Die Creeds: Wo die Hoffnung lebt
sie.
„Lass sehen, ob du mithältst“, forderte Brody sie heraus.
„Wenn nicht, liegt es an diesem Pferd, nicht an mir“, zischte Carolyn mit zusammengebissenen Zähnen.
Brody lachte jauchzend, lenkte den Falben in die grobe Richtung der Ranch und trieb ihn in nur sechs Schritten vom Schritt über den Trab bis zum vollen Galopp. Das Tier flog geradezu über den unbefestigten Weg. Brody neigte sich tiefüber den Pferdehals, und Mensch und Tier schienen zu einem einzigen prachtvollen Wesen zu verschmelzen.
Stolz dehnte Carolyns Brust und ein Gefühl, noch wilder und intensiver als Freude. Sie gab Conners Pferd den Kopf frei. Dann galoppierten die beiden Tiere Kopf an Kopf über Baugelände und Wirtschaftswege, über nach langer Vernachlässigung rostige Eisenbahnschienen und durch brusthohes Gestrüpp.
Als beide platschend in den Fluss eintauchten, stieß Carolyn einen Schreckens- und Jubelschrei aus. Aber sie stoppte nicht, als das Wasser in ihre Stiefel lief und ihre Jeans zunächst bis zum Knie und dann schenkelhoch durchnässte.
Brody sah sich nach ihr um, und in seinen Augen glaubte sie genau das zu sehen, was sie nie von ihm erwartet hätte: Respekt.
Als sie das jenseitige Ufer erreichten, setzte bei den Pferden Erschöpfung ein. Sie wurden langsamer und mühten sich das steile Ufer hinauf auf das höher gelegene Gelände.
Auf der Straße am Hügelkamm oberhalb des Flusses entlang ließen Carolyn und Brody die Pferde im Passschritt laufen.
Carolyn kannte diese Straße von ihren Ausritten mit Blossom und wusste, dass die eingeschlagene Richtung sie zum Haupthaus der Ranch führte.
Sie war nass, außer Atem und beschwingt. Nur eines war besser als ein Ritt, bei dem man alles gab, und das war die Art von ekstatischem Höhepunkt, die Brody ihr während ihrer Affäre so leicht und so oft beschert hatte.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
Endlich brach Brody das Schweigen. „Tricia hat sicher ein paar Sachen, die dir passen“, sagte er. „Du brauchst trockene Klamotten, je schneller, desto besser.“
Sie sah ihn an, was an und für sich schon ein Zugeständnis war. „Hattest du diesen Sprung ins Wasser etwa geplant ?“,fragte sie. Das würde sie ihm durchaus zutrauen – um sie auf diese Art aus den Kleidern zu bekommen –, andererseits hatte er ja nicht wissen können, ob sie die Herausforderung annehmen würde oder nicht.
Und was auch immer sie von Brody denken mochte, sie glaubte nicht, dass er irgendjemanden einer Gefahr aussetzen würde.
„Nein“, erwiderte er mit einem lässigen Lächeln. Er war genauso nass wie sie, sogar sein Hut tropfte. Er beugte sich vor und tätschelte liebevoll Moonshines Hals. „Aber ich hätte es kommen sehen müssen. Dieses Pferd liebt Wasser.“ Er musterte sie, ein Lächeln in den Augen. „Alles in Ordnung, Cowgirl?“, fragte er.
Etwas in seiner Stimme und der Art, wie er auf dem Pferd saß und sie ansah, berührte Carolyn auf tiefe, unerklärliche Weise.
„Mir geht’s gut“, versicherte sie.
„Du reitest wie ein Comanche.“
Das war ein Kompliment, und Carolyn ließ es auf sich wirken. Erkannte es an. Sie wusste, dass sie es in künftigen einsamen Stunden wieder hervorkramen, sich durch den Kopf gehen lassen und genießen würde wie ein seit Generationen weitergereichtes kostbares Erbstück.
„Du auch“, erwiderte sie. Langsam ritten sie auf das Ranchhaus zu.
„Danke.“
Die Pferde legten wieder an Tempo zu, vermutlich angesichts der Aussicht aufs Striegeln und ein, zwei Ballen Heu, sobald sie im Stall waren.
An der Ranch saßen Carolyn und Brody ab, führten die erschöpften Tiere in ihre Boxen und arbeiteten Hand in Hand zusammen. Sie striegelten die Pferde gründlich, füllten ihre Raufen und trafen sich schließlich im überdachten Gang wieder.
„Beschaffen wir dir erst einmal etwas Warmes zum Anziehen“, sagte Brody und streckte die Hand aus.
Wie eine Schlafwandlerin nahm Carolyn das Angebot an und ließ sich durch den hellen Sonnenschein des frühen Nachmittags führen. Sie hatte damit gerechnet, Conner und Tricia anzutreffen. Die beiden hätten reichlich Zeit gehabt, in Tricias Pathfinder aus der Stadt zur Ranch zu fahren, doch sie waren nirgends zu sehen.
Brody griff Carolyns Hand etwas fester, aber nur ein bisschen und nur kurz.
Als sie ins Haus traten, nahmen Valentino und Barney sie begeistert in Empfang.
„Ich dachte, Conner und Tricia wären hier“, sagte Carolyn.
Brody lächelte. „Um sich um die kostbare Zeit
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