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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Leben lang kennst …« Er hielt inne und nickte, als hätte er sich selbst gerade etwas zu seiner Zufriedenheit erklärt. »Aber Bobby Corcoran muss weg«, fuhr er fort. »Er hat auf deinen Vater geschossen.« Er drehte ein letztes Mal an dem Schalldämpfer, bis er fest auf dem Lauf saß, und reichte Sonny die Pistole.
    Sonny nahm sie entgegen und ließ sie in den Schoß fallen, als wollte er sie nicht zu lange in der Hand halten. »Bobbys Eltern«, sagte er leise, »sind beide an der Grippe gestorben, als er noch klein war.«
    Clemenza nickte schweigend.
    »Seine Schwester und ihre Tochter sind alles, was er hat. Und Bobby, er ist alles, was sie haben.«
    Wieder blieb ihm Clemenza eine Antwort schuldig.
    »Bobbys Schwester Eileen«, fuhr Sonny fort, »ihr Mann Jimmy Gibson wurde bei einem Streik von einem von Mariposas Schlägern getötet.«
    »Wer soll ihn umgebracht haben?«, fragte Clemenza.
    »Einer von Mariposas Schlägern.«
    »Das hast du gehört?«
    »Ja, das hab ich gehört.«
    »Aber nur, weil bestimmte Leute wollten, dass du das hörst.«
    »Weißt du es besser?«
    »Es hatte tatsächlich etwas mit den Gewerkschaften zu tun. Aber wir wissen auch, was wirklich passiert ist.« Clemenza seufzte und blickte zur Decke, wo ein Lichtstrahl, der durch das Fenster hereinfiel, sich von rechts nach links bewegte. »Pete Murray hat Jimmy Gibson ermordet. Er hat ihn mit einem Bleirohr erschlagen. Zwischen den beiden gab es aus irgendeinem Grund böses Blut – warum genau, hab ich vergessen –, aber Pete wollte nicht, dass sich herumspricht, dass er einen von seinen eigenen Leuten kaltgemacht hat, also hat er mit Mariposa etwas ausgehandelt. Pete Murray steht schon seit einer Ewigkeit bei Mariposa auf der Gehaltsliste. Deshalb ist es Giuseppe auch gelungen, die Iren kleinzuhalten.«
    »Himmel!« Sonny betrachtete die Pistole in seinem Schoß.
    »Hör zu«, sagte Clemenza und legte Sonny, wie Vito eben schon, die Hand aufs Knie. »Das ist ein hartes Geschäft. Die Cops, die Armee …« Er schien nach Worten zu suchen. »Zieh jemand eine Uniform an und sag ihm, er soll diesen fremden Kerl töten, weil er zu den Bösen gehört – da kann jeder abdrücken. Aber in unserem Geschäft muss man manchmal Leute töten, mit denen man vielleicht sogar befreundet war.« Er hielt inne und zuckte mit den Schultern, als würde er selbst einen Moment darüber nachdenken. »So läuft das eben. Manchmal liebt man jemand und muss es trotzdem tun.« Er griff nach der Pistole und drückte sie Sonny in die Hand. »Zeit, dass du dir deine Sporen verdienst. Bobby Corcoran muss weg, und du musst es tun. Er hat auf deinen Vater geschossen, Sonny. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Er muss weg, und du musst es tun.«
    Sonny ließ die Pistole wieder in seinen Schoß fallen und betrachtete sie, als wüsste er nichts damit anzufangen. Schließlich nahm er sie in die Hand und staunte über ihr Gewicht. Er starrte sie noch immer an, als er die Tür gehen hörte, und da wurde ihm bewusst, dass Clemenza das Zimmer verlassen hatte. Er schüttelte den Kopf –was da gerade passierte, ging über sein Fassungsvermögen. Aber die Pistole war da, lag fest und schwer in seiner Hand. In der plötzlichen Stille schloss er die Finger um den Griff. In einer Abfolge von Bewegungen, die auf geradezu unheimliche Weise der Gestik seines Vaters glich, beugte er sich vor, ließ den Kopf hängen und strich sich mit der freien Hand durchs Haar. Dann umfasste er den Kopf mit den Händen, der Griff der Pistole kühl an seiner Schläfe. Sein Zeigefinger berührte den Abzug, und so saß er lange reglos da.
     
    Als Fredo aufwachte, war es stockdunkel. Er hatte den Kopf in den Kissen vergraben und die Knie bis an die Brust hochgezogen. Für einen Augenblick wusste er nicht, wo er war, dann fiel ihm wieder ein, was am gestrigen Tag geschehen war. Er wusste, dass er in seinem Bett lag, und er erinnerte sich an die Parade und daran, dass auf seinen Vater geschossen worden war. Aber es ging ihm gut – Fredo hatte ihn gesehen. Mama hatte ihn und Michael einen kurzen Blick ins Arbeitszimmer werfen lassen, bevor sie ihre beiden jüngsten Söhne auf ihr Zimmer geschickt hatte, fort von der ganzen Unruhe, die im Haus herrschte. Papas Arm hatte in einer Schlinge gelegen, aber er sah okay aus – und was sonst noch passiert war, darüber hatte niemand mit ihm reden wollen. Er hatte versucht, an der Tür zu lauschen, aber Mama war bei ihnen gewesen, und so hatten sie beide, er und

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