Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
Tanzveranstaltung sponserte. Die Musik war live, stets Country-Western, und so gut, dass Leute den ganzen Weg von Denver auf sich nahmen, um dazu zu tanzen.
Die meisten Frauen trugen bei der Veranstaltung Jeans, dazu eine etwas schickere Bluse als gewöhnlich. Und sie gaben sich auch mehr Mühe mit Make-up und Frisur, aber das war schon so ziemlich alles.
Carolyn würde sich zum Narren machen, wenn sie in diesem Rock auftreten würde, ganz gleich, wo.
Sie seufzte und hängte den Bügel mit dem Rock zurück an den Haken hinter der Schlafzimmertür. Sie würde ihn an einemanderen Tag fertig machen, wenn sie sich nicht so sehr wie Aschenputtel fühlte, die in der Ballnacht zu Hause bleiben und den Boden kehren musste.
Entschlossen kochte sie sich eine Tasse Kräutertee und holte die Stoffbahnen hervor, die sie kürzlich auf einem Einkaufstrip in Denver erstanden hatte. Sie wählte einen lavendelfarbenen Baumwollstoff mit zartem Blümchenmuster aus. Vor ihrem inneren Auge sah sie bereits das Endresultat vor sich und musste lächeln. Mittlerweile hatte Carolyn schon so viele Schürzen genäht – rüschige, schlichte, für Kinder und für Erwachsene –, dass sie nicht mehr ausmessen musste.
Das Nähen nahm sie, wie das Reiten, immer völlig in Anspruch. Es sog sie auf und ließ sie ihre Sorgen eine Zeit lang vergessen. Sie verlor sich auf positive Art in der Arbeit und tauchte ausnahmslos erfrischt wieder aus ihr auf.
Die Schürze war in null Komma nichts fertig, ein freches berüschtes Ding mit Spitzenbesatz an den Taschen. Carolyn legte sie entzückt zur Seite, um sie später zu bügeln, und machte sich wieder über ihre Stoffbahnen her. Dieses Mal entschied sie sich für einen schwereren Baumwollstoff, schwarz und braun kariert mit kleinen roten Blümchen in jedem zweiten Karo. Sie genoss das Surren des kleinen Motors, das Blitzen der flinken Nadel und die vertrauten Gerüche nach Appretur und Nähmaschinenöl.
Als Carolyn Schürze Numero zwei gerade fertig genäht hatte, klingelte es unten. Das Geräusch, so alltäglich es auch war, erschreckte sie so, dass sie zusammenfuhr und um ein Haar ihre Tasse mit dem vergessenen und inzwischen kalten Tee umgestoßen hätte.
Ihr Blick glitt zu der Uhr über dem Herd – schon Viertel vor vier? –, und sie erinnerte sich an den Zettel, den sie an der Tür befestigt hatte.
Die Glocke läutete erneut, dieses Mal noch fordernder.
Carolyn wich von ihrer üblichen Routine ab und blicktenicht erst aus einem der Seitenfenster, sondern öffnete gleich die Tür.
Brody stand auf der Eingangsterrasse, mit so finsterer Miene, dass Carolyn erschrak und fürchtete, bei Tricia hätten frühzeitig die Wehen eingesetzt oder jemand hätte einen Unfall gehabt.
Nervös nestelte sie an dem Haken der Insektenschutztür, die sie trennte. Durch das Netz hindurch bemerkte sie Brodys zerknitterte Kleidung, sein wirres Haar und seinen beunruhigenden Gesichtsausdruck.
„Brody … was …“
Irgendwann hatte er seinen Hut abgesetzt, mit dem er sich jetzt gegen den rechten Schenkel schlug. „Darf ich reinkommen?“, fragte er. Und fügte beinahe widerwillig hinzu: „Bitte?“
Carolyns Sorge legte sich ein bisschen, als sie erkannte, dass Brody frustriert war – vielleicht sogar sauer –, aber nicht traurig.
Statt etwas zu sagen, nickte sie abrupt.
Kaum war die Tür offen, stürmte Brody geradezu über die Schwelle und hinterließ damit bei Carolyn unverzüglich den empörenden Eindruck, dass sie niedergetrampelt würde, wenn sie ihm nicht aus dem Weg ging.
Aus Trotz hielt sie die Stellung, und das erwies sich als nicht sonderlich kluge Entscheidung, denn sie stießen zusammen. Dabei war das Knistern zwischen ihnen förmlich greifbar.
„Was?“, wollte Carolyn wissen und spürte, wie sie errötete.
Seine Nase war kaum einen Zentimeter von ihrer entfernt, aus seinen Augen schlugen wilde blaue Blitze, und seine Worte, obwohl ruhig ausgesprochen, trafen sie wie Schläge. „Ich. Mag. Keine. Spielchen.“
Das löste völlig verschiedene Gefühle in ihr aus, von denen ein sich langsam aufbauender Zorn nicht das geringste war. Doch die Mischung enthielt auch einen guten Teil Verwirrungund eine merkwürdige weiche, beängstigende Art von Erregung.
„Wovon redest du?“, fragte sie spitz. Vermutlich wäre es ratsam, einen oder zwei Schritte zurückzuweichen, aber aus irgendeinem Grund konnte sie sich nicht rühren.
„Ich rede“, knurrte Brody, nachdem er seinen Hut ungefähr in die
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