Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
Wort, was Melissa nur mit einem ungläubigen Blick kommentierte.
„Das klingt gut“, erwiderte Adelaide und betrat mit aufholenden Schritten das Allerheiligste, als wäre es ihr Büro. „Für mich bitte mit etwas Milch und zwei Stück Zucker.“
„Für mich nichts, danke“, sagte Melissa ein wenig gereizt, dann drückte sie die Tür energisch hinter sich zu.
Adelaide, die wie üblich eine bedruckte Baumwollbluse und eine Jeans mit elastischem Hosenbund trug, setzte sich hin, ohne Melissas Aufforderung abzuwarten. „Irgendjemand sollte Bea Brady dringend empfehlen, sich mit wirklich wichtigen Dingen zu befassen“, begann sie ohne Vorrede. „Meine Nichte hat ein Hochzeitskleid ganz aus Toilettenpapier getragen und fantastisch darin ausgesehen. Die Fotos schwirrten noch monatelang im Internet herum.“
Melissa nahm am Schreibtisch Platz und gab sich alle Mühe, einen ernsten Eindruck zu machen. „Ich habe mir die Vorschriften für die Parade angesehen“, begann sie in würdevollem Tonfall, „und es existiert tatsächlich ein Verbot, die Motivwagen mit Toilettenpapier zu dekorieren.“
Adelaide winkte unbeeindruckt ab. „Und was ist mit der Kreativität? Und der Fantasie? Und dem überlegten Umgang mit unseren Mitteln, die – falls Sie es noch nicht gemerkt haben – jedes Jahr weniger werden?“
„Adelaide“, erwiderte Melissa, nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, „Kreativität, Fantasie und kluger Umgang mit dem Geld sind alles wichtige Dinge. Aber dieses Thema sollte innerhalb des Komitees diskutiert werden, nicht hier, und schon gar nicht während meiner Arbeitszeit.“
„Dass Sie aber auch immer so eine … eine Anwältin sein müssen“, beklagte sich Adelaide, schaute sich um und ergänzte: „Ich kann nirgendwo Verbrecher entdecken, die darauf warten, von Ihnen vor den Richter geschleift zu werden.“
Melissa rang sich zu einem schwachen und sehr diplomatischen Lächeln durch. Sie war dazu erzogen worden, älteren Menschen mit Respekt zu begegnen. Außerdem war Adelaide die Gruppenführerin gewesen, als sie und Ashley bei den Pfad-finderinnen gewesen waren. Und nach Delias Verschwinden hatte sie sie eine Weile bemuttert, auch wenn diese Formulierung etwas weit hergeholt war. „Ich glaube, darum geht es nicht, oder?“, entgegnete sie ruhig. „Zugegeben, wir sind hier nicht in Maricopa County, wo die Gerichte mehr als genug zu tun haben. Trotzdem habe ich geschworen, meine Arbeitskraft in den Dienst dieses Amtes zu stellen, Adelaide, und ich habe nicht vor, daran irgendetwas zu ändern.“
Andrea kam mit einem Becher Kaffee herein und überreichte ihn Melissas Besucherin. Dann sah sie ihre Chefin an und sagte: „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich heute gern etwas früher gehen. Im Moment ist ja sowieso nicht viel zu tun.“
Melissa zwang sich weiterzulächeln, während sie innerlich vor Wut schnaubte. Andreas Timing hätte nicht schlechter sein können. „Gehen Sie ruhig.“
„Es ist nur so, dass beim Zahnarzt ein Termin frei geworden ist“, erklärte ihre Assistentin, während sie ein rotes Gesicht bekam. „Wenn ich meine Zähne heute säubern lasse, muss ich nicht am Samstagmorgen hin.“
Offenbar hatte Adelaide es nicht eilig, zu ihrer Arbeit zurückzukehren, sondern schlürfte genüsslich ihren Kaffee. „Hat Ihnen eigentlich schon jemand aus dem Komitee gesagt, wie dankbar wir Ihnen dafür sind, Melissa, dass Sie sich bereit erklärt haben, für die arme Ona Frame einzuspringen?“
„Jetzt versuchen Sie doch nur, sich bei mir einzuschmeicheln“, konterte Melissa und lächelte wieder. So verärgert sie auch war, sie mochte Adelaide Hillingsley dennoch sehr gern, und daran änderte auch die momentane Situation nichts.
Ihre Besucherin warf einen Blick auf die Stelle, an der eben noch Andrea gestanden hatte. „Es scheint die beste Methode, um mit Ihnen zurechtzukommen“, gab sie zurück und machte einen zufriedenen Eindruck. „Dieser Job ist für die junge Frau die Rettung gewesen. Weiß der Himmel, was aus ihr geworden wäre, wenn sie nicht das große Glück gehabt hätte, in Stone Creek zu landen.“
„Nur dass ich im Moment Lust hätte, sie höchstpersönlich zu würgen“, gab Melissa freimütig zu.
Adelaide trank noch einen Schluck Kaffee und zog ein wenig die Augenbrauen hoch. Schließlich sagte sie nachdenklich: „Wie ich gehört habe, geht sie mit diesem Cahill-Jungen aus. Die Leute sollten sich lieber
darüber
Gedanken machen, anstatt
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