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Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt

Titel: Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Humor. Allmählich machte ihr die Unterhaltung ein wenig Spaß, wenn sie auch immer noch auf der Hut vor dem Mann war. Ich bin auch nicht gerade verrückt nach verstopften Autobahnen , antwortete sie.
    Ben hakte gleich nach: Lebst du schon immer in Lonesome Bend?
    Sie zögerte, antwortete aber ehrlich. Ich bin vor acht Jahren hierhergekommen. Davor war ich viel auf Reisen.
    Du bist geheimnisvoll , antwortete Ben und fügte ein Zwinkersymbol hinzu.
    Wohl kaum , tippte Carolyn. Ich bin keine Frau mit Vergangenheit oder sonst etwas Aufregendes.
    Es sei denn, meine einwöchige heiße Affäre mit Brody Creed macht eine Frau mit Vergangenheit aus mir, setzte sie in Gedanken hinzu.
    Selbst in diesem Zusammenhang bereitete der Gedanke an Brody ihr ein schlechtes Gewissen, doch sie schüttelte es rasch ab. Es war ja nicht so, dass sie ihn betrog, um Himmels willen.
    Warum hatte sie dann dieses Gefühl?
    Ellie ist gerade nach Hause gekommen , informierte Ben sie, und sie verlangt meine Aufmerksamkeit. Ich frage sie lieber mal, was los ist. Ich hoffe, wir können bald mal wieder chatten, Carol.
    Ich auch , verabschiedete Carolyn sich.
    Lügnerin, rief die Stimme in ihrem Kopf. Du willst diesen Kerl benutzen, um Brody auf Abstand zu halten, sonst nichts. Und, gib es zu, Bens hauptsächliche Anziehungskraft besteht darin, dass er eine kleine Tochter hat.
    „Sei still“, befahl Carolyn der Stimme, fuhr den Computer herunter, schrieb hastig eine Notiz für Zufallskunden und klebte sie an die Eingangstür.
    Ich arbeite heute oben. Klingeln Sie einfach, dann komme ich sofort herunter , schrieb sie in großen Blockbuchstaben.
    Wenn sie beschäftigt war, ging es Carolyn gewöhnlich besser, und entsprechend war sie putzmunter, als sie den Hebel des Bolzenschlosses umlegte und zur Treppe ging.
    Winston, der heute ungewöhnlich zurückhaltend gestimmt war, huschte hinter ihr her und sprang geschmeidig auf seinen gewohnten Aussichtsplatz, die Fensterbank.
    Bevor Carolyn einen kleinen Imbiss für sie beide bereitete, kraulte sie Winston eine Weile.
    Winston bekam seine geliebte halbe Dose Sardinen im eigenen Saft, die er von einem angeschlagenen Porzellantellerchen direkt auf der Fensterbank verzehrte, und Carolyn mümmelte an einem Sandwich mit Erdnussbutter und Gelee, wobei sie mit allen Tischmanieren brach und ohne Teller und im Stehen aß.
    Sie hätte sogar vernünftige Gründe für dieses Benehmen anführen können.
    Erstens stand ihre Nähmaschine auf dem Tisch, an der sie in Kürze wieder arbeiten wollte, und ein verirrtes Geleetröpfchen hätte eine Stoffbahn ruinieren können. Außerdem, wer aß denn schon ein Sandwich vom Teller?
    Wie auch immer, das Sandwich war bald verschwunden, und damit war das Thema erledigt. Carolyn wusch sich noch einmal die Hände, holte den Zigeunerrock und gönnte sich einen süßen Moment, um ihre Kreation zu bewundern.
    Der Rock ist wirklich hinreißend, dachte sie. Sie liebte das Changieren der durchsichtigen Bändchen und Schleifen. Die Rot-, Gold-, Blau- und Grüntöne schienen zu rieseln wie flüssiges Licht.
    Nicht zum ersten Mal überkam Carolyn der verrückte Wunsch, den Rock zu behalten, ihn ihrer eigenen Figur gemäß zu ändern und nie wieder herzugeben. Sie drückte ihn kurz an ihre Brust, als müsste sie ihn gegen einen rasenden Mob verteidigen.
    „Du bist bescheuert“, sagte sie laut zu sich selbst.
    Trotzdem, der Rock war so schön, war dank des raffinierten Farbspiels fast lebendig und ein wahres Kunstwerk. Ihr Werk, geboren aus ihren Träumen und ihrer Fantasie und all den Hoffnungen, die sie als einsames Kind gehegt hatte.
    Dieses eine Teil hätte sie liebend gern behalten, dieses herrliche Stück, durchwoben von Fäden, die in der Tiefe ihres Herzens gesponnen waren.
    Doch zum Glück setzte ihr praktisches Denken schnell wieder ein.
    Sie hatte diese Frage doch schon früher für sich beantwortet, oder? Ein Kleidungsstück wie dieses sollte getragen, gesehen, genossen werden. Und wo sollte sie, Carolyn Simmons aus Lonesome Bend in Colorado, so etwas anziehen?
    Beim Reiten?
    Sicher, hin und wieder gab es Partys, und sie war immer eingeladen, doch die Anlässe waren nie förmlich. Leute grillten in ihrem Garten, mittwochs war der große Bingo-Abend im Keller der Moose Lodge, und alljährlich am Wochenende zum vierten Juli fanden ein Amateur-Rodeo und eine Kirmes statt.
    Etwas wie Glamour erlebte Lonesome Bend nur, wenn die Lodge am dritten Sonnabend jedes zweiten Monats eine

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