Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Kennzeichen und andere wichtige Details zu erinnern, lief Melissa ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen. Sie wählte einen schwarzen Hosenanzug, band ihr Haar zum Pferdeschwanz, legte nur ein Minimum an Make-up auf und kehrte dann zu Andrea ins Wohnzimmer zurück.
Ihre Assistentin stand noch immer da und schien ihr Glück nicht fassen zu können. Zwar war ihr Wagen verschwunden, und möglicherweise würde sie ihn niemals wiedersehen, aber Byron kam aus dem Gefängnis frei. Mehr brauchte Andrea nicht zu ihrem Glück.
Sie nahmen Melissas Roadster. Am Gerichtsgebäude wollte das Schicksal es so, dass Melissa als Erstes Steven Creed in die Arme lief. Er hatte ganz den Anwalt herausgekehrt und trug einen maßgeschneiderten Anzug und auf Hochglanz polierte Schuhe.
Andrea stürmte an ihm vorbei, weil sie zu Byron wollte.
Stevens Miene wies einen Anflug von Überheblichkeit auf, aber etwas am Ausdruck seiner Augen ließ sie stutzen.
„Was ist?“, flüsterte sie ihm zu, während sie im Flur standen und sich ansahen.
„Das ist also dein böser Zwilling“, sagte er und betrachtete ihren schlichten Hosenanzug, das hastig aufgetragene Make-up und die nüchterne Frisur. Dann zog er eine Braue hoch. „Ich muss sagen, die andere Melissa gefällt mir besser, die Melissa, die nicht so scharfkantig ist.“
Böser Zwilling? Scharfkantig?
„Geh mir aus dem Weg“, forderte sie ihn auf.
Steven rührte sich nicht von der Stelle, sondern schob die Hände in die Hosentaschen seines tadellos sitzenden Anzugs und legte den Kopf schräg. „Meine Güte, was für ein Temperament“, kommentierte er in einem honigsüßen Tonfall.
Sie versuchte, um ihn herumzugehen, aber er versperrte ihr den Weg.
„Bevor du da reingehst … Es gibt etwas, das ich dir sagen muss.“
Ein stummer Alarm schrillte in ihrem Kopf. Sie atmete tief und gleichmäßig durch, während sie sich in Gedanken ermahnte, verdammt noch mal die Ruhe zu bewahren. Es war schlicht unprofessionell, sich von diesem Mann so aus der Fassung bringen zu lassen.
Schlimmer war nur noch, dass er ganz genau wusste, was er tat.
„Also gut“, lenkte sie schließlich ein. „Was ist los?“
Für einen Moment wich er ihrem Blick aus. „Velda Cahill wurde letzte Nacht angegriffen.“
„Was?“
Steven entspannte sich ein wenig und berührte Melissas Schultern. „In ein paar Tagen ist sie wieder auf den Beinen“, versicherte er ihr, und für den Bruchteil einer Sekunde flammte in seinen Augen eine Mischung aus Wut und Bedauern auf. „Carter hat sie letzte Nacht geschlagen, als er bemerkt hat, dass Andrea verschwunden war. Er hat Veldas Uhr an sich genommen und ihre angesparten Trinkgelder, und dann ist er abgehauen.“
Abermals lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. „Die arme Velda“, murmelte sie. „Die Frau kommt einfach nicht zur Ruhe.“
„Sie ist in der Klinik in Indian Rock. Ich wollte dir das jetzt schon sagen, weil Byron noch nichts davon weiß. Es wird ihn sehr treffen, und ich kann mir vorstellen, dass er wütend genug ist, um sich selbst auf die Suche nach Nathan Carter zu machen. Wenn es dazu kommt, wird er ganz sicher wieder im Gefängnis landen.“
Melissa nickte nachdenklich. „Und? Hast du irgendeinen Plan?“
„Wäre Matt nicht da, würde ich Byron mit zu mir nehmen, bis er sich beruhigt hat oder bis Carter verhaftet worden ist. Allerdings gibt es bei dieser Gleichung zu viele unbekannte Größen, und ich werde nicht zulassen, dass Matt etwas passiert. Tom und ich haben uns lange unterhalten. Er ist bereit, den Jungen bei sich aufzunehmen. Schließlich hat er nur Elvis. Weiß der Himmel, ob Byron überhaupt mitmachen wird.“
Angesichts des Verhältnisses zwischen Byron und dem Sheriff war davon zwar nicht auszugehen, aber vielleicht erwartete Melissa ja eine angenehme Überraschung.
„Danke“, sagte sie förmlich, und diesmal stellte Steven sich ihr nicht in den Weg, als sie Toms Büro betreten wollte.
Byron war aus der Arrestzelle entlassen worden und saß nun mürrisch und zusammengesunken auf einem Stuhl neben Toms Schreibtisch. Hinter ihm stand Andrea, ihre Hände lagen auf Byrons angespannten Schultern.
Nach ein paar Schritten wandte Steven den Blick von Melissas Kurven ab und widmete sich den Aufgaben, die nun erledigt werden mussten. Er sah gerade zu Tom, als dieser von dem aufgebrachten Byron zu hören bekam: „Sie können nicht ganz bei Verstand sein.“
Elvis trottete zu Byron, legte den Kopf auf den Oberschenkel des
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