Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
leicht erstickter Stimme.
Er beugte sich vor, und sie sah das Funkeln in seinen Augen. „Weil du längst was mit ihm hast“, erklärte er triumphierend. „Darum war ich mir so sicher.“
„Wer behauptet, dass ich was mit ihm habe?“
„Du selbst, natürlich. Oder meinst du, ich kann nach so vielen Jahren als Cop keine Körpersprache lesen? Verdammt, Melissa, du hättest es genauso gut von einem Flugzeug an den Himmel schreiben lassen können. Ich habe gesehen, wie deine Halsschlagader pulsierte, als ihr beide euch gegenübergestanden habt.“ Er hielt kurz inne und spreizte die Hände, wie es seine Art war. „Muss ich noch mehr sagen?“
„Ach, halt einfach die Klappe“, knurrte Melissa, gerade als sich Steven ihrem Tisch näherte.
Sie liebte die Art, wie er ging, diese lässige, selbstsichere Art. Sie liebte auch noch einige andere Dinge, die er tat, doch darum ging es jetzt nicht.
Dieser Mann bedeutete Ärger. Die Art, wie sie heute Morgen aneinandergeraten waren, sollte eigentlich für jedermann Beweis genug sein, auch für sie.
Was also tat sie da eigentlich?
„Ich freue mich schon auf Samstag“, sagte Steven, als er an ihrem Tisch ankam.
„Ich mich auch“, entgegnete Melissa, obwohl sie nichts in dieser Art hatte sagen wollen. Sie brauchte dringend Abstand zu ihm und zu allem anderen, damit sie sich wenigstens im Ansatz darüber Klarheit verschaffen konnte, was sie wirklich wollte – auch wenn sie am liebsten aufgestanden und mit zu ihm nach Hause gefahren wäre.
Steven sah auf seine Armbanduhr. „Es wird Zeit, Matt abzuholen“, meinte er.
Der Gedanke an den kleinen Jungen erwärmte Melissas Herz. „Grüß ihn von mir.“
„Werde ich machen.“ Er nickte Tom zu und ging.
Nachdem er gegangen war, musste Melissa lange auf die Stelle gestarrt haben, an der Steven eben noch gestanden hatte. Denn als sie sich wieder zu Tom umdrehte, grinste er sie an.
Sie schnitt eine Grimasse, erwiderte aber nichts, zumal Tessa in diesem Moment an den Tisch kam, um ihnen den Kaffee zu bringen. Außerdem stellte sie jedem noch ein Stück Kuchen hin.
„Danke“, sagte Tom und wirkte wieder so schüchtern wie zuvor.
Melissa zog die Gabel aus der Serviette und stürzte sich auf den Kuchen. Sie hatte nur einen Becher Joghurt gegessen, was eindeutig nicht lange vorhielt, da sie mit einem Mal das Gefühl hatte, halb verhungert zu sein.
Bedräng sie nicht zu sehr, meldete sich eine warnende Stimme in Stevens Kopf, als er den Truck aufschloss.
Er wollte auf der Stelle kehrtmachen, ins Café gehen, Melissas Hand nehmen und mit ihr zusammen nach Hause fahren. Er wollte die Meinungsverschiedenheit von heute Morgen aus der Welt schaffen, damit er sie wieder lachen hörte. Er wollte sehen, wie ihr Haar in der Nachmittagssonne glänzte, und ja, er wollte sie wieder lieben.
Steven atmete tief durch, stieg ein und ließ den Motor an. Ganz langsam, Cowboy, ermahnte er sich. Sie war eine vielschichtige Frau, so viel stand fest. Im Bett war sie eine Tigerin, und so hatte sie sich auch heute Morgen aufgeführt, als sie sich im Büro des Sheriffs begegnet waren. Und trotzdem errötete sie wie eine Zwölfjährige, wenn es darum ging, ihn zu einem Tanzabend einzuladen.
Während er vom Parkplatz auf die Straße bog, schüttelte Steven den Kopf, weil er sich nur darüber wundern konnte, was in ihm vorging. Was genau das war, wusste er selbst nicht, wohl auch, weil er so noch nie zuvor empfunden hatte. Noch nie hatte er alles über eine Frau wissen wollen.
Ein paar Minuten später erreichte er die Creekside Academy, wo Elaine Carpenter Matt nach draußen brachte. Der Junge, der ein großes Blatt von einem Malblock in einer Hand hielt, sah kurz zu Steven und wandte sich dann wieder Elaine zu.
Steven stellte den Motor ab und ging zu den beiden, die auf dem Gehweg vor dem Eingang zur Academy warteten.
„Ich habe ein Bild gemalt!“, rief Matt, als Steven sich vorbeugte, um ihn auf den Arm zu nehmen.
„Genau wie gestern hat er sich auch heute wieder mustergültig benommen“, sagte Elaine lächelnd zu Steven.
„Das freut mich“, erwiderte er.
„Willst du mein Bild nicht angucken?“, brüllte Matt ihn nahezu an.
Lachend wandte Elaine sich ab und ging zurück ins Gebäude.
„Aber klar“, versicherte er dem Jungen. „Lass uns aber erst mal in den Truck einsteigen.“
Er trug den Jungen zum Wagen und setzte ihn in seinen Kindersitz, während Matt die ganze Zeit über mit dem Papier vor Stevens Gesicht
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