Die Creeds: Wenn ein Herz nach Hause kommt (German Edition)
erinnerte, dass ein Kind anwesend war und er auf derbe Flüche ebenso verzichten musste wie darauf, seine Faust in Brodys Gesicht zu platzieren. „Aber du bist nicht Onkel Conner, oder?“
Brody stieg aus und schob den Hut zurecht, der so wie all seine Sachen schon bessere Zeiten erlebt hatte. „Richtig“, antwortete er und hielt Matt die ausgestreckte Hand hin. „Ich bin sein Bruder Brody. Und wer bist du?“
„Matt Creed“, erwiderte der Junge und sah den Mann immer noch mit großen Augen an.
Mit ernster Miene gaben sie sich die Hand.
„Das Rodeo ist erst in drei Wochen“, warf Steven ein.
Brodys eisblaue Augen fixierten Steven. „Keine Sorge, Boston“, gab er gemächlich zurück, während er das Hemd in die Hose schob. „Ich bin nur auf der Durchreise.“
„Warum sagt er ‚Boston‘ zu dir, Dad?“, wollte Matt wissen.
„Das erkläre ich dir später“, vertröstete ihn Steven, verwuschelte ihm das Haar und drückte ihm den Schlüsselbund in die Hand. „Lass lieber Zeke aus dem Bus. Bestimmt kneift er schon die Hinterläufe zusammen.“
Matt sah Brody noch einmal interessiert an, dann rannte er zum Bus.
Als die beiden Männer allein waren, verschränkte Brody die Arme und musterte Steven. „Ein schönes Fleckchen Land hast du hier“, sagte er.
Vielleicht war das als Stichelei gedacht, schließlich waren das Haus und die Ranch in einem erbärmlichen Zustand, aber ganz sicher war sich Steven nicht, also entgegnete er ruhig: „Danke.“
„Hör zu“, fuhr Brody fort und rieb sich das unrasierte Kinn. „Wenn du willst, dass ich mich gleich wieder aus dem Staub mache, musst du das nur sagen.“
Steven legte eine Hand auf die vordere Stoßstange des Trucks und musste lächeln, als seine Jugenderinnerungen erwachten. „Du bist hier willkommen, Brody“, erwiderte er. „Und das weißt du auch ganz genau.“
Wieder reagierte Brody mit einem belustigten Grinsen. „Wann hast du denn geheiratet?“, erkundigte er sich und deutete dabei auf Matt, der inzwischen Zeke aus dem Bus gelassen hatte und nun mit ihm auf dem Hof herumtollte.
„Habe ich nicht.“
„Verstehe.“
„Nein“, widersprach Steven ihm und klopfte ihm auf den Rücken, um ihn zum Bus zu lotsen. „Das verstehst du nicht. Und außerdem: Wo hast du die ganze Zeit über gesteckt?“
13. KAPITEL
M elissa kam sich vor wie ein junges Mädchen, da sich ihre Gedanken nur noch darum drehten, was sie am Samstagabend anziehen sollte. Als sie nach Feierabend das Büro verließ, beschloss sie, sich nicht länger selbst damit verrückt zu machen. Stattdessen würde sie am Bed & Breakfast vorbeifahren, um nach den Gästen zu sehen. Ashley kam heute aus Chicago zurück, und Melissa wollte reinen Gewissens sagen können, dass sie sich um die Pension gekümmert hatte.
Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie mit dem Roadster den Parkplatz hinter dem Rathaus verließ. Es wehte eine angenehme Brise, die Sonne strahlte vom Himmel, und Melissa war froh, dass sie heute Morgen das Verdeck nicht geschlossen hatte, obwohl ihre Haare vom Fahrtwind hoffnungslos zerzaust wurden.
Als sie das Bed & Breakfast erreichte, parkte vor der Garage ein vertrauter SUV, dessen Anblick ihre Laune noch einmal hob. Ashley, Jack und Katie waren endlich zurück.
Sie stellte ihren Wagen am Bürgersteig ab, möglicherweise etwas zu nah am Hydranten. In letzter Sekunde dachte sie noch daran, ihre Handtasche mitzunehmen. Gleich darauf stürmte sie durch das Gartentor zur Veranda.
Dort stand Ashley, die zweijährige Katie auf dem Arm, und hielt ihr bereits die Tür auf. Die beiden Zwillingsschwestern sahen so grundverschieden aus, dass viele Leute sie nicht einmal für Schwestern gehalten hätten.
Nur ihre Augen verrieten die Verwandtschaft, da sie exakt die gleiche Form und Farbe aufwiesen.
Die beiden umarmten sich, und Melissa stiegen Freudentränen in die Augen. „Du bist
viel zu lange
weg gewesen“, hielt sie ihrer Schwester vor, als sie im Flur standen.
Katie, die so blond war wie ihre Mutter und die dunklen Augen ihres Vaters hatte, streckte die Arme nach Melissa aus, die die Kleine nur zu gern übernahm und ihr einen schmatzenden Kuss auf die etwas klebrige Wange drückte.
„Und das gilt auch für dich, mein Schatz“, sagte sie zu ihrer Nichte.
„Du hast uns auch gefehlt“, entgegnete Ashley. Sie war barfuß und trug weiße Shorts und ein passendes Top, das ihre leichte Bräune betonte. „Komm mit in die Küche“, fuhr sie fort und drehte
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