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Die Comtessa

Die Comtessa

Titel: Die Comtessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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berührten sie. Und Rogier, der seine Wirkung wohl bemerkte, warf sich, als er geendet hatte, vor ihr auf die Knie, verbeugte sich tief und rief: »
Trobador
und
joglar
bin ich,
Midomna,
und stehe ganz in Euren Diensten!«
    »Warum nennst du mich so? Ist das etwa die Anrede für Knappen?«, fragte sie erschrocken.
    Rogier grinste und zwinkerte ihr zu. »Wenn Ihr ein Knappe seid, Herrin, bin ich der Prinz von Antioch.«
    »Da seht ihr, was eure dumme Verkleidung wert ist«, sagte sie mit einem wütenden Blick auf Arnaut und Felipe. »Den Mummenschanz hätte ich mir sparen können. Und meine Haare hätte ich auch noch!«
    Felipe sah verlegen auf seine Stiefel, und Arnaut runzelte die Stirn. »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte er, »falls das Räuberpack Verstärkung holt.«
    »Ihn nehmen wir aber jetzt mit«, befahl Ermengarda und deutete auf Peire Rogier. Und so kam es, dass der bettelarme
joglar
die kümmerlichen Reste seiner Laute in eine Satteltasche stopfte, seinen klapprigen Gaul bestieg und sich ihnen anschloss.
    ***
    Niemand hätte dem Mann Beachtung geschenkt. Er war nicht besonders groß, sah unscheinbar aus, nichts wies auf seinen Stand hin. Auch sein Gaul war keinen zweiten Blick wert, obwohl sich das Tier als zäh und ausdauernd erwiesen hatte. Darin ähnelte es seinem Besitzer.
    Zwei Tage lang war er um das Kloster herumgestrichen. Hatte die Spuren untersucht, die in den Wald führten und die sich dann in den Hügeln verloren. Bauern hatte er befragt, doch nichts in Erfahrung bringen können. Auch die Klosterbrüder wollten ihm nichts sagen, und der Prior hatte ihn schroff abgewiesen.
    Aber er ließ sich nicht entmutigen, denn er war sicher, im Kloster wusste man etwas. Aus einem Versteck, an ähnlicher Stelle, wo zuvor Arnaut und Felipe gelegen hatten, beobachtete er das Kommen und Gehen der Mönchsgemeinschaft. Dabei fiel ihm einer der Brüder auf, der für gewöhnlich mit mürrischer Miene die Arbeit im Stall verrichtete. Er schien ein Außenseiter zu sein, kaum jemand sprach mit ihm.
    Als dieser Mönch gerade Stallmist auf den Dunghaufen karrte und niemand sonst zugegen war, sprach der Mann ihn an.
    »Gott zum Gruß«, sagte er.
    »Was willst du?«, kam die mürrische Antwort. »Zum Betteln gehst du besser an die vordere Pforte.«
    Der Mönch kippte seine Karre leer und begann, den dampfenden Mist auf den Haufen zu schaufeln.
    »Mir scheint, du bist der Einzige, der hier wirklich arbeitet«, sagte der Mann.
    Bruder Peire warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
    »Was geht dich das an?«
    »Ich war selbst mal Klosterbruder und weiß, wie die Sache läuft.«
    »Na und?«
    »Die feinen Adelssöhnchen, die lesen den ganzen Tag in klugen Büchern. Und unsereins, aus dem Bauernstand, wir tun die ganze Arbeit. Ist doch so.«
    Bruder Peire brummte Unverständliches und schaufelte weiter.
    »Die denken, wir sind dumm, dabei wette ich, du weißt mehr als alle anderen. Schließlich hat man ja Augen und Ohren im Kopf.«
    Bruder Peire sagte noch immer nichts, aber als er mit dem Schaufeln innehielt und sich auf die Mistgabel stützte, schien er etwas aufrechter zu stehen. Sein wässriger Blick richtete sich aufmerksam auf den Mann.
    »Du warst im Kloster?«, fragte er.
    »Sechs lange Jahre. Nachdem die Büttel mir den Elternhof gestohlen hatten. Wo hätte ich sonst hingehen sollen?« Der Mönch nickte, als sei es ihm ähnlich ergangen, worauf der Mann gehofft hatte. »Aber dann hatte ich genug von der undankbaren Schinderei«, fügte er hinzu.
    »Du bist gegangen? Einfach so?«
    »Nun, ein wenig Gold hilft natürlich.« Er warf einen
solidi
in die Luft und fing ihn lachend wieder auf. »Und ein großzügiger Herr.«
    Das Aufblitzen des Goldes war dem Mönch nicht entgangen, und etwas Gieriges lag jetzt in seinem Blick.
    »Wer ist dein Herr?«
    »Einer, der noch weit höher steht als dein unfreundlicher Prior.« Er winkte Bruder Peire zu sich heran, als wolle er ihm etwas im Vertrauen sagen. »Der Erzbischof von Narbona«, raunte er.
    Peire machte große Augen. »Der Erzbischof?«
    »Ich kann vielleicht ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Der Mönch grinste listig. »Was muss ich tun?«
    »Vor zwei Tagen waren Fremde bei euch. Sie werden wegen Mordes gesucht. Dein Prior tut nicht gut daran, sie zu decken.«
    »Wegen Mordes?«, fragte Bruder Peire. »Beim Erzbischof?«
    »Ja, sie haben jemanden erdolcht und sind auf der Flucht. Sag mir, wohin sie geritten sind.« Er warf wieder die Goldmünze in die Luft

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