Die Corleones
sagte mit gewohnt mürrischer Miene: »Anthony Stracci und Ottilio Cuneo sind nicht zu dem geworden, was sie sind, weil es ihnen an Klugheit mangelt. Einen Krieg mit Mariposa werden sie nicht riskieren.«
»
Sì «
, sagte Genco. Er trat vom Schreibtisch zurück, ließ sich in einen Polstersessel fallen und sah Vito vielsagend an. »Mariposa hat LaContis Organisation unter seiner Knute und Tattaglia in der Tasche – er ist einfach zu mächtig. Stracci und Cuneo werden jedem den Rücken zukehren, der zu ihnen kommt.«
Clemenza, der mit einem Glas Anisette in der Hand neben Genco saß, fügte hinzu: »Ich muss Mariposa irgendwas erzählen, wie wir die Sache mit Luca Brasi angehen. Er erwartet von uns, dass wir uns darum kümmern.«
Vito ließ sich auf der Fensterbank nieder und balancierte das Glas mit Strega auf dem Knie. »Richte Giuseppe aus, dass wir uns um Brasi kümmern, wenn die Zeit dafür reif ist.«
»Vito«, sagte Clemenza, »das wird Mariposa nicht gefallen. Tomasino will, dass Brasi
jetzt
aus dem Weg geräumt wird, und Mariposa möchte Tomasino bei Laune halten.« Als Vito nur mit den Achseln zuckte, warf Clemenza Genco einen hilfesuchenden Blickzu. Genco wandte sich ab. Clemenza lachte, und es war ihm anzuhören, wie verblüfft er war. »Erst will Mariposa, dass wir herausfinden, wer ihm den Schnaps klaut – und wir bleiben ihm die Antwort schuldig. Dann will er, dass wir uns um Brasi kümmern – und wir erzählen ihm, er soll sich noch ein bisschen gedulden.
Che minchia!
Vito! Willst du dich unbedingt mit ihm anlegen?«
Vito nippte an seinem Drink. »Warum«, fragte er Clemenza leise, »sollte ich jemand ermorden, der Mariposa das Fürchten lehrt?«
»Und nicht nur Mariposa«, sagte Tessio.
Clemenza breitete die Arme aus. »Was bleibt uns anderes übrig?«
»Richte Giuseppe aus, dass wir uns um Brasi kümmern«, erwiderte Vito. »Sag ihm, wir arbeiten daran. Tu einfach, um was ich dich bitte. Ich möchte nicht, dass er oder Cinquemani auf die Idee kommen, Brasi kaltzumachen. Ich möchte, dass sie glauben, wir erledigen das für sie.«
Clemenza ließ sich gegen die Lehne seines Sessels sinken und warf Tessio einen verzweifelten Blick zu.
»Vito«, sagte Tessio und schritt von der Tür zum Schreibtisch, »verzeih mir, aber in dieser Sache muss ich Clemenza recht geben. Falls Mariposa beschließt, uns fertigzumachen, haben wir ihm nichts entgegenzusetzen. Er kann uns einfach auslöschen.«
Vito seufzte und faltete die Hände. Dann sah er Genco an und nickte.
»Hört zu.« Genco zögerte und suchte nach den passenden Worten. »Vito und ich haben das bisher für uns behalten. Wir wollten nicht riskieren, dass jemand einen Fehler begeht und Frankie Pentangeli kaltgemacht wird.«
Clemenza klatschte in die Hände; ihm war sofort alles klar. »Frankie ist auf unserer Seite! Den Hurensohn hab ich schon immer geliebt! Für Abschaum wie Mariposa ist er viel zu gut.«
»Clemenza«, sagte Vito, »bei Gott, ich vertraue dir tagtäglich das Leben meiner Kinder an, aber …« Er hielt inne und hob den Finger. »Du redest zu viel. Und wenn wir bei dieser Sache nur den kleinsten Fehler begehen, muss unser Freund das büßen.«
»Vito«, erwiderte Clemenza, »ich schwöre dir, du hast nichts zu befürchten.«
»Gut.« Vito nickte Genco erneut zu.
»Mariposa will uns fertigmachen«, sagte Genco. »Das wissen wir von Frankie. Es ist nur eine Frage der Zeit …«
»Verdammter Hurensohn«, fiel ihm Clemenza ins Wort. »Die Entscheidung ist bereits gefallen?«
»
Sì «
, sagte Genco. »Während Mariposa und seine Jungs noch mit LaConti beschäftigt sind, haben wir etwas Zeit – aber er hat uns im Visier. Er hat es auf das Geschäft mit dem Olivenöl abgesehen und auf unsere Verbindungen. Schlicht auf alles. Er weiß, dass er sich umorientieren muss, wenn die Prohibition aufgehoben wird.«
»
Bastardo!
«, sagte Tessio. »Emilio und die anderen? Die machen da mit?«
Genco nickte. »Sie glauben, dass du eine eigenständige Organisation führst, aber sie haben es auch auf dich abgesehen. Wahrscheinlich denken sie, erst Corleone und dann du.«
»Warum sagen wir Frankie nicht einfach, er soll Mariposa das Gehirn wegpusten?«, fragte Clemenza.
»Und was würde das bringen?«, entgegnete Vito. »Dann steht Emilio Barzini noch besser da und wird uns mit den andren Familien im Rücken fertigmachen.«
»Ich würde ihm trotzdem gerne das Gehirn wegpusten«, murmelte Clemenza.
»Im Moment wartet Giuseppe noch
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