Die Comtessa
einmal.
Der machte ein erleichtertes Gesicht und drückte ihm die Hand. »Ich danke dir von Herzen. Lass uns darauf trinken.«
Also nahm Arnaut einen weiteren kräftigen Schluck. Sein Kopf schien plötzlich so leicht. War es die Aussicht auf das Abenteuer oder der Wein, der ihn belebte und sein Herz kräftiger schlagen ließ?
»Wegen unserer Unstimmigkeiten«, sagte Felipe, nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte, »gibt mir mein Vater kein Geld mehr. Deshalb werde ich dich für diese Aufgabe nicht entlohnen können.«
»Ich werde dir doch nicht auf der Tasche liegen«, antwortete Arnaut großspurig. »Das ist doch Ehrensache!«
In Anbetracht der bescheidenen Barschaft, die er mit sich führte, war die Aussicht, keinen Sold zu verdienen, weniger angenehm. Doch warum sich sorgen? Gott würde sie nicht verhungern lassen.
»Eines Tages werde ich es dir vergelten«, versprach Felipe.
»Mach dir darüber keine Gedanken. Aber nun musst du mir sagen, wer sie ist und was zu tun ist.«
Felipe sah sich noch einmal um. Dann rückte er näher.
»Sie heißt Ermengarda«, flüsterte er verschwörerisch.
Arnaut saß plötzlich stocksteif auf seinem Stuhl.
»Doch nicht die Erbin von Narbona?«
»Du hast mich verstanden.«
Jawohl, das hatte er. Vor allen Dingen begann Arnaut zu ahnen, in welches Wespennest er möglicherweise gestolpert war. Doch nun war es zu spät, denn er hatte sein Wort gegeben.
Ränkespiele
G raf Alfons Jordan lehnte sich zurück und hob das Kinn, um sich von seinem alten Diener einseifen zu lassen. Auch wenn er sich allmorgendlich rasieren ließ, war sein Bartwuchs so stark, dass sich spätestens am frühen Abend, so wie jetzt, sein Gesicht wie ein verdammtes Reibeisen anfühlte. Doch niemand außer dem alten Ferran durfte sich mit dem scharfen Messer seiner empfindlichen Kehle nähern.
»Diga me, mon velh«,
sagte er. »Kannst du dich an einen Montalban in Tripolis erinnern? Einer aus der alten Truppe meines Vaters?«
In Ferrans vertrauter Gegenwart kamen ihm die Worte immer leicht und flüssig von den Lippen. Zu viele Leute waren es, die ihn störten und manchmal unruhig machten. Vor allem Menschenansammlungen wie heute Nachmittag, die mochte er gar nicht.
»Montalban? Sagt mir nichts«, brummte der Alte.
»So ein Gelbschnabel heute Morgen wollte mir seine Dienste anbieten. Sein Großvater habe angeblich meinem Vater im Heiligen Land gedient.«
»Da waren so viele, wer will sich da alle gemerkt haben?«
Ferran war ein griesgrämiger Alter, der an allem etwas auszusetzen fand. Und doch war er für Alfons wie der Vater, den er niemals gehabt hatte, denn der große Raimon Sant Gille von Tolosa war bei einem Scharmützel vor Tripolis, als Alfons gerade erst zwei Jahre alt gewesen war, schwer verletzt worden und einige Zeit später daran gestorben.
Seit er sich erinnern konnte, hatte Ferran sich um ihn gekümmert. Als seine Mutter Elvira mit Sohn und Gefolge dem Heiligen Land den Rücken gekehrt hatte, war auch Ferran dabei gewesen. Später, als er fünfzehn war, hatte die Mutter wieder geheiratet und war in ihre Heimat Kastilien zurückgekehrt, während Alfons auf den Besitzungen bei Sant Gille geblieben war. Ferran hatte ihm immer treu gedient. Niemanden liebte und vertraute Alfons mehr als diesem zänkischen Alten.
»Er soll
castelan
von Mons Pelegrinus gewesen sein.«
»Kann nicht sein«, knurrte Ferran und zog gleichmäßig das Messer über das Leder.
»Ist nicht so wichtig. Vergiss es.«
Ferran hielt inne. »Lass mich mal nachdenken. Kann es sein, ein großer Kerl? Stammte hier irgendwo aus den Bergen, glaube ich.«
»Las Corbieras.«
»
Certas, certas.
Ich erinnere mich. Wurde
castelan
der Burg deines Vaters, kurz bevor wir damals das Schiff in die Heimat nahmen.« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich denke noch oft an Outremer und frage mich, warum wir nicht geblieben sind. Statt deiner verfluchten Vettern solltest du dort herrschen. Was vergeudest du deine Zeit in Narbona? Homs und Damaskus könntest du erobern, wie es dein Vater gewollt hätte. Stell dir nur die Mengen an Sarazenengold und Edelsteinen vor, die du anhäufen könntest.«
Ähnliche Vorhaltungen hatte Alfons schon oft von ihm gehört und achtete nicht weiter darauf. Während Ferran seine Wangen schabte und kopfschüttelnd vor sich hin brummelte, zog Alfons es vor, an la Bela zu denken. Er mochte diesen Beinamen. Und welch ein Weib! Dagegen war seine Faidiva, der Herr sei ihrer frommen Seele gnädig,
Weitere Kostenlose Bücher