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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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wie du weißt«, sagte er mürrisch.
    Arnaut dachte nach.
    »Warum macht Ihr nicht einen Vertrag mit ihr? Dass Narbona bis in alle Zukunft unparteiisch bleibt.«
    »Verträge.« Er zog geringschätzig die Schultern hoch. »Was bedeuten die schon? Was nützt mir ihr Versprechen, wenn danach die Katalanen ein Heer schicken und Narbona besetzen?«
    »Dann macht einen Pakt auch mit ihnen.«
    »Warum sollten sie das tun? Die wollen selbst nichts anderes, als ihr
dominium
zu erweitern, koste es, was es wolle.«
    »Ich bitte Euch, lasst es Euch durch den Kopf gehen. Es wäre doch einen Versuch wert.«
    »Ich sehe, du liebst das Mädel wirklich, was?«
    »Soll ich mich dessen schämen?«
    »Nein. Weiß Gott nicht.«
    Sie schwiegen.
    Alfons wischte sich müde mit der Hand über das Gesicht und seufzte. »Wie geht es la Bela?«, fragte er ganz unerwartet.
    »Den Umständen entsprechend gut.«
    »Da haben wir wohl beide ein kleines Herzeleid, was?«
    Sie grinsten sich etwas verlegen an.
    »La Bela ist ein Luder«, sagte Alfons. »Und sie hält sich für so klug, dass sie meint, ich weiß es nicht.« Er seufzte noch einmal. »Vielleicht kannst du auch für sie etwas tun, mein Junge. Da wäre ich dir dankbar.«
    ***
    Ermengarda betrachtete gedankenverloren die kleine Statue der Diana. Ihr Anblick rief unangenehme Erinnerungen wach, Dinge, die sie an ihrer Stiefmutter gehasst hatte. Und doch war die bronzene Göttin viel zu schön, um sie zu verschenken. Was sollte sie mit ihr tun? Und was mit la Bela?
    Sie spürte, dass jemand hinter ihr in den Raum getreten war.
    »Wir haben einen Besucher«, hörte sie Raimon sagen.
    »Ist sie nicht herrlich?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
    »Es heißt, la Bela habe zu ihr gebetet.«
    Ermengarda wandte sich um. Raimon sah müde aus. So wie auch sie sich fühlte. Dunkle Bartstoppeln bedeckten seine Wangen. Und als sie ihn so ansah, strich er sich verlegen übers Kinn.
    »Ich hatte noch keine Zeit heute Morgen.«
    Sie fasste seine Hand. »Bald ist es vorbei, Raimon«, sagte sie. »Dann müssen wir nicht mehr kämpfen, gleich was am Ende dabei herauskommt.«
    »Für dich zu kämpfen ist keine Last, das weißt du.«
    Er lächelte. Und sie drückte dankbar seine Hand.
    »Wer ist es, der mich sprechen will?«
    »Gausbert de Vallespir.«
    »Was?«, rief sie. »Diesen Lüstling will ich nicht sehen.«
    »Solltest du aber.« Es funkelte belustigt in seinen Augen. »Darf ich ihn hereinbitten?«
    »Wenn es sein muss.«
    Raimon wandte sich zur Tür, öffnete sie schwungvoll und ließ den gewichtigen
Vescoms
de Vallespir eintreten.
    »
Midomna,
meine allerhöchste Ehrerbietung«, rief Gausbert und verbeugte sich tief vor ihr. Der Mann war auffällig und teuer gekleidet, in feinster Seide und dem zarten Leder ungeborener Kälber. Ein angenehmer Duft von Lavendel umgab ihn.
    »
Vescoms,
ich heiße Euch willkommen. Leider fürchte ich, Euren feinen Sinn für erlesene Genüsse in dieser Stadt kaum befriedigen zu können.«
    Der leichte Spott schien wirkungslos an ihm abzuperlen, denn er lächelte mit äußerster Zuvorkommenheit, als sei Ermengarda die allerbeste Freundin.
    »Meine Liebe«, säuselte er, »auch wenn es bisweilen nicht danach aussieht, aber Ihr werdet Euren Weg gehen. Lasst Euch nicht entmutigen. Dieses
concilium
 …« Er machte eine geringschätzige Handbewegung. »Viel Gerede um nichts. Und, um Euch aufzumuntern, habe ich Euch ein kleines Geschenk mitgebracht.«
    »Ein Geschenk?«
    Plötzlich merkte sie, dass Raimon schon die ganze Zeit grinsend dabeistand. Nun ging er zur Tür und öffnete sie erneut. Und auf der Schwelle stand, verschüchtert und mit einem ängstlichen Gesichtsausdruck, die maurische Sklavin aus Castel Nou.
    »Jamila!«, rief Ermengarda hocherfreut und ging mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Bist du es wirklich?«
    Die Maurin ließ sich umarmen. Dann fiel sie Ermengarda zu Füßen. »O Herrin«, stieß sie rasch hervor. »Ich hoffe, Ihr schickt mich nicht wieder fort.«
    Ermengarda warf Gausbert einen erstaunten Blick zu, und der machte plötzlich treuherzige Hundeaugen.
    »Ich hoffe, werte
Comtessa,
unser kleines Missverständnis vom letzten Jahr ist mit dieser Aufmerksamkeit vergessen.«
    »Ein Missverständnis nennt Ihr das?«
    »Nun, im Wald treibt sich viel Gesindel herum, was soll man machen?« Er hob entschuldigend die Schultern.
    Da musste sie lachen, fasste Jamila bei den Händen und küsste sie herzlich auf beide Wangen. »Von nun an bist du frei. Und du

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