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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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Michael, Schulaufgaben machen müssen und nichts von dem mitbekommen, was draußen los war. Sie durften nicht einmal das Radio anmachen, und Mama wollte auch nicht, dass Michael darüber redete, dann war er eingeschlafen. Trotzdem, er wusste, dass auf der Parade geschossen und Papa an der Schulter getroffen worden war. Während er im Bett lag und die Ereignisse des Tages vorüberziehen ließ, wurde Fredo wütend, weil er alles verpasst hatte. Wenn er dabei gewesen wäre, hätte er seinen Vater vielleicht beschützen können. Er hätte sich über seinen Vater werfen oder ihn beiseitestoßen können, dann hätte die Kugel ihn bestimmt verfehlt. Wenn er doch nur dabei gewesen wäre! Er hätte seinem Vater und allen anderen gezeigt, dass er kein kleiner Junge mehr war.Und wenn es ihm gelungen wäre, seinen Vater zu retten, hätten das alle begriffen. Er war jetzt fünfzehn. Er war kein Kind mehr.
    Schließlich drehte er sich um und hob, noch ganz schläfrig, den Kopf aus den Kissen. Auf der anderen Seite des Zimmers hatte Michael die Decke wie ein Zelt über die Knie gezogen, und unter den Rändern schimmerte Licht hervor. »Michael, was machst du da?«, flüsterte Fredo. »Liest du wieder?«
    »Yeah«, erwiderte Michael mit gedämpfter Stimme und hob den Kopf. »Ich hab unten eine Zeitung gemopst«, sagte er und zeigte Fredo den
Mirror
. Auf der Titelseite war das Foto eines Jungen abgebildet, der auf dem Gehsteig lag, den Arm über dem Bordstein, und darüber prangte eine riesige Schlagzeile: »Bandenmassaker!«
    »Heiliger Bimbam!« Fredo sprang aus dem Bett und rannte zu Michael hinüber. »Was steht da?« Er riss Michael die Zeitung und die Taschenlampe aus der Hand.
    »Da steht, dass Papa ein Gangster ist. Ein hohes Tier bei der Mafia.«
    Fredo blätterte um und entdeckte ein Bild, das zeigte, wie sein Vater in einen Gefangenenwagen geschoben wurde. »Papa hat gesagt, so was wie die Mafia gibt es gar nicht.« Dann entdeckte Fredo ein Bild von Richie Gatto, der mit dem Gesicht nach unten in einer Blutlache lag, die Arme und Beine verdreht. »Das ist Richie«, sagte er leise.
    »Yeah«, erwiderte Michael. »Richie ist tot.«
    »Richie ist tot? Hast du gesehen, wie er erschossen wurde?« Dann ging die Zimmertür auf, und er ließ die Zeitung fallen.
    »Was macht ihr beiden da?«, wollte Carmella wissen. Sie trug einen blauen Morgenmantel über einem weißen Nachthemd, und das Haar fiel ihr offen über die Schultern. »Woher habt ihr das?« Sie hob die Zeitung auf, legte sie zusammen und drückte sie sich an die Brust, als wollte sie sie verstecken.
    »Michael hat sie unten gemopst«, sagte Fredo.
    Michael warf ihm einen wütenden Blick zu, sah dann seine Mutter an und nickte.
    »Habt ihr sie gelesen?«, fragte sie.
    »Michael schon«, erwiderte Fredo. »Ist Richie wirklich tot?«
    Carmella bekreuzigte sich schweigend, doch ihr Gesichtsausdruck und die Tränen, die ihr in die Augen traten, sprachen eine deutliche Sprache.
    »Aber Papa geht es gut, oder?«, fragte Fredo.
    »Habt ihr ihn nicht selbst gesehen?« Carmella stopfte die Zeitung in die Tasche ihres Morgenmantels, nahm Fredo am Arm und führte ihn zu seinem Bett hinüber. Zu Michael sagte sie: »Du kannst nicht alles glauben, was in der Zeitung steht.«
    »Sie behaupten, Papa sei ein hohes Tier bei der Mafia. Stimmt das?«
    »Die Mafia!« Carmella zog den Gürtel ihres Morgenmantels enger. »Für die ist jeder Italiener bei der Mafia. Würde dein Vater Kongressabgeordnete kennen, wenn er bei der Mafia wäre?«
    Michael strich sich das Haar aus der Stirn und schien darüber nachzudenken. »Ich werde mein Referat nicht über den Kongress schreiben«, sagte er. »Ich hab’s mir anders überlegt.«
    »Michael, was redest du da? Die ganze Arbeit, die du schon gemacht hast!«
    »Ich suche mir ein anderes Thema.« Michael ließ sich auf das Bett zurücksinken und zog sich die Decke über den Kopf.
    Carmella trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf, als wäre sie enttäuscht. Dann wischte sie sich Tränen aus den Augen. »Wenn ich von euch noch ein Piep höre, hole ich euren Vater«, sagte sie, aber es klang halbherzig.
    Als sie hinausging und die Tür hinter sich schloss, wartete Tom am oberen Treppenabsatz. »
Madon’!
«, sagte sie und trat zu ihm. »Schläft heute Nacht denn niemand?«
    Tom setzte sich auf die oberste Treppenstufe, und Carmella tat es ihm gleich. »Sind die beiden arg durcheinander?«, fragte er.
    »Sie wissen, dass Richie tot ist«,

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