Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
bestimmen zu wollen, dass die Paradewagen nicht mit Toilettenpapier geschmückt werden.“
„Die Sache mit dem Toilettenpapier“, begann Melissa und beugte sich über den Tisch, „muss das Komitee klären. Ich will damit nichts zu tun haben.“
„Aber Sie sind die Vorsitzende“, wandte Adelaide ein.
Wofür ich Tom Parker würgen könnte, dachte Melissa.
„Ich bin auch die Staatsanwältin fürs County“, hielt sie dagegen.
„Dann sollten wir besser eine Sitzung einberufen und die Sache klären“, beschloss Adelaide in ihrer bestimmenden Art. „Wie wäre es mit heute Abend? Wir könnten vielleicht den Gemeinschaftsraum der Creekside Academy bekommen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Quiltclub ihn bereits reserviert hat. Außerdem liegt Ihr Haus viel zentraler für uns alle.“
Das ist es, dachte Melissa. Eine außerordentliche Sitzung des Paradekomitees war genau die richtige, wenn vielleicht auch etwas fadenscheinige Ausrede, die sie brauchte, um das Abendessen mit Steven in Brads luxuriösem, aber relativ beengtem Tourbus abzusagen.
Dumm nur, dass sie das Abendessen gar nicht absagen wollte.
„Tut mir leid, aber ich habe schon etwas vor“, erklärte sie. „Das Treffen können Sie trotzdem einberufen. Ich werde mich der Entscheidung anschließen, die mehrheitlich getroffen wird.“
„Hat das was mit diesem Creed zu tun?“, fragte Adelaide geradeheraus. In ihren Augen funkelte es neugierig. „Erst ein Abendessen, dann ein Mittagessen. Ts, ts, ts. Sieht ja ganz so aus, als hätten Sie das Kapitel Dan Guthrie endlich abgeschlossen. Wurde auch Zeit.“
„Das Kapitel Dan Guthrie habe ich schon vor langer Zeit abgeschlossen“, stellte Melissa klar, und das stimmte auch. Nur die Kinder fehlten ihr immer noch, und sie trauerte dem Leben nach, das sie damals erwartet hatte. War das nicht mindestens ein bisschen verrückt?
Adelaide kicherte mädchenhaft, stellte den Kaffeebecher ab und stand auf. „Außerdem geht mich das gar nichts an“, erklärte sie fröhlich. „Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen die Bastelanleitung für das Hochzeitskleid meiner Nichte.“
„Danke“, sagte Melissa. „Aber dafür werde ich in nächster Zeit keine Verwendung haben.“ Sie erhob sich ebenfalls und begleitete Adelaide in den Korridor.
Kaum hatte die ältere Frau das Gebäude verlassen, marschierte Melissa in Toms Büro. Er hatte die Füße auf die Schreibtischplatte gelegt, während er eine Akte durchsah.
„Ich steige aus!“, warf Melissa ihm beim Hereinkommen an den Kopf.
„Was?“, fragte Tom, nahm die Beine runter und stand auf.
„Ich steige bei diesem verdammten Komitee aus!“
Elvis, der neben dem Wasserspender lag, gab ein leises Winseln von sich.
„Ich hätte nie gedacht, dass du einfach aufgibst“, meinte Tom amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust.
Natürlich wusste sie, dass er sie mit seiner Bemerkung nur manipulieren wollte, aber ihre Wangen glühten schon jetzt vor Wut. „Na, dann wirst du eben umdenken müssen, Freundchen“, fauchte sie ihn an.
„‚Freundchen‘?“, wiederholte er grinsend.
„Ich muss verrückt gewesen sein, mich von dir zu so was überreden zu lassen“, fuhr sie fort und tigerte in seinem Büro auf und ab, während sie die Arme um sich schlang, um nicht wie wild herumzufuchteln. „Warum kann Bea Brady nicht das Komitee leiten? Oder Adelaide Hillingsley? Die beiden interessiert wenigstens, was sie da machen, was man von mir nicht sagen kann!“
„Langsam, langsam“, gab Tom zurück. „Jetzt beruhige dich erst mal. Würde Adelaide das Projekt leiten, dann würde Bea Theater ohne Ende machen, und umgekehrt wäre es nicht anders. Damit würde es zum ersten Mal seit über fünfzig Jahren keine Parade geben, um die Rodeotage zu eröffnen.“
„Dann mach
du
es doch!“, herrschte sie ihn an. „Ich werde jedenfalls nicht die nächsten Wochen damit verbringen, einen Streit über Toilettenpapier zu schlichten!“
Zumindest gab Tom sich Mühe, nicht laut zu lachen. Stattdessen schnalzte er mit der Zunge und schüttelte den Kopf. „Melissa, Melissa“, sagte er. „Stone Creek braucht dich!“
10. KAPITEL
S tone Creek braucht dich“
, murmelte Melissa, die immer noch unter dem Eindruck der Unterhaltung mit Tom Parker vom Nachmittag stand. Mittlerweile war es halb sechs, sie hatte geduscht und die ungewohnte Kombination aus Rock und Sweater gegen ein noch ungewohnteres schwarzes Sommerkleid mit großen weißen Punkten eingetauscht sowie
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