Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
gar nicht.“ Noch immer verrieten weder Andreas Tonfall noch ihre Miene Verärgerung.
Melissa legte eine Hand auf den Unterarm der jungen Frau. „Okay, wenn Sie meine Meinung wirklich wissen wollen: Byron macht im Moment große Umgewöhnungen durch, er hat jetzt viel um die Ohren und Sie ebenfalls. Vielleicht wäre es besser, wenn erst mal ein wenig Ruhe einkehrt, bevor Sie … bevor Sie sich zu eng an ihn binden.“
Andrea versteifte sich ein wenig. „Weil er im Gefängnis war?“
„Zum Teil deswegen“, antwortete Melissa. „Aber auch weil Sie beide noch sehr jung sind.“
„Alles klar“, gab Andrea knapp und frostig zurück, während sie auf dem Absatz kehrtmachte und das Büro verließ. „Ich bringe Ihnen gleich die Anrufnotizen.“
Nachdenklich und noch immer von schmerzenden Knochen geplagt, stellte Melissa ihre Handtasche weg und setzte sich an den Schreibtisch, um den Computer hochzufahren.
Als es klopfte, sah sie hoch und entdeckte Tom. Sie lächelte ihn an, aber selbst dabei hatte sie Schmerzen.
Tom sah in Andreas Richtung, dann trat er ein und schloss die Tür hinter sich. „Es gibt Probleme“, erklärte er.
Melissa sah ihn verwundert an. „Setz dich, Tom“, bat sie ihn.
Er schüttelte den Kopf. „Die Nachbarn von Ashley und Jack haben sich beschwert. Wegen der Gäste. Das Ganze ist eine etwas … delikate Angelegenheit, und ich wollte erst mit dir darüber reden, bevor ich hinfahre.“
Verdammt, dieser Haufen geriatrischer Gesetzloser war wieder nackt aus dem Haus gegangen, und diesmal hatte man sie gesehen.
Das konnte sie überhaupt nicht gebrauchen, ganz zu schweigen davon, dass es eigentlich Ashleys Problem sein sollte und nicht ihres.
Tom setzte eine diplomatische Miene auf, doch in seinen Augen bemerkte sie ein Funkeln, und es schien Melissa so, als habe er es gar nicht so eilig, sein Anliegen vorzubringen. „Es geht um Ruhestörung“, sagte er schließlich.
„Was heißt hier Ruhestörung?“, fragte Melissa und verdrehte die Augen.
„Offenbar drehen sie die Stereoanlage ganz auf, um auf der Terrasse hinter dem Haus Tango zu tanzen.“ Seine Augen blitzten amüsiert. „Die Crockett-Schwestern sind in Sorge, dass der Lärm ihren Fischen Angst macht.“
„Ihren
Fischen
?“
„Du weißt schon, diese vornehmen Goldfische, die sie im Garten haben.“
„Und warum ist das mein Problem?“
„Weil Ashley und Jack dich zu ihrer Vertretung gemacht haben, was das Bed & Breakfast angeht. Ich dachte mir, du möchtest wissen, was da los ist.“
„Lieber Himmel“, stöhnte sie.
Tom lachte. „Natürlich werde ich hinfahren und mit den Leuten reden. Ich bin mir sicher, dass sie das nicht getan haben, um irgendjemanden zu ärgern. Du kannst mitkommen, wenn du möchtest. Das überlasse ich ganz dir.“
„Ich komme besser mit.“
„Keine schlechte Idee“, meinte er und nickte nachdenklich. „Aber soll ich für alle Fälle vorgehen?“
„Für alle Fälle? Was soll das heißen?“, gab sie gereizt zurück. Die Schmerztabletten ließen ein wenig in der Wirkung nach. „Soweit ich weiß, ist Tango kein gefährlicher Sport. Zumindest nicht für die Zuschauer.“
Tom warf ihr einen ironischen Blick zu, während er ihr die Tür aufhielt. Als sie vor ihm das Büro verließ, stand Andrea gerade auf, um mit ein paar rosa Notizzetteln zu ihr zu kommen. Die junge Frau sah blass aus, unter den Augen hatte sie dunkle Ränder.
„Irgendetwas Wichtiges?“, wollte Melissa wissen.
„Ich weiß nicht so genau“, gestand ihr Andrea. „Es gab einen Anruf von einer Frau, die sich darüber beschwert, dass einer ihrer Nachbarn zu viel Toilettenpapier gekauft hat – viel mehr, als man verbrauchen kann, vor allem wenn man allein lebt.“
Melissa zog die Stirn in Falten.
Tom dagegen musste lachen und stieß einen leisen Pfiff aus, der Elvis dazu veranlasste, durch den langen Gang zu ihm gejagt zu kommen. „Klingt nach dem Theater, mit dem sich Tante Ona jedes Jahr herumschlagen muss, wenn die Rodeozeit naht.“
„Mr Creed hat ebenfalls angerufen“, fuhr Andrea fort. „Ich nehme an, er hat Ihre Privatnummer nicht. Auf jeden Fall lässt er ausrichten, dass es ihm und Matt vorgestern Abend sehr gut geschmeckt hat und dass die beiden sich gern so bald wie möglich revanchieren möchten.“
Melissa, die immer noch über Toms rätselhafte Bemerkung nachdachte, wurde etwas rot im Gesicht. „Okay“, sagte sie, während sie Andreas Blick auswich. Toms Grinsen konnte sie
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