Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
verzichten“, schlug Matt vor. Wenn er nicht gerade schwimmen ging, hasste er es zutiefst, nass zu werden. „Wo ist mein Zimmer?“
Steven führte ihn durchs Esszimmer. Obwohl es einen ersten Stock gab, würde dort oben niemand schlafen, solange die Renovierungsarbeiten nicht abgeschlossen und die Rauchmelder eingebaut und getestet worden waren.
„Da wären wir“, sagte er, öffnete eine Tür und machte einen Schritt zur Seite, damit Matt das Zimmer betreten konnte. Steven hatte nach dem Rundgang mit dem Makler vor einigen Monaten noch richtig in Erinnerung, dass es sich um ein großzügiges Zimmer mit hohen schmalen Fenstern handelte, durch die viel Licht nach drinnen fiel.
„Und wo ist dein Zimmer?“, wollte Matt wissen, als er in der Mitte des verstaubten Raums stand, den Kopf in den Nacken legte und die Decke anstarrte, als würde er überlegen, ob er in diesem Moment eine Kathedrale irgendwo in Europa besuchte und nicht in einem alten Ranchhaus mitten in Arizona stand.
Lächelnd zeigte Steven mit dem Daumen nach rechts. „Gleich nebenan.“
„Darf ich es sehen?“, fragte Matt neugierig.
„Natürlich“, sagte er und fuhr dem Jungen durchs Haar.
Sein Zimmer war kleiner, der Boden etwas schief, und an den Wänden hatte sich die Tapete großflächig gelöst.
Plötzlich musste Steven an seine teure Wohnung in Denver denken, und fast hätte er laut gelacht. Dort hatte er einen Blick auf die ganze Stadt, dazu einen Fernseher, der auf Knopfdruck eingefahren wurde und in der Decke verschwand. Der Kontrast hätte nicht größer sein können.
„So schlimm ist es gar nicht“, entschied Matt, während er in Ruhe die Folgen von jahrelanger zielgerichteter Vernachlässigung betrachtete.
Steven rieb sich das Kinn und überlegte, was sie machen sollten. „Ich schätze, wir können zurück in die Stadt fahren und ein Zelt kaufen“, schlug er vor. „Das Wetter ist gut, also können wir im Bach baden. Wasser haben wir, kochen können wir am Lagerfeuer, und zum Schlafen gehen wir ins Zelt. Du weißt schon, zurück zur Natur und so.“
Matt grinste. „Irre“, sagte er. „Komm, wir kaufen ein Zelt.“
„Erst mal sollten wir die Ladefläche freiräumen“, meinte Steven. „Sonst haben wir keinen Platz für das Zelt.“
„Oh Mann, ein Zelt kauft man doch nicht fertig aufgebaut“, stöhnte Matt, als sie durch das Haus in Richtung Küchentür gingen. „Die werden zusammengelegt verkauft!“
„Danke, dass du mich darüber aufgeklärt hast.“
Matt passte genau auf, während Steven die Koffer ins Haus trug, dann die Lebensmittel und die Konservendosen, die Schlafsäcke und den Gasbrenner. Nachdem er einfach alles in der Küche abgestellt hatte, kehrte er zum Truck zurück und sah, dass Matt auf der Ladefläche stand und mit einer Hand seine Augen vor der Sonne abschirmte, um eine Staubwolke zu beobachten, die sich langsam dem Ranchhaus näherte.
„Guck mal“, rief der Junge erfreut. „Da kommt jemand!“
Mit Erleichterung nahm Steven zur Kenntnis, dass der große rote Truck tatsächlich auf dem Weg zu ihnen war, ansonsten wäre Matt zweifellos tief enttäuscht gewesen.
Er sah genauer hin, als der Truck nahe genug war, und erkannte seine Cousine Meg, die sich aus dem Beifahrerfenster lehnte und ihnen zuwinkte. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und in ihrem hellblonden Haar fing sich das Licht. Ihr Ehemann Brad lenkte den Wagen.
Kaum hatte der Truck gehalten, da riss Meg die Tür auf, sprang heraus und rannte über den Hof, um sich Steven an den Hals zu werfen. „Da bist du ja!“, rief sie glücklich.
Es war lange her, seit er sich das letzte Mal irgendwo so willkommen gefühlt hatte. Hinter ihm kletterte Matt hastig von der Ladefläche, weil er nicht ausgeschlossen bleiben wollte.
Unterdessen stieg Brad aus dem Wagen und kam zu der kleinen Gruppe. Die beiden Männer gaben sich die Hand, während Meg sich hinhockte, um Matt zu begrüßen.
„Und du bist bestimmt Matt“, sagte sie und lächelte ihn an.
Der Junge nickte. „Und du bist Stevens Cousine“, erwiderte er. „Aber ich habe vergessen, wie du heißt.“
„Meg“, antwortete sie.
Brad, der in seiner alten Jeans, dem langärmeligen Leinenhemd und den ramponierten Stiefeln wie ein waschechter Rancher aussah, deutete über die Schulter auf das Haus. „Ich hatte gedacht, es würde sich in einem etwas besseren Zustand befinden.“
Währenddessen hatte Meg sich wieder aufgerichtet, stützte die Hände in die Hüften und musterte
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