Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
deiner Zeit anzufangen, während dein Dad und ich mit unserem Enkel die Kirmes besuchen.“
Lachend klopfte Davis Steven auf den Rücken, dann gingen die drei und ließen ihn wie einen Trottel am Straßenrand stehen, der noch nicht gemerkt hatte, dass die Parade längst an ihm vorbeigezogen war.
17. KAPITEL
S teven kam sich vor wie ein Stalker, als er Melissa bis zum Parkplatz vorm Supermarkt am anderen Ende der Stadt folgte, wo sich die Parade auflöste und in kleine Gruppen zerfiel.
Man umarmte und gratulierte sich gegenseitig, dann folgten weitere Umarmungen. Die Mitglieder der Highschoolband entledigten sich umgehend ihrer steifen gebügelten Uniformen. Darunter kamen Shorts und T-Shirts zum Vorschein. Die ungeliebten Kleidungsstücke einschließlich der Hüte mit den schicken goldenen Abzeichen über der Krempe landeten auf den Rücksitzen verschiedener Vans und SUVs, gleich darauf machten sich die Schüler auf den Weg zum Festplatz.
Steven versuchte von niemandem gesehen zu werden, doch wie der Zufall es wollte, entdeckte Brad O’Ballivan ihn, der mit seinen Leuten bei den großen Pferdeanhängern stand. Er rief nach ihm. Das wiederum veranlasste Melissa dazu, sich umzudrehen und sich hastig wieder abzuwenden, kaum dass sie ihn entdeckt hatte.
Obwohl er sich wie ein Idiot vorkam, brachte Steven ein hoffentlich lässiges Lächeln zustande und ging zu Brad. „Brauchst du Hilfe mit den Pferden?“, erkundigte er sich.
„Immer“, gab Brad zurück. Sein Blick war zwar nicht unfreundlich, doch er hatte etwas Stechendes an sich, das er zuvor nicht gehabt hatte.
Steven nahm den Tieren die Sättel und das Zaumzeug ab und führte sie die von Hufen abgewetzten Rampen hinauf in die Anhänger, die so angenehm nach Heu und Pferden rochen. Dort machte er sie fest, damit sie die Fahrt zurück nach Hause unversehrt überstanden.
Seine Gedanken kreisten die ganze Zeit über nur um Melissa, auch wenn er es nicht wagte, in ihre Richtung zu schauen. Sein Verhalten war natürlich dumm, schließlich war sie der einzige Grund, weshalb er der Parade überhaupt bis zum Parkplatz gefolgt war. Aber was sollte er machen?
Als die letzten Pferde untergebracht und die Türen der Anhänger sicher verschlossen waren, hatte Melissa sich anscheinend in Luft aufgelöst, da er sie nirgends entdecken konnte. Brad kam zu ihm, um sich zu bedanken, und dann gaben sich die beiden Männer die Hand.
„Suchst du Melissa?“, fragte Brad, nachdem sekundenlang Schweigen geherrscht hatte.
„Ist das so offensichtlich?“, gab Steven entmutigt zurück.
„Ja, das ist so offensichtlich“, informierte Brad ihn grinsend, wurde dann aber wieder ernst. „Das ist jetzt der Moment, an dem ich dich fragen muss, ob du ehrbare Absichten verfolgst, was meine Schwester angeht.“
„Und wenn es ehrbare Absichten sind?“
„Dann werde ich sehr erfreut sein“, antwortete Brad, beugte sich leicht vor und fuhr in einem Tonfall à la John Wayne fort: „Wenn du allerdings nur deinen Spaß haben willst, Fremder, werde ich dir deine Ohren zu futtern geben, erst das linke, dann das rechte. Und danach werde ich dir richtig wehtun.“
Steven lachte, konnte Brads Einstellung aber nachvollziehen. Hätte er eine jüngere Schwester gehabt, wäre er wohl genauso wachsam gewesen, dass ihr niemand das Herz brach. „Alles klar“, erwiderte er.
„Melissa hat sich ans andere Ende der Stadt mitnehmen lassen, wo sie vor der Parade ihren Wagen abgestellt hatte“, fuhr Brad fort, der jetzt wieder wie er selbst klang. „Sie war ziemlich erledigt. Wenn ich das richtig gehört habe, wollte sie nur noch nach Hause und sich ausruhen und eine Dose Suppe aufwärmen.“
Steven bedankte sich und machte sich auf den Rückweg ins Stadtzentrum. Sein Wagen stand auf dem Platz neben seinem Büro, aber anstatt den direkten Weg zu nehmen, der am Gerichtsgebäude vorbeiführte, folgte er der Gewohnheit der letzten Tage und wählte einen Umweg durch Seitenstraßen und Gassen, nur um nicht dort entlangzugehen, wo Melissa arbeitete – obwohl er von Brad erfahren hatte, dass sie nicht ins Büro zurückgekehrt war.
Was er ihr sagen wollte, wusste er noch gar nicht, doch als er in seinen Truck einstieg, überkam ihn das Gefühl, er müsse sich beeilen, um nicht zu spät zu kommen.
Das war natürlich ein verrückter Gedanke. Nach der ganzen Arbeit mit der Parade, die ohne erkennbare Probleme abgelaufen war, musste sie natürlich erledigt sein. Also wäre es vernünftig gewesen, sie
Weitere Kostenlose Bücher