ich nicht mehr mit dir geredet habe?«
    »Du wirst es mir bestimmt gleich sagen«, antwortete er nicht minder heftig.
    »Weil dir anscheinend nichts an meinem Leben liegt.«
    »Wovon redest du?«
    »Schlimm genug, dass du mich anbrüllen musstest, als sei ich eine Küchenmagd. Aber mitten im Kampfgewühl hast du dich einen Dreck um mich geschert, hast mich allein und ohne Schutz gelassen. Ohne Severin wäre ich jetzt tot.«
    Arnaut sah sie betroffen an. »Verstehst du denn nicht? Du hattest da nichts zu suchen. Wir hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Roderics Männer wurden von allen Seiten bedrängt, Männer starben. Der ganze Angriff war in Gefahr. Wir mussten so schnell wie möglich la Bela gefangen nehmen.«
    »Ich pfeife auf deine Aufgabe. Mein Leben sollte dir wichtiger sein.« Wütend starrte sie ihn an und hatte doch Tränen in den Augen. »Gerade von dir hatte ich mehr erwartet. Bin ich dir so wenig wert?«
    Er senkte den Kopf und sagte lange kein Wort.
    »Wenn das so ist«, murmelte er schließlich, »dann ist es wirklich besser, ich gehe. Mein Pferd ist schon gesattelt.«
    Ermengarda holte tief Luft. »So leicht kommst du mir nicht davon«, sagte sie mit

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