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Die Corleones

Die Corleones

Titel: Die Corleones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Edward; Puzo Falco
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mehr erkannte.
    Im Hinterzimmer, hinter der eigentlichen Bäckerei, stieß Sonny auf eine geschlossene, ungewöhnlich schmale Tür, und als er sie öffnete, blickte er in ein kleines Zimmer mit einer Liege und zwei wackligen Bücherschränken. Die Borde waren randvoll mit Büchern, und oben lagen weitere Bände quer, den Rücken dem Betrachter zugewandt. Neben der Liege stapelten sich, unter einer alten Messinglampe, drei Bücher auf einem Nachttisch. Sonny griff nach ihnen und stellte sich vor, wie Eileen in diesem kleinen Zimmer mit dem Fenster aus Glasbausteinen, die auf die Gasse hinter dem Haus hinausgingen, eine Pause einlegte. Das unterste Buch war dick und schwer, jede Seite mit Goldrand verziert. Er schlug es auf und sah, dass es sich um die gesammelten Stücke von Shakespeare handelte. Das mittlere Buch war ein Roman mit dem Titel
Fiesta
. Das oberste Buch war dünn, und als Sonny es aufschlug, stellte er fest, dass es sich dabei um eine Sammlung von Gedichten handelte. Er klemmte es sich unter den Arm und nahm es mit nach oben, wo er Eileen antraf, die sich angezogen hatte und in der Küche vor dem Ofen stand. Es roch köstlich nach frischem Brot.
    Als sie Sonny sah, lachte sie und sagte: »Um Himmels willen, zieh dir was an! Schämst du dich denn gar nicht?«
    Sonny schaute mit einem Grinsen an sich herunter. »Ich dachte, ich gefall dir so.«
    »Den Anblick vergesse ich jedenfalls nicht so bald. Sonny Corleone, der nackt in meiner Küche steht, und dann noch mit einem Buch unter dem Arm.«
    »Das hab ich im Hinterzimmer gefunden.« Sonny legte den Gedichtband auf den Küchentisch.
    Eileen warf einen flüchtigen Blick auf das Buch und setzte sich an den Tisch. »Das gehört deinem Kumpel, Bobby Corcoran. Manchmal verbringt er den Tag hier und tut so, als wollte er mir in der Bäckerei helfen. Aber dann liegt er doch nur im Hinterzimmer und liest in seinen Büchern.«
    »Cork liest Gedichte?« Sonny zog sich einen Stuhl heran.
    »Dein Freund ›Cork‹ liest alle möglichen Bücher.«
    »Ja, ich weiß. Aber Gedichte?«
    Eileen seufzte, als wäre sie plötzlich furchtbar müde. »Unsere Eltern haben uns dazu angehalten, zu lesen und wieder zu lesen. Aber eigentlich war unser Vater die Leseratte.« Eileen hielt inne, sah Sonny liebevoll an und strich ihm durchs Haar. »Bobby war noch ganz klein, als sie an der Grippe gestorben sind. Aber sie haben uns ihre Bücher hinterlassen.«
    »Dann sind das die Bücher eurer Eltern?«
    »Jetzt gehören sie Bobby. Ein paar haben Bobby und ich selbst gekauft. Wahrscheinlich hat er sie inzwischen alle zweimal gelesen.« Sie küsste Sonny auf die Stirn. »Du gehst jetzt besser. Es ist schon spät, und ich habe noch zu tun.«
    »Italiener lesen keine Bücher«, sagte Sonny und stand auf, um ins Schlafzimmer zu gehen. Als Eileen lachte, fügte er hinzu: »Von den Italienern, die ich kenne, liest keiner Bücher.«
    »Das ist etwas anderes, als zu sagen: Italiener lesen keine Bücher.«
    Nachdem er sich angezogen hatte, kam Sonny in die Küche zurück. »Vielleicht lesen nur Sizilianer nicht«, sagte er zu Eileen.
    Eileen nahm seinen Hut vom Garderobenständer im Flur. »Sonny, hier im Viertel liest niemand. Die müssen alle dafür sorgen, dass etwas zu essen auf den Tisch kommt.«
    Sonny nahm seinen Hut entgegen und küsste sie. »Nächsten Mittwoch?«
    »Nun ja …« Eileen legte sich die Hand auf die Stirn. »Ich glaube, wir sollten das besser sein lassen. Die ganze Sache dauert jetzt schon lange genug, findest du nicht auch?«
    »Was redest du da? Was soll das heißen – ›schon lange genug‹?«
    »Cork hat mir erzählt, dass du dabei bist, dir ein neues Flittchen anzulachen. Du triffst dich mit ihr, wenn du in der Werkstatt Mittagspause machst, stimmt’s? Hab ich recht?«
    »
Mannagg’!
« Sonny blickte zur Decke.
    »Und was ist mit dieser Sandra, mit der dich dein Vater verheiraten will?«
    »Cork redet zu viel.«
    »Ach, Sonny – Bobby vergöttert dich! Weißt du das nicht? Dich und deine Weiber.« Sie ging zum Ofen hinüber, als wäre ihr gerade etwas eingefallen, schaute hinein und ließ ihn einen Spalt offen.
    »Eileen …« Sonny setzte den Hut auf und nahm ihn wieder ab. »Diese Sache in der Mittagspause … Das ist nichts. Das ist nur …«
    »Ich bin nicht sauer«, sagte Eileen. »Es geht mich auch gar nichts an, mit wem du dich herumtreibst.«
    »Wenn du nicht sauer bist, was ist es dann?«
    Eileen seufzte, setzte sich wieder an den Küchentisch und

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