Die Corleones
wir Brasi umgelegt haben, verzeiht sie uns das nie. Er mag ja ein elender Bastard sein, aber er ist ihr Typ.«
»Ich halt’s nicht aus«, sagte Willie. »Du machst dir Sorgen wegen Kelly? Spinnst du jetzt völlig, Sean? Ab morgen sind sämtliche Makkaronis der Stadt hinter unseren irischen Ärschen her, und du machst dir Sorgen wegen Kelly? Der Herr sei mir gnädig, aber Kelly kann mich mal. Wir machen das auch für sie. Der verdammte Makkaroni hat sie ins Unglück gestürzt, und wir sollen einfach nur zuschauen?«
»Red keinen Unsinn – wir machen das nicht für Kelly«, sagte Sean. »Dir ist Kelly doch schon seit Jahren scheißegal.«
Willie sah Sean lange an und schüttelte schließlich den Kopf, als hätte sein kleiner Bruder endgültig den Verstand verloren.
Sean wandte sich zu Donnie um. »Du hast sie rausgeworfen und ihr erklärt, dass du nichts mehr von ihr wissen willst. Was blieb ihr denn anderes übrig, als sich von irgendeinem Typen aushalten zu lassen?«
»Sie hätte ja auch arbeiten gehen können«, sagte Willie. »Und ehrliches Geld verdienen.«
»Ach, hör doch auf!« Seans Antwort galt Willie, aber den Blick hatte er noch immer auf Donnie gerichtet. »Du hast ihr gesagt, dass du nichts mehr von ihr wissen willst«, wiederholte er. »Und jetzt will sie nichts mehr von uns wissen. So ist das gelaufen, Donnie.«
Donnie blickte schweigend an Sean vorbei zu dem Tageslicht hinüber, das durch die Milchglasscheibe hereinfiel, als sähe er dort etwas unendlich Trauriges. Dann wandte er sich zu Sean um und fragte: »Hab ich mich nicht um euch alle gekümmert?« Als Sean ihm die Antwort schuldig blieb, fügte er hinzu: »Sie hat sich mit einem gottverdammten Italiener eingelassen – mit dem Italiener, der uns aus allem rausgedrängt hat. Meinst du, das war Zufall, Sean? Meinst du, sie wusste nicht, was sie da tat?« Donnie beantwortete seine Frage selbst und schüttelte den Kopf. »Nein, ich will nie wieder etwas von ihr wissen.« Er sah Willie an, und Willie sagte: »Aye!«
»
Aye «
, wiederholte Sean spöttisch. »Und was hat dir dein irischer Stolz eingebracht? Wir haben keine Schwester mehr!«
Donnie warf einen Blick auf seine Armbanduhr und schaute die Treppe zum Dach hinauf. Draußen raste brüllend ein Zug vorbei, und im Flur herrschte ohrenbetäubender Lärm. »Also gut«, sagte er zu Sean, nachdem der Zug vorüber war. »Hau ab.« Er versetzte ihm einen Klaps in den Nacken. »Du bist nicht mit dem Herzen bei der Sache. Ich hätte dich da nicht mit reinziehen sollen.«
»Meinst du das ernst?«, wollte Willie wissen.
»Ja, klar.« Donnie schob Sean die Treppe hinauf. »Hau ab. Wir treffen uns zu Hause wieder.«
Sean sah Willie fragend an, und als Willie nickte, rannte er die Treppe hinauf und verschwand durch die Tür, die aufs Dach führte.
Als er weg war, fragte Willie: »Verdammt, Donnie, was soll das? Der Kleine wird nie erwachsen, wenn du ihn immer wie ein Baby behandelst.«
»Ich behandel ihn überhaupt nicht wie ein Baby.« Donnie klopfte zwei Zigaretten aus seinem Päckchen und hielt Willie eine hin.
Willie nahm sie, und während er sie anzündete, sah er Donnie abwartend an.
»Ich hab mir mehr Sorgen gemacht, dass der Kleine mir aus Versehen eine Kugel in den Rücken jagt, als dass Luca das absichtlich macht.« Er ging zum Eingang von Lucas Wohnung hinüber. »Ich werde hier stehen.« Er deutete zur Treppe, wo Seans Platz gewesen war. »Begreifst du, was ich sagen will?«
»Die Chancen stehen gut, dass er seine Knarre gar nicht erst in die Hand genommen hätte«, sagte Willie.
»Die Chancen stehen noch besser, wenn er gar nicht da ist. Rauch deine Kippe zu Ende, und dann lass uns in Stellung gehen.«
»Glaubst du, dass Kelly uns deshalb noch mehr hassen wird?«
»Kelly schert sich einen Dreck um uns, Willie. Und das weißt du nur zu gut. Und mir kann sie genauso gestohlen bleiben. Jedenfalls im Moment. Die ist viel zu verkorkst – das bringt nichts, wenn wir uns Sorgen um sie machen. Sie säuft, nimmt Pillen und was weiß denn ich noch alles … Wenn sie wieder die Kurve gekriegt hat –
falls
sie jemals wieder die Kurve kriegt –, wird sie uns dankbar sein, dass sie nicht den Rest ihres Lebens mit diesem verdammten Makkaroni verbringen muss. Himmel«, fügte er hinzu. »Kannst du dir das vorstellen – Luca Brasi zum Schwager zu haben?«
»Gott bewahre«, sagte Willie.
»Dafür sorgen wir schon selbst.« Donnie drückte seine Zigarette aus und beförderte sie mit
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