Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
als Antwort, dann lehnte sie sich wieder gegen Stevens Brust.
„Dad und Kim sind mit Matt auf der Kirmes“, informierte er seinen Cousin. „Such sie bitte, und dann bring sie raus zur Ranch, okay?“ Er hielt inne und sah an sich herab. Tom hatte zwar nichts gesagt, aber vermutlich würde die Polizei seine Kleidung als Beweismittel sicherstellen wollen. Und eine Aussage zum Tathergang würde er auch noch machen müssen. Auf ihn wartete wahrscheinlich eine lange Nacht.
„Wird erledigt“, versicherte ihm Brody, nahm Melissas Arm und begleitete sie auf die andere Seite des Trucks, um ihr auf den Beifahrersitz zu helfen.
Wenn er wollte, konnte er ein richtiger Gentleman sein.
Steven saß bereits hinter dem Lenkrad, als Brody zu ihm zurückkam und ihn durch die geöffnete Seitenscheibe musterte. „Ich schätze, du kannst einen kleinen Vorsprung gut gebrauchen, um deine Klamotten zu wechseln. Wenn Kim und der Kleine dich sehen, glauben sie sonst noch, du hättest bei einer Schießerei den Kürzeren gezogen.“
„Gib uns eine Stunde“, entschied Steven nach kurzem Nachdenken, dann fuhr er los.
„Soll ich dich zu Hause absetzen?“, fragte er Melissa, nachdem sie bereits ein paar Hundert Meter zurückgelegt hatten.
Als sie den Kopf schüttelte, verspürte er große Erleichterung.
Auf dem Weg zur Ranch sprachen sie nur wenig, da ihnen der Schreck noch in den Knochen saß. Melissa setzte sich etwas gerader hin, als sie sah, dass im alten Haus Licht brannte und Brads Tourbus verschwunden war. Seinen Platz beanspruchte nun Davis’ und Kims riesiges Wohnmobil.
„Seid ihr ins Haus umgezogen?“
„Ja, aber es kommt uns immer noch eher so vor, als würden wir campen“, antwortete er lächelnd. Es war ein angenehmes Gefühl, wieder einmal zu lächeln, zugleich war es auch etwas eigenartig, so als hätte er es vergessen. „Aber es nimmt Formen an. Matt hat sein Zimmer, ich habe meins, in der Küche ist alles angeschlossen, und die Dusche kann man auch benutzen.“
Sie sah an sich herab, als die Innenbeleuchtung anging, da Steven angehalten und die Fahrertür geöffnet hatte. „Ich sehe ja schrecklich aus“, stellte sie fest.
„Du kannst dir etwas von Kim ausleihen“, erwiderte Steven, während er ausstieg. Bevor er um den Wagen herumgehen konnte, um ihr rauszuhelfen, war sie schon ausgestiegen und auf dem Weg um den Truck. Auf halber Strecke trafen sie sich.
„Ist mit dir wirklich alles in Ordnung, Steven?“, vergewisserte sie sich.
Er wollte sie berühren, zog jedoch im letzten Moment seine Hand zurück. „Man könnte sagen, dass ich mich schon im Jenseits gesehen habe“, antwortete er.
Sie legte einen Arm um ihn, dann gingen sie gemeinsam zum Ranchhaus. Von drinnen bellte Zeke bereits ungeduldig, da er es nicht abwarten konnte, sie zu begrüßen. Allerdings hätte er wahrscheinlich
jeden
Menschen gleichermaßen begeistert empfangen, Hauptsache, es kam jemand, der ihm Gesellschaft leistete.
Im Haus streichelte Steven Zeke erst ausgiebig, dann ging er in die Küche und holte aus dem Schrank unter der Spüle ein paar Müllbeutel. Einen davon gab er Melissa, dann zeigte er nach rechts. „Du gehst zuerst duschen“, sagte er. „An der Badezimmertür hängt ein Morgenmantel.“
„Und was ist mit dir?“, fragte sie besorgt. „Matt wird außer sich vor Angst sein, wenn er dich …“
„Brody sorgt dafür, dass er mich nicht so zu Gesicht bekommt“, erklärte er ihr. Sein Cousin war zwar so ungefähr der unzuverlässigste Mensch, den er kannte, doch wenn es wirklich wichtig war, konnte man darauf vertrauen, dass er einen nicht enttäuschte.
„Trotzdem“, hielt sie dagegen.
Steven dirigierte sie in Richtung Badezimmertür. „Geh schon“, sagte er und schob sie ein Stück vor sich her. „Ich sehe in der Zwischenzeit im Wohnmobil nach, ob ich für dich etwas Passendes finde. Pack deine Kleidung in den Müllsack, es könnte sein, dass die Forensiker sie noch untersuchen wollen.“
Sie nickte, und ohne sich noch mal zu ihm umzudrehen, verschwand sie im Badezimmer.
Er wartete, bis er hörte, dass die Dusche lief, erst dann ging er in sein Schlafzimmer, packte die blutverschmierte Kleidung in einen zweiten Müllbeutel und zog eine alte Jogginghose an, die er eigentlich längst hatte wegwerfen wollen. Nach diesem letzten Einsatz würde er sie endgültig entsorgen. Während er auch Hemd, Socken und Schuhe wechselte, stellte er sich unwillkürlich vor, wie Melissa nackt aus der Duschkabine kam,
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