Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
aufhielt.
„Ich bin sehr stolz auf dich“, erklärte Melissa und eilte in ihr Büro, um ihre Handtasche zu holen. Andrea war noch nicht aus der Pause zurückgekehrt.
„Ich stelle auch eine Bedingung“, verkündete Tom, als sie beide im Streifenwagen saßen.
Melissa verspürte ein leichtes Unbehagen. „Was für eine Bedingung?“
„Eine gerechte. Wenn du dabei bist, wie ich Tessa zum Tanz einlade, habe ich bei dir das gleiche Recht. Ich will anwesend sein, wenn du Creed fragst.“
Das könnte unangenehm werden, überlegte sie. Ihre letzte Unterhaltung war nicht gerade freundschaftlich verlaufen. Abgesehen davon gab es einen ganz erheblichen Unterschied, denn sie hatte mit Steven geschlafen. Zwischen Tom und Tessa war dagegen eindeutig noch nichts gelaufen.
Aber wie sollte sie Toms Ansinnen ablehnen, ohne ihm die Gründe zu erklären? Und auf keinen Fall wollte sie zugeben, dass sie mit dem Mann die letzte Nacht verbracht hatte, auch wenn Tom bereits einen Verdacht in dieser Richtung geäußert hatte.
„Einverstanden“, sagte sie schließlich. Sie konnte sich später immer noch überlegen, wie sie da wieder rauskam.
Vor dem Sunflower Café hatte Alice McCoy ihr motorisiertes Dreirad abgestellt und verteilte Strafzettel an Falschparker. Als sie Tom sah, winkte sie ihm von einem Gesetzeshüter zum anderen zu. Er erwiderte die Geste, wirkte aber ein bisschen blass um die Nasenspitze. Melissa wusste, dass er schrecklich nervös war.
Sie konnte sogar mit ihm mitfühlen, jedenfalls bis zu dem Augenblick, als sie das Café betraten und sie Steven auf jenem Hocker sitzen sah, auf dem er ihr das erste Mal aufgefallen war. Er trank einen Kaffee und sprach mit Alex Royce, einem Architekten aus Indian Rock.
Seine Augen begannen zu funkeln, und er verzog den Mund zu einem flüchtigen Lächeln, als er sie sah. Tom war so erfreut über ihre Verlegenheit, dass er darüber einen Moment lang seine eigene Mission vergaß.
„Wir machen nur eine Kaffeepause“, sagte Melissa im Vorbeigehen zu Steven und war dabei womöglich etwas zu laut. Denn kaum hatte sie das ausgesprochen, verstummten alle anderen Gäste im Lokal und drehten sich zu ihr um. Ein paar von ihnen lächelten und widmeten sich dann wieder ihrem Essen.
Steven sprach kurz mit Alex und stand dann auf, um sich zu Melissa und Tom zu stellen. „Hast du dich inzwischen wieder etwas beruhigt?“, fragte er ernst und sah Melissa tief in die Augen.
Ihr Gesicht lief rot an, und jede Erwiderung blieb ihr im Hals stecken, was Tom mit einem breiten Grinsen kommentierte, da er ihr Unbehagen offenbar sehr genoss.
„Anscheinend nicht“, stellte Steven fest und beantwortete damit seine eigene Frage.
Melissa sah ihn wütend an. Wie sollte sie einen so unverschämten Mann fragen, ob er mit ihr zum Tanz gehen wollte, noch dazu, wenn die halbe Stadt anwesend war und auf jedes ihrer Worte lauschte?
„Mir geht’s gut“, entgegnete sie schließlich krächzend.
„Freut mich, das zu hören“, sagte er.
In diesem Moment stieß Tom sie leicht mit dem Ellbogen an. „Nun mach schon“, flüsterte er so auffällig, dass man ihn wahrscheinlich noch in der Küche hören konnte. „Lad ihn zum Tanzen ein.“
Melissa überlegte, wie ihre Chancen standen, Tom dafür zu erwürgen, und kam zu dem Schluss, dass zu viele Leute anwesend waren, die als Augenzeugen gegen sie aussagen würden. Also musste sie ihn leben lassen, zumindest vorläufig.
Stevens Lächeln war noch triumphierender als einen Moment zuvor. Er hätte ihr irgendwie aus der Situation helfen können, hätte etwas sagen können, aber kein Laut kam über diese Lippen, die so sehr zum Küssen verführten. Stattdessen stand er nur da und sah sie abwartend an.
Schließlich räusperte sie sich und begann zu reden, wobei sie genau wusste, dass jeder im Café die Ohren gespitzt hatte, um auch ja alles mitzubekommen. „Am Samstag findet in der Grange Hall ein Tanzabend statt“, sagte sie, da ihr keine andere Wahl blieb. „Ich hatte überlegt, ob du vielleicht hingehen möchtest.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Mit mir, meine ich natürlich.“
Steven beugte sich ein Stück weit vor, wobei er sie zwar nicht berührte, doch sein Atem verursachte ein wohliges Kribbeln auf ihren Lippen. „Ja“, antwortete er. „Ich werde mit dir zu diesem Tanz gehen, Melissa O’Ballivan. Aber nur, wenn du mir versprichst, mich mit deinem Roadster abzuholen.“
Ihre Anspannung ließ ein wenig nach.
„Was ist da
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