Die Corleones
Verstehst du?«
»Nicht ganz.«
»Dann will ich es mal so ausdrücken: Lasst die Finger von Sachen, die Mariposa gehören. Und wenn ihr ihm noch mal was klaut, dann bleibt uns damit vom Leib. Kapierst du es jetzt?«
»Klar«, sagte Cork. »Aber wieso hast du so plötzlich deine Meinung geändert? Bisher wolltest du …«
»Ich wollte dem kleinen Bruder von Jimmys Frau einen Gefallen tun. Mariposa liegt mit den LaContis im Clinch, also dachte ich mir, wenn da ein paar Kisten Fusel auf der Strecke bleiben, merkt das eh niemand. Und wenn doch, geben sie LaConti die Schuld. Aber so ist es nicht gelaufen. Joe weiß, dass er beklaut wird. Er ist stinksauer, und irgendjemand muss dafür bezahlen. Im Moment kennt dich kein Mensch. Wenn du so schlau bist, wie ich mir hab sagen lassen, dann sorg dafür, dass es so bleibt.« Hooks trat einen Schritt zurück und breitete die Arme aus. »Deutlicher kann ich es nicht mehr ausdrücken. Nimm deinen Grips zusammen. Lass die Finger von Mariposa. Aber egal, was du machst, halt dich von uns fern.«
»Okay«, sagte Cork. »Klar. Aber was ist, wenn Luca zu mir kommt? Wenn er …«
»Das wird nicht passieren«, fiel ihm Hooks ins Wort. »Keine Sorge.« Er zog eine Schachtel Luckys aus der Jackentasche und bot Cork eine an. Cork nahm sie, und Hooks gab ihm und sich Feuer. Hinter ihm verschwanden die anderen Mitglieder von Lucas Gang einer nach dem anderen wieder in der Garage. »Wie geht’s Eileen?«, fragte er. »Jimmy war ein famoser Kerl. Wie geht’s der Kleinen? Wie heißt sie noch mal?«
»Caitlin«, antwortete Bobby. »Ihr geht’s gut.«
»Und Eileen?«
»So weit in Ordnung. Allerdings nimmt sie nicht mehr alles so locker wie früher.«
»Kein Wunder, schließlich hat sie ihren Mann verloren, bevor sie dreißig wurde. Richte ihr einen Gruß von mir aus. Ich halte noch immer Ausschau nach dem Hurensohn, der Jimmy umgebracht hat.«
»Das war ein Aufruhr«, sagte Bobby.
»Bullshit«, erwiderte Hooks. »Ich meine, ja, es war ein Aufruhr, aber trotzdem hat ihn einer von Mariposas Schlägern umgebracht. Richte deiner Schwester einfach aus, dass Jimmys Freunde ihn nicht vergessen haben.«
»Mach ich.«
»Also gut.« Hooks sah sich um und fragte: »Wo sind deine Kumpels hin?«
»Die warten an der nächsten Ecke auf mich. Die Laterne ist hinüber, deshalb sieht man sie nicht.«
»Hast du einen Fahrer, der dich abholt?« Als Cork ihm die Antwort schuldig blieb, lachte Hooks und klopfte ihm auf die Schulter, bevor er in der Garage verschwand.
Cork schlenderte langsam den Gehsteig entlang, bis er vor sich in der Dunkelheit Stimmen hörte. Als er die nächste Ecke erreichte, sah er zwei Zigaretten rot aufleuchten, und bald erkannte er Sonny und Nico, die auf einer wackeligen Holztreppe saßen. Die meisten Fenster in dem Mietshaus hinter ihnen waren dunkel. Der Nebel hatte sich wieder in Nieselregen verwandelt, und an Nicos Mütze hingen Wassertropfen. Sonny war barhäuptig. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schüttelte das Regenwasser ab.
»Was sitzt ihr hier im Regen herum?«, fragte Cork.
»Wir hatten keine Lust mehr, uns Stevies Geschwafel anzuhören«, sagte Nico.
»Er ist nicht damit zufrieden, wie es gelaufen ist.« Sonny stand auf und wandte dem Wagen, der auf der anderen Straßenseite geparkt war, den Rücken zu. »Er ist der Meinung, dass sie uns über den Tisch gezogen haben.«
»Stimmt ja auch.« Cork schaute an Sonny vorbei über die Straße. In dem Wagen bewegte sich die rote Glut mehrerer Zigaretten, zeichnete Kreise und Schleifen in die Luft. Die Fenster standen einen Spalt offen, und Rauch umwaberte das regennasse Dach. »Der Laster war fast neu. Dafür hätten wir leicht ein paar Riesen mehr kriegen müssen.«
»Und?« Sonny stand die Frage ins Gesicht geschrieben:
Warum haben wir das nicht?
»Was willst du machen?«, fragte Cork. »Die Bullen rufen?«
Sonny lachte, und Nico sagte: »Brasi hat nicht ganz unrecht. Schließlich muss er sich mit Mariposa herumschlagen. Ich geb mich lieber mit weniger Geld zufrieden und bleib am Leben.«
»Er erzählt auch bestimmt niemand von uns?«, fragte Sonny.
»Ja, klar«, erwiderte Cork. »Lass uns ins Trockene gehen.«
Kaum hatte Sonny die Wagentür geschlossen und den Motor angelassen, sagte Stevie Dwyer: »Hast du mit ihm über das Geld geredet?« Die anderen Jungs schwiegen, neugierig auf das, was Sonny zu sagen hatte.
»Worüber sollte er denn mit mir reden, Stevie?« Cork saß vorne und musste sich
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