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Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)

Titel: Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gegenseitig wie magnetisch anziehen. Steven stellte fest, dass er einen Anflug von Neid empfand.
    Zehn Minuten später fuhr der auf Hochglanz polierte Bus auf das Grundstück. Er war ein atemberaubender Anblick.

3. KAPITEL
    B aut Melissas Armbanduhr war es halb sechs. Der Bus aus Tucson und Phoenix sollte alle Passagiere – beispielsweise einen gewissen Byron Cahill – mit Ziel Stone Creek um fünf Uhr abgesetzt haben, um dann nach Indian Rock und Flagstaff weiterzufahren, bevor er sich wieder nach Süden begab. Melissa kannte die Route und den Fahrplan so gut, weil sie während ihrer Zeit auf dem College oft mit dem Bus gefahren war, da sie sich nicht immer einen Wagen hatte leisten können.
    Auch wenn sie sich für gewöhnlich freute, nach getaner Arbeit in ihr Haus zu kommen, war das heute anders. Ihr Zuhause kam ihr mit einem Mal wie ein einsamer, verlassener Ort vor, weil dort niemand auf sie wartete.
    Vielleicht sollte sie Olivias ständigem Gemecker nachgeben – na ja, genau genommen war es kein Meckern, sondern gut gemeinte Fürsorge, wie sie üblicherweise von einer großen Schwester kam –, und tatsächlich einen Hund oder eine Katze adoptieren. Oder sogar einen Hund
und
eine Katze.
    Allein der Gedanke an so viel Fell und Haare ließ sie laut und energisch niesen, doch da ihre Allergietests immer wieder negativ ausgefallen waren, vermutete sie, dass Olivia und Ashley recht hatten, wenn sie behaupteten, es könne sich nur um eine psychosomatische Reaktion handeln.
    Ihre Schwestern waren auch davon überzeugt, dass sie tief in ihrem Innern Angst davor hatte, ihr Herz zu öffnen, weil sie fürchtete, es könnte ihr gebrochen werden. Die beiden wunderten sich außerdem unverhohlen darüber, dass sie nicht niesen musste, wenn sie einem Mann gegenüberstand. Schließlich hatte sie auf den Gebieten Liebe und Romantik eine sehr ausgeprägte Skepsis entwickelt.
    An der Theorie ihrer Schwestern mochte durchaus etwas dran sein. Sie liebte die Kinder in ihrer Familie, aber angesichts der Lage überall auf der Welt erschien ihr schon das riskant genug.
    Wie sollte sie es sich da erlauben, einen Mann zu lieben? Und wie sollte es ihre Sorgen lindern, wenn sie sich um ein Tier kümmerte? Vor allem mit Blick auf die Tatsache, dass die meisten Tiere eine viel kürzere Lebenserwartung hatten als Menschen.
    Ein wenig demoralisiert fuhr sie den Computer herunter und seufzte vor Erleichterung, den Arbeitstag hinter sich gebracht zu haben. Zugegeben, richtig viel hatte sie heute nicht geschafft.
    Es machte ihrem Gewissen zu schaffen, dafür bezahlt zu werden, dass sie den ganzen Tag nichts anderes tat, als ihren Bürostuhl warm zu halten. Schließlich galt bei den O’Ballivans seit der Zeit ihres Gründervaters Sam der Grundsatz, dass der Charakter eines Menschen danach bemessen wurde, was er für die Allgemeinheit tat. Faulpelze konnten nicht darauf hoffen, für ihr Nichtstun bewundert zu werden.
    Doch Melissa sagte sich, dass sie auch gar nicht bewundert werden wollte. Sie verließ ihr Büro und schloss hinter sich ab. An Andreas verwaistem Schreibtisch blieb sie stehen, weil ihr Blick auf den Efeu fiel, der in der Ecke allmählich vertrocknete.
    Es ist nicht meine Pflanze, erinnerte sie sich.
    Es ist ein Lebewesen, und es hat Durst, antwortete sie sich prompt selbst.
    Seufzend legte sie ihre Handtasche weg, suchte nach der alten Kaffeedose, die Andrea immer dann als Gießkanne benutzte, wenn ihr einfiel, dass die Blumen gegossen werden mussten, und ging zur Damentoilette, um die Dose am Waschbecken aufzufüllen.
    Kaum hatte sie etwas Wasser in den Blumentopf gegossen, kam es ihr vor, als würde der Efeu vor ihren Augen aufblühen. Die Blätter wirkten sofort etwas grüner und nicht mehr so verschrumpelt. Melissa nahm sich vor, Andrea noch einmal ins Gewissen zu reden, was es hieß, für etwas Verantwortung zu übernehmen. Ihre Bürohilfe war nicht absichtlich so gedankenlos, vielmehr ließ sie sich einfach viel zu leicht ablenken. Wenn man bedachte, was sie alles durchgemacht hatte, war das aber auch kein Wunder.
    Mit vierzehn war sie von zu Hause weggelaufen und mit dem Bus nach Stone Creek gekommen, mit dem auch Byron Cahill inzwischen vermutlich hier eingetroffen war. Völlig mittellos hatte sie die erste Nacht hinter den Rosenbüschen in der Gartenabteilung des örtlichen Supermarkts verbracht. Als ein Angestellter sie am nächsten Morgen dort entdeckte, rief er kurzerhand Tom Parker an, was einer ganz normalen

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