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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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das Glas noch höher und rief: »Holen wir uns zurück, was uns gehört!«
    Die Männer hoben alle ihre Gläser und tranken mit ihm, Donnie eingeschlossen. Danach legte sich die feierliche Stimmung rasch. Die Männer wandten sich wieder ihrem Bier zu und unterhielten sich leise.

7.
    Donnie spähte über den Rand des flachen Teerpappedachs in die schmale Gasse hinunter, die zwischen dem Gebäude, in dem Luca Brasi wohnte, und dem kleineren Lagerhaus dahinter verlief. Überall auf dem Dach des Lagerhauses standen wild durcheinander Kisten, und ein Dutzend Männer ging mit Kartons auf der Schulter durch eine Tür, die von einer Kette offen gehalten wurde, ein und aus. Hinter Donnie flog eine Hochbahn über die Third Avenue, und das Klappern und Kreischen von Schienen, Lokomotive und dahinrasendem Metall wurde von den Gebäuden zurückgeworfen, die sie wie ein Tunnel umsäumten. »Himmel noch mal«, sagte Donnie, als Willie hinter ihn trat, »nebenan findet ein gottverdammter Kongress statt.« Er schob Willie zurück zur Dachmitte, außer Sichtweite der Arbeiter.
    »Was ist denn da los?«, fragte Willie.
    »Woher soll ich das wissen?« Neben einer verschlossenen Tür, die in das Gebäude hinunterführte, lag eine Brechstange. Donnie hob sie auf und wuchtete sie sich auf die Schulter. »Wo zum Teufel steckt Sean?«
    »Steht Schmiere.«
    »Wozu das denn? Herrgott, Willie, muss ich dir alles erklären? Los, hol ihn!«
    »Sollen wir nicht erst schauen, ob wir das Schloss aufkriegen?« Donnie zwängte die Brechstange zwischen Schloss und Rahmen und stemmte die Tür auf. »Jetzt hol ihn schon.« Er schaute Willie nach, der zu den schwarzen Sprossen der Leiter hinübertrabte, die von der Feuertreppe aufs Dach führte. Donnie war stets aufs Neue überrascht, wie zerbrechlich sein Bruder wirkte, und es machte ihm auch ein wenig Angst. Willie war kein Schwächling, jedenfalls nicht, wenn es darauf ankam. In vieler Hinsicht war er vielleicht sogar der zäheste der drei Brüder. Nicht etwa, dass er sich vor nichts fürchtete. Vielleicht, so dachte Donnie, war er sogar ängstlicher als Sean. Aber er hatte ein braves irischesTemperament – es dauerte eine Weile, bis er in Fahrt kam, dann jedoch hielt ihn so schnell nichts auf. Willie schreckte vor nichts und niemandem zurück, und er focht seine Kämpfe selbst aus. Wie oft war er ganz grün und blau von der Schule nach Hause gekommen? Und immer hatte er versucht, es vor Donnie zu verbergen, damit der nicht loszog und denen, die ihn verprügelt hatten, die Zähne ausschlug. Jetzt beobachtete Donnie, wie sein Bruder auf dem Dach kniete und die Leiter hinunterschaute, und er machte sich Sorgen, eine steife Brise könnte aufkommen und ihn davonwehen.
    Als Seans Kopf schließlich über dem Rand des Daches erschien, blickte Donnie zu einer Kette von hohen, schmalen Wolken hinauf; der Himmel verdunkelte sich zusehends. Er schaute auf seine Armbanduhr. »Es ist nach sechs«, sagte er, als Sean und Willie vor der Tür zu ihm traten.
    »Vor sieben ist er nie hier«, erwiderte Sean. »Jedenfalls nicht, soweit ich das mitgekriegt hab.«
    »Wir haben genügend Zeit«, fügte Willie hinzu.
    »Herrgott!« Sean schlang die Arme um sich und klopfte sich auf die Schultern.
    »Ist dir kalt?«, wollte Willie wissen.
    »Ich hab Schiss«, sagte Sean. »Ihr etwa nicht?«
    Willie runzelte die Stirn und sah zu Donnie hinüber.
    Donnie versetzte Sean einen Klaps auf den Hinterkopf. »Wann wirst du endlich erwachsen?«
    »Ich bin erwachsen«, erwiderte Sean und rieb sich den Kopf. »Ich hab nur Schiss.«
    Sean setzte eine schwarze Wollmütze auf, zog sie sich tief in die Stirn und schlug den Kragen seiner Lederjacke hoch. Die Jacke war rissig und zerknittert, und den Reißverschluss hatte er ganz geschlossen. Von der Lederjacke und der dunklen Mütze eingerahmt, war sein Gesicht so glatt und rosa wie das eines jungen Mädchens.
    Donnie berührte den Griff der Pistole, die in Seans Gürtel steckte. »Baller damit bloß nicht herum, ohne zu zielen, hörst du?«
    »Himmel Herrgott, zum hundertsten Mal – das weiß ich doch!«
    Donnie legte Sean die Hände auf die Schultern und schüttelte ihn. »Wenn du abdrückst, dann schließ nicht die Augen, in der Hoffnung, du triffst irgendwas, denn sonst kassier ich eine Kugel und nicht Luca.«
    Sean verdrehte die Augen und schien völlig überrascht, als Willie ihn am Hals packte.
    »Hör zu, was Donnie dir sagt«, fauchte er. »Wenn du Donnie aus Versehen triffst, dann

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