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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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doch nur ein blasser Schatten gewesen.
    Und wie sie diesen aufmüpfigen Konsul zurechtgewiesen hatte. Eine Untersuchung wollte der. Diese Leute nahmen sich immer mehr heraus. Ohne Frage war es der Handel, der das meiste Geld brachte, aber daraus ein Mitspracherecht ableiten zu wollen, das war vermessen.
    Dennoch hatte Alfons nicht vergessen, dass es die Tolosaner Bürger und ihre
militia urbana
gewesen waren, die vor über zwanzig Jahren die lange Besetzung durch die Aquitanier beendet und ihn im Triumph zurückgeholt hatten. Sogar noch letztes Jahr hatten sie durch ihre Entschlossenheit König Louis bewegt, die Belagerung abzubrechen, die ihm diese Viper, sein aquitanisches Weib, eingeredet hatte. Wie immer war es um den verfluchten Erbstreit gegangen, der mit ihrer Großmutter Felipa vor fast fünfzig Jahren begonnen hatte und immer noch nicht beendet war.
    Als der Alte mit der Rasur fertig war, erhob sich Alfons und trat durch eine Tür ins angrenzende Gemach, wo man sein Bad gerichtet hatte. Nach dem langen Ritt der letzten Tage sehnte er sich nach dieser Wohltat. Mit Befriedigung gewahrte er die Dampfschwaden, die aus dem großen Zuber stiegen, und das anheimelnde Feuer im Kamin. Zwei leichtbekleidete junge Frauen legten Handtücher zurecht und füllten einen Kelch mit Wein, den sie ihm reichten.
    Dann halfen sie ihm aus dem leichten Baumwollumhang, bis er nackt dastand. Die eine kicherte, als sie ihn so sah, verbarg aber schnell ihr verlegenes Lächeln hinter der Hand. Was haben sie mir denn da geschickt?, dachte er und runzelte die Stirn. Das ist ja noch ein halbes Kind, mager mit knabenhaftem Leib und winzigen Titten. Er hatte nie verstehen können, was Männer an so jungen Dingern mochten. Die andere war schon eher nach seinem Geschmack, denn Alfons liebte die Sinnlichkeit des weiblichen Leibes in strotzender Blüte. Er legte seine Hand auf ihr pralles Hinterteil. Es fühlte sich gut an. Schon wollte die dralle Schöne sich an ihn drängen, aber er wehrte ab. Zuerst wollte er entspannen und in Ruhe nachdenken.
    »Geht und lasst mich allein«, brummte er. »Aber bleibt in der Nähe. Ich rufe euch dann.«
    Vorsichtig stieg er ins Wasser, das so heiß war, dass er es kaum ertragen konnte. Langsam und unter wohligem Stöhnen senkte er seinen Leib hinein, lehnte sich mit dem Nacken an die Zuberwand und nahm einen tiefen Schluck Wein. Er schloss die Augen und genoss den Eindruck des Schwebens im heißen Wasser.
Que meravilha!
    Bald jedoch verfinsterten weniger angenehme Gedanken seine Stirn. Im Spiel um Macht und Einfluss in der Region, besonders gegenüber Barcelona, war Narbona immer wichtiger geworden. Aimeric, als er noch lebte, hatte sich seinen Ansprüchen widersetzt, und als Halbbruder des Grafen von Barcelona hatte er auch das nötige Gewicht dazu gehabt. Außerdem waren die Kinder der Brüder einander versprochen – Catalonhas junger Erbe sollte einmal Aimerics Tochter heiraten. Ein solches Bündnis hätte den Vormarsch der Katalanen auf dem Gebiet nördlich des Pireneus entscheidend gestärkt.
    Aber dann war es anders gekommen. Zuerst war der Graf von Barcelona gestorben, dann Aimeric selbst. Und als zuletzt der junge Erbe, Ramon Berenguer, eine Heiratsverbindung mit dem Hause Aragon eingegangen war, hatte dies für Alfons endlich den Weg frei gemacht, seine Ansprüche nachdrücklicher durchzusetzen.
    Mit Narbona in seiner Hand wäre der Ausbreitung der Katalanen endlich ein Riegel vorgeschoben, ganz abgesehen davon, wie viel zusätzliches Gold ihm der reiche Handel des Hafens bescheren würde. Er musste die Vizegrafschaft, koste es, was es wolle, in seine Gewalt bringen.
    Und doch kam er nicht recht voran, denn obwohl er die Stadt nun schon seit fast drei Jahren
de facto
besetzt hielt, war das nicht das Gleiche wie eine allgemein anerkannte, rechtmäßige Lehnsherrschaft als Herzog von Narbona. Die Sache musste rechtskräftig sein, schließlich war er Edelmann und kein Wegelagerer. Es würde sonst nur zu neuen Kriegen führen.
    Wie schon so oft grübelte er, wie dies zu erzwingen wäre. Der Erzbischof hatte alte Urkunden zutage gefördert. Aber Alfons konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie nicht mehr als gute Fälschungen waren. Nein, etwas Stichhaltigeres musste her.
    Das Beste wäre eine urkundliche Bestätigung seitens König Louis’, der dem Namen nach immer noch Lehnsherr des gesamten Frankenreichs war. Nur, seit Louis’ Vermählung mit Alienor war die Sache eher

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