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Die Containerfrau

Die Containerfrau

Titel: Die Containerfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Smage
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hier haben wir wieder die hemmungslosen, wilden lockeren Vögelchen. Die nicht einmal aufrecht stehen können. O verdammt. Dass diese Sexgeschäfte im Hafen aber auch nie ein Ende nehmen! Oder sie hätten gesagt: »Vergiss es, Kumpel, die Damen sind viel zu breit, um noch Spaß zu machen. Such dir eine andere. Das hier ist doch fast schon Leichenschändung!«
    Aber sie sollten nicht geschändet werden, jedenfalls nicht da und dort, denkt Kommissarin Halvorsen. Und als Leichen waren sie auch nicht vorgesehen. Sie sollten abgeholt, in ein wartendes Auto, einen Lieferwagen, gepackt und dann aus dem Hafen weggebracht werden.
    »Wohin? Fragen Sie mich, wohin?«, schreit der Jüngste sie an. Woher zum Teufel soll er das wissen? Vielleicht zu ihrem neuen Job? Was weiß er denn schon? Oder in ein Hotel, um ihren Rausch auszuschlafen und dann am nächsten Morgen frisch wie drei Tautröpfchen ihrem Arbeitgeber vorgestellt zu werden?
    »Und wer ist das, wie heißt der Arbeitgeber?«, wollte sie wissen.
    »Wer das ist, der Arbeitgeber?«, er schnieft noch immer. Ob die Kommissarin fragt, ob er weiß, wer die Frauen abholen sollte? Anne-kin Halvorsen nickt.
    »Das weiß ich nicht, hab keine Ahnung. Das haben sie mir nicht gesagt. Und ich konnte ja nicht kapieren, wieso die Mädels so verdammt viel saufen mussten, ehe sie an Land gegangen sind.« Jetzt schnauft er leicht verärgert.
    »Fanden Sie es nicht seltsam, dass sie die ganze Zeit geschlafen haben, auch, wenn Sie ihnen das Essen gebracht haben, meine ich?« Auf diese Frage hin war er dann wirklich zusammengebrochen. Hatte sich an die Brust gefasst, sich zusammengekrümmt, um Atem gerungen.
    »Wir haben sie in den Container geworfen«, jammert er. »O verdammt, wir haben sie wie ein totes Tier in den Container geworfen. Einfach so …«
    »Weil ihr Sirenen gehört habt«, sagt Kommissarin Halvorsen und verstößt damit gegen die Regel, den Verhörsobjekten keine Antwort in den Mund zu legen.
    »Ja«, weint er. »Sirenen und Blaulicht. Ich musste zurückrennen, zusammen mit den anderen, an Bord springen und aufräumen. Es ist nicht gefährlich, hat er gesagt – wir holen sie, wenn der Bullenwagen verschwunden ist. Die haben es nicht auf uns abgesehen, hat er gesagt, aber da waren ein paar Betrunkene zugange.«
    »Wann sind Sie zusammengeschlagen worden?«, fragt sie. Und erlebt einen Jungen, der sich unerwartet verhärtet.
    »Ich bin in einer Kneipenschlange zusammengeschlagen worden«, sagt er mürrisch. »Erzählen Sie mir bloß nichts anderes.«
    Dann nicht, soll er sich doch einreden, er könne ihr einreden, es sei so gewesen. Kommissarin Halvorsen setzt keine in Todesangst schwebenden Knaben unter Druck, sie lässt ihn seine letzte Bastion behalten, bis auf weiteres: nämlich nicht den Kapitän als Misshandler anzugeben. Doch in dem Moment musste dieser Idiot von Vang sagen: »Wir glauben Ihnen nicht, Hansen, wir glauben, dass Ihr Kapitän Sie zu Mus geschlagen hat. Damit Sie den Mund halten.«
    Joakim Hansen hält sich die Ohren zu, erhebt sich halbwegs und kippt dann vornüber zu Boden. Die beiden anderen können nicht schnell genug reagieren und das seltsame knackende Geräusch, mit dem er gegen den Aktenschrank prallt, geht in ein Schmerzensgeheul über.
     
    Den Rest der Geschichte kennen Kommissarin Halvorsen und Kommissar Vang. Das gilt auch für die restliche Fahndungsgruppe im Besprechungszimmer, als die über das Verhör informiert werden. Einige schütteln den Kopf, andere möchten sofort tätig werden, die meisten begreifen, dass das hier der Durchbruch war. Ein Trawler, ein Gefriertrawler, kommt mit einer Ladung aus mit Drogen betäubten Frauen, jungen Mädchen, nach Trondheim, und soll sie zu Geld machen. Verdammt. Und dann geht es schief, und zwar gründlich. Sie können nicht liefern und einkassieren, weil ein Suffkopp beschlossen hat, sich just im Moment der Übergabe erstechen zu lassen, was von einem Securitaswächter entdeckt wird. Großalarm und Absperrung der Umgebung. Wo nun die Frischwaren lagen, in einem Container, während das Verfallsdatum in Windeseile näher rückte. Diese Scheißtypen aus Finnmarken, denn sie kommen doch aus Finnmark? Die drei, die sich auf Menschenhandel verlegt haben, auf Frauenhandel? Oder? Oder sind sie nur Transporteure?
    »Joakim Hansen, der Jüngste, der, der gelb und blau geschlagen worden ist«, sagt Anne-kin Halvorsen, »er behauptet, in gutem Glauben gehandelt zu haben. Sagt, es sei nur ein kleiner Nebenverdienst

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